Klinische Neurophysiologie 1985; 16(2): 87-92
DOI: 10.1055/s-2008-1060963
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Somatosensorisch evozierte Potentiale beim komatösen Patienten, ein Vergleich mit klinischem Befund, EEG und Prognose

Somatosensory evoked potentials in patients with coma - comparison with clinical findings, EEG and outcomeF. Reisecker, A. Witzmann1 , W. Löffler1 , F. Leblhuber, E. Deisenhammer, E. Valencak1
  • Neurophysiologische Abteilung und
  • 1Neurochirurgische Abteilung des Wagner-Jauregg-Krankenhauses Linz
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Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

21 comatose patients were examined by somatosensory evoked potentials (SSEP). The findings were correlated with the stage of brainstemhemiation, the EEG and the outcome. We evaluated the early components of the SSEP (N10, N13, N14, P15, N20) in view of presence, latency and interpeak-latency of the potentials. In most cases the percentage of abnormal SSEP increased from caudal to rostral registration sites, but the potential P15 and N20 were equally abnormal. The progression of herniation correlated with increasing abnormality of the potentials. SSEP over the scalp (P15, N20) could not be registered in patients without any EEG-activity (isoelectric). Mean values of latencies and the interpeak-latencies were significantly prolonged in all cases with fatal outcome. Our findings suggest SSEP as a useful tool in the evaluation of brain-dysfunction in comatose patients.

Zusammenfassung

Bei 21 komatösen Patienten wurden somatosensorisch evozierte Potentiale (SSEP) abgeleitet und zu Einklemmungsgrad, EEG und Verlauf in Beziehung gesetzt. Beurteilt wurden die sogenannten frühen Komponenten der SSEP (N10, N13, N14, P15, N20) hinsichtlich Evozierbarkeit, absoluten Latenzzeiten und Interpeaklatenzen. Generell zeigte sich bei allen geprüften Korrelationen, daß der Anteil abnormer SSEP (latenzverlängert, nicht evozierbar) von kaudal nach rostral hin steil ansteigt. Bei den über dem Skalp abgeleiteten Potentialen P15 und N20 zeigten sich dagegen keine Unterschiede mehr. Mit dem Schweregrad der Einklemmung nahm bei allen untersuchten Potentialen auch der Anteil abnormer Veränderungen wesentlich zu. Um ein mehrfaches häufiger fanden sich abnorme Veränderungen aller SSEP auch bei verstorbenen Patienten, im Vergleich zu den Überlebenden. Zwischen den Gruppen mit Allgemeinveränderungen und isoelektrischem EEG fanden sich lediglich in der Evozierbarkeit von P15 und N20 auffallende Unterschiede. Bei allen Patienten mit Kriterien einer ungünstigen Prognose (Bulbärhirnsyndrom, isoelektrisches EEG, verstorben) waren die Mittelwerte der Latenzzeiten und Latenzdifferenzen aller von uns bewerteten Potentiale signifikant verlängert. Aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse halten wir die SSEP zur Beurteilung der Hirnfunktionsstörung und zur Lokalisation bei komatösen Patienten für ein wertvolles Hilfsmittel.

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