Klinische Neurophysiologie 1987; 18(4): 200-206
DOI: 10.1055/s-2008-1060920
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Tageszeitabhängige EEG - Veränderungen bei endogenen Depressionen und Manien

Day-time correlated EEG-Variations in depressive and manic psychosesK.-L. Wendland, U. Rebers, A. Gundel, T. Zarnitz
  • Abteilung Psychiatrie im Zentrum Nervenheilkunde der Universität Kiel und Institut für Flugmedizin der Deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. Köln
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

From 10 endogenous depressive and 10 manic alert but relaxed patients closed-eye-EEG's were registered at 8.00 a.m., 1 2.00 noon, 4.00 p.m., and 8.00 p.m., and recorded on tape for computer processing. Simultaneously each time the body temperature was measured. The findings were compared with corresponding former data of 1 2 healthy young people and 10 healthy aged volunteers.

Results: The peak-frequency of the manic patients proved to be significantly higher than that of the depressive ones, and besides slightly exceeded that of the healthy persons. While in the latter temperature and occipital peak-frequency ascend step by step from the morning to the evening, the depressive patients show a resembling increase only in outlines in the peak-frequency, whereas the temperature already decreases from 4.00 p.m. to 8.00 p.m. In the manic patients peakfrequency and temperature and δ-Power reach their acme at 4.00 p.m., but as well the peak-power as the power of α- and β-frequency-bands show a trough just at 4.00 p.m. In the depressive patients, on the other hand, α-, ϑ- and δ-frequency-bands mainly have their summits at 12.00 noon. Finely the manic patients stand out by most significant band-power-variations between the distinct daytimes, while uninterrupted gradual increasing is extreme rare. In the depressive persons both these events scarcely are found. The healthy volunteers have intermediate positions. All in all the results show, that in endogenous depression circadian variations of EEG-parameters appear disorganized, while in mania a modified organization prevails.

Zusammenfassung

Von 10 endogen depressiven und 10 manischen Patienten wurden um 8.00, 12.00, 16.00 und 20.00 Uhr bei geschlossenen Augen in entspanntem Wachzustand Elektroenzephalogramme abgeleitet und Körpertemperaturen gemessen. Nach rechnergestützter Analyse erfolgte ein Vergleich der EEG-Daten und der Temperaturen beider Gruppen miteinander sowie eine Gegenüberstellung mit vergleichbaren Werten aus Studien an 1 2 gesunden jüngeren Menschen und 10 gesunden über 70jährigen Personen, vor allem in Hinblick auf tageszeitabhängige Veränderungen.

Die Grundrhythmusfrequenzen der Maniker übertreffen okzipital zu den vier Tageszeiten signifikant die der Depressiven; die Werte der Gesunden liegen dazwischen. Während bei den Gesunden Temperatur und okzipitale Peak-Frequenz vom Morgen bis zum Abend schrittweise signifikant anwachsen, nimmt bei den Depressiven lediglich die okzipitale Peak-Frequenz andeutungsweise einen gleichartigen tageszeitlichen Verlauf, wogegen die Temperatur nur bis 16.00 Uhr steigt und danach bereits wieder sinkt. Bei den Manikern erreichen demgegenüber sowohl Grundrhythmusfrequenz als auch Körpertemperatur schon um 16.00 Uhr ihren Gipfel. Signifikante tageszeitabhängige Änderungen von Leistungen in den vier Frequenzbändern kommen bei den Manikern am häufigsten und bei den Depressiven am seltensten vor. Die Gesunden nehmen in dieser Beziehung Mittelstellungen ein. Schrittweiser Anstieg im Laufe des Tages wird bei α- und β-Power der Maniker am Nachmittag durch eine Senke unterbrochen, während deren δ-Power dann bereits ihren Gipfel erreicht. Durchgehend fortschreitende Zunahme von α- und β-Power im Laufe des Tages ist aber auch in den beiden Gruppen von gesunden Personen nur okzipital übereinstimmend zu finden, während ϑ- und δ-Power sich uneinheitlich verhalten. Bei den Depressiven weist nur die β-Aktivität abends über allen drei Hirnregionen ihren Höhepunkt auf, während die anderen Bänder vorwiegend um 12.00 Uhr ihren Gipfel haben.

Insgesamt erscheinen die physiologischen, tageszeitabhängigen Schwankungen der EEG-Parameter bei den depressiven Patienten gestört, bei den Manikern dagegen zwar abgewandelt, aber dennoch auf veränderte Weise organisiert.

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