Klinische Neurophysiologie 1991; 22(1): 3-9
DOI: 10.1055/s-2008-1060731
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Aktivierung des semantischen Speichers durch unterschwellige Wortstimuli? Eine Analyse mit ereigniskorrelierten Hirnpotentialen

Associative activation of the lexicon indexed by event related potentialsT. F. Münte, H. J. Heinze
  • Neurologische Klinik mit klinischer Neurophysiologie der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

There is a hotly debated question as to whether the meaning of a word can be assessed in the lexicon before conscious identification of this word is possible. Some authors have reported shorter lexical decision times for words, which had been preceded by primes, that had been masked below threshold. This effect was taken as evidence for an automatic activation of the lexicon by the unidentified prime.

We report an ERP study using the N400 potential and lexical decision time as an index for associative activation of the lexicon. In a condition with supra-threshold primes the typical acceleration of lexical decision time and reduction of N400 amplitude was found for semantically related target words. In the sub-threshold condition, however, no evidence was found for priming in RT and ERP data.

This pilot data, as well as previous RT studies, question the findings gathered on sub-threshold priming. No dissociation between RT and ERP parameters was found in the present study.

Zusammenfassung

Um die gegenwärtig diskutierte These zu überprüfen, daß Wörter, die aufgrund von Maskierungseffeklen nicht erkannt werden können, dennoch zu einer Aktivierung des semantischen Speichers führen können, wurden ereigniskorrelierte Hirnpotentiale in einer Wort/Nichtwort-Entscheidungsaufgabe bei gesunden Probanden abgeleitet. Es wurden Stimuluspaarc visuell präsentiert, wobei jeweils für den zweiten Stimulus entschieden werden sollte, ob ein Nichtwort oder ein Wort vorlag.

In einem ersten Experiment wurden nach dem ersten Hinweisreiz, der jeweils 200 ms auf dem Bildschirm erschien, diesem verwandte und nicht verwandte Zielreize gegeben. Nur für die dem Hinweisreiz nicht verwandten Zielreize ließ sich eine N400-Komponente in den ereigniskorrelierten Potentialen nachweisen. Als weiteres Zeichen einer semantischen Bahnung für die verwandten Zielreize wurden für diese auch kürzere Wort/Nichtwort-Entscheidungslatenzen gefunden.

In einem zweiten Experiment wurde die Präsentationsdauer für den Hinweisreiz (20 ms) so gewählt, daß dieser nicht mehr identifiziert werden konnte. Im Gegensatz zu Vorberichten, die auch bei derartig schwellennahen Hinweisreizen noch einen Reaktionszeitvorteil für verwandte Zielwörter fanden und dies als Ausdruck einer automatischen Aktivierung des semantischen Speichers auffaßten, wurden im zweiten Experiment weder Reaktionszeit-Korrelate noch ereigniskorrelierte Potentiale einer semantischen Bahnung nachgewiesen. In der vorgestellten Pilotstudie wurde somit keine Dissoziation zwischen Reaktionszeit und N400 gefunden.

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