Klinische Neurophysiologie 1994; 25(3): 190-195
DOI: 10.1055/s-2008-1060259
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klinisch-elektroenzephalographische Korrelationen bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis

Electroencephalographic correlations in patients with tick-borne encephalitisW. Amberger, E. Rumpl
  • Abteilung für Neurologie des Landeskrankenhauses Klagenfurt
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

Within one year 24 patients with tick-borne encephalitis were studied by electroencephalographic and neurological examinations in the first, second and fourth week of disease. A total of 72 EEGs was analyzed. The analysis of BEG revealed six different patterns: 1. intermittent, bilateral, frontal, short-lasting δ/ϑ-activity (bursts) without generalized slowing; 2. bursts with generalized slowing; 3. diffuse slowing; 4. intermittent focal abnormality (δ/ϑ) without generalized slowing; 5. intermittent focal abnormality (δ/ϑ) with generalized slowing and 6. normal EEG. Neurologically patients showed a (1) hyperaesthetic emotional lability state in 13 cases, (2) clouding of consciousness as somnolence or sopor in three and (3) delirium in six cases. Focal neurological deficits or cranial nerve lesions were absent. During the first and second week bursts with or without generalized slowing strongly correlated to the hyperaesthetic emotional lability state. In the second week the number of normal EEGs was the lowest. In this week an increase of cases with delirium was accompanied by an increase of focal EEG abnormalities. In the fourth week there was a further increase of intermittent focal EEG abnormalities, which correlated to the hyperaesthetic emotional lability state, but never was accompanied by focal neurological deficit. Generally, the hyperaesthetic emotional lability state appeared to be correlated to bursts in the first week, but more frequently to focal EEG abnormalities in the further course of disease.

Zusammenfassung

Innerhalb eines Jahres wurden 24 Patienten mit einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) elektroenzephalographisch und klinisch-neurologisch in der ersten, zweiten und vierten Woche der akuten Erkrankung untersucht. Die Gesamtzahl der analysierten EEG-Kurven betrug 72. Im EEG ließen sich sechs EEG-Muster abgrenzen: 1. intermittierende, bilateral synchrone δ/ϑ-Gruppen mit frontaler Betonung (bursts) ohne Verlangsamung der Grundaktivität; 2. Bursts mit Verlangsamung der Grundaktivität; 3. eine diffuse Verlangsamung der Grundaktivität; 4. eine intermittierende lokale Verlangsamung (δ/ϑ) ohne diffuse Verlangsamung; 5. eine intermittierende lokale Verlangsamung (δ/ϑ) mit diffuser Verlangsamung; 6. ein normales EEG. Klinisch-neurologisch wurde bei dreizehn Patienten ein (1) hyperästhetischemotionaler Schwächezustand, (2) bei drei Patienten Bewußtseinstrübungen in Form von Somnolenz und Sopor und (3) bei sechs delirante Zustandsbilder unterschieden. Bei keinem Patienten fanden sich herdförmige zentrale Ausfälle oder Hirnnervenläsionen. In der ersten und zweiten Woche korrelierten Bursts mit oder ohne Verlangsamung der Grundaktivität eng mit dem hyperästhetisch-emotionalen Schwächezustand. In der zweiten Woche war die Zahl der normalen EEG am geringsten. In dieser Woche war auch ein Anstieg der deliranten Zustandsbilder, und mit diesem korrelierend eine Zunahme der herdförmigen Veränderungen im EEG festzustellen. In der vierten Woche war ein signifikanter Anstieg der fokalen EEG-Veränderungen mit einer deutlichen Beziehung zum hyperästhetisch-emotionalen Schwächezustand zu beobachten, aber niemals begleitet von einem herdförmigen neurologischen Defizit. Insgesamt zeigte sich, daß der hyperästhetisch-emotionale Schwächezustand zunächst mehr an die Bursts, im Verlaufe der Erkrankung dann mehr an die fokalen EEG-Veränderungen gebunden war.

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