Klinische Neurophysiologie 1994; 25(2): 117-125
DOI: 10.1055/s-2008-1060249
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

EEG–Veränderungen emotionaler Reaktionen auf Musik

Music induced emotional EEG reactionsG. Brüggenwerth, L. Gutjahr1 , Th. Kulka, W. Machleidt2
  • Max–Bürger–Krankenhaus Berlin,
  • 1Sachsenklinik Bad Lausick, und
  • 2Abteilung für Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication History

Publication Date:
18 March 2008 (online)

Summary

Knowing that different emotions show a specific pattern in the EEG we examined the emotional reaction of 13 persons to different pieces of music with a length of four minutes each. The main components of the feelings were fear for Bartok, aggression for Ungvary and joy for Mozart. We put eight persons into the multivariate analysis of variance (MANOVA) who sensed this emotions „strongly”.

Pairwise comparison of Bartok (fear) and Mozart (joy) showed for Bartok more frontal fast α–activity and entire α–power. Descriptively there is a diminution of temporal and occipital ϑ– and β–power. Ungvary (aggression) shows on the frontal area a higher activity at fast and medium α–power than Mozart, temporal the entire and slow α–power is lower. Furthermore there is a higher β–power, ϑ–power and α–bandwidth for Ungvary. Pairwise comparison Bartok (fear) – Ungvary (aggression) shows for Ungvary a lower frontal entire α–power and more β–activity and α–bandwidth.

The effects on the α–power for Ungvary for the entire sample are nearly quite as good as for the subgroup who sensed the music more intensively. These findings, correlated with high α–, β– and ϑ–power, could be a hint of a less conscious aggression, following the theorie of emotions of Machleidt et al. (12). Listening to music provoke strong feelings, which can be seen partly in the EEG–patterns. Maybe in the future the EEG could be a helping instrument for selection of therapeutical music.

Zusammenfassung

Ausgehend von der Beobachtung, daß unterschiedliche Emotionen ein jeweils spezifisches Muster in der EEG–Analyse aufweisen, untersuchten wir die gefühlsmäßigen Reaktionen von 13 Probanden auf verschiedene Musikstücke, jeweils mit einer Länge von ca. vier Minuten. Aus den Aussagen und Assoziationen der Versuchspersonen im freien Interview ergaben sich folgende hauptsächlichen Gefühlskomponenten: Bartok –Angst, Ungvary – Aggression, Mozart – Freude. Wir nahmen acht Personen in die Multivariate Varianzanalyse (MANOVA), bei denen sich zeigte, daß sie diese Gefühle „stark” erlebt hatten.

In der frontalen schnellen a–Aktivität, wie auch in der a–Gesamtleistung fällt eine Vermehrung bei Bartok (Angst) gegenüber Mozart (Freude) auf. Es findet sich weiterhin deskriptiv temporal und okzipital eine Verminderung von ϑ– und β–Leistung bei Mozart gegenüber Bartok. – Bei Ungvary (Aggression) zeigt sich frontal eine erhöhte Aktivität im schnellen und mittleren α–Anteil gegenüber Mozart, welche sich in der mittleren α–Leistung auch okzipital wiederfindet, temporal jedoch ein gegensätzliches Verhalten aufweist und dort wiederum der Ricbtungstendenz der gesamten– und langsamen α–Leistung entspricht. Es zeigt sich außerdem eine β–Wellonaktivierung bei Ungvary, eine Vergrößerung der α–Bandweite, sowie eine ϑ–Wellenaktivierung temporal links hinten und okzipital. Im Vergleich Bartok (Angst) – Ungvary (Aggression) ist bei Ungvary die langsame α–Leistung insbesondere frontal vermindert, sowie eine Erhöhung der cc–Bandweite hinten temporal und ein Zuwachs der β–Aktivität im hinteren temporalen Bereich und linksseitig frontal und okzipital zu verzeichnen.

Die Veränderungen der α–Aktivitäten sind im Gesamtkollektiv bei der aggressiv erlebten Musik von Ungvary ähnlich deutlich ausgeprägt, wie in der Teilgruppe, mit den als besonders intensiv eingestuften Gefühlen. Dies könnte auf eine weniger bewußt kontrollierte Wirkung der Musik hinweisen, die aufgrund des EEG–Musters mit vermehrter α–, ϑ– und β–Aktivität im Sinne der Emotionstheorie von Machleidt u. Mitarb. (12) als Aggression interpretiert werden könnte. Es werden durch Musik tatsächlich starke Emotionen ausgelöst, welche im EEG teilweise darstellbar sind. Vielleicht lassen sich in Zukunft durch das EEG auch Hinweise auf eine therapeutische Musikauswahl gewinnen.

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