Klin Padiatr 1995; 207(1): 12-16
DOI: 10.1055/s-2008-1046501
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Hörstörungen bei Kindern unter 16 Monaten nach bakterieller Meningitis unter Berücksichtigung der Liquorelastase

Hearing Impairment in Children under 16 Months after Bacterial Meningitis with Reference to Elastase in Cerebrospinal FluidB.  Wilken1 , J.  van Wees1 , F. -K. Tegtmeyer1 , F.  Aksu2
  • 1Klinik für Pädiatrie, Medizinische Universität zu Lübeck
  • 2Abteilung für Neuropädiatrie, Vestische Kinderklinik Datteln
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Hearing impairment as a sequela of acute bacterial meningitis is a well known complication. Dexamethasone therapy in addition to antibiotics is beneficial in the reduction of deafness, implicating that inflammation may be one reason for hearing impairment. The risk of hearing impairment in different types of bacterial meningitis is well studied. In very young children <1.5 years of life the incidence of hearing loss and the possible correlation of laboratory data with the development of deafness is yet unknown.

We therefore examined the brainstem auditory evoked potentials in 25 children between the first month and the 16th month of life who we treated for meningitis during 3 years in our hospital. 11 children were treated with dexamethasone. In 9 children we found abnormal brainstem auditory evoked potentials, which we controlled every 3 months. 7 children had transient conductive hearing impairment with good recovery during the first year after the disease. In 2 cases we found permanent bilateral sensorineural hearing loss. There was a significant relationship between hearing loss and elastase in cerebrospinal fluid. Dexamethasone reduced this relationship.

A screening of hearing should be performed as routine control in all patients with acute meningitis. The association of high elastase in cerebrospinal fluid and later hearing impairment indicates a pathophysiological relation between activation of granulocytes and hearing loss.

Zusammenfassung

Hörstörungen als Folgeschäden einer bakteriellen Meningitis sind bekannt. Über die Rate der Hörstörungen liegen bei Säuglingen und Kindern unter 18 Monaten keine ausreichenden Daten vor. Die Wirksamkeit der zusätzlichen Gabe von Dexamethason zur antibiotischen Therapie zur Reduktion der Höreinschränkung läßt auf die Beteiligung entzündlicher Prozesse schließen. Es wurde bisher nicht untersucht, ob die Liquorelastase zur Risikoabschätzung geeignet ist.

In einem Zeitraum von 3 Jahren wurden bei 25 Kindern im Alter von 1 bis 16 Monaten mit bakterieller Meningitis bei Entlassung frühe akustisch evozierte Potentiale (FAEP's) mit Hörschwellenbestimmung untersucht. Davon waren 11 Kinder zusätzlich mit Dexamethason behandelt worden. 9 Kinder, die pathologische Befunde aufwiesen wurden in dreimonatigen Abständen untersucht. 7 Kinder hatten transitorische Veränderungen im Sinne von Hörschwellenanhebungen oder Latenzverlängerungen, die sich bis spätestens 1 Jahr nach Abschluß der Behandlung normalisierten. In 2 Fällen fand sich ein bleibender bilateraler Hörverlust. Ein signifikanter Zusammenhang bestand zwischen Liquorelastase und Hörschädigung. Dexamethason scheint diesen Zusammenhang aufzuheben.

Aufgrund des hohen Risikos für Hörstörungen nach bakterieller Meningitis sollte bei Patienten mit einem Lebensalter unter 16 Monaten ein objektives Hörscreening mittels FAEP's in die Routinekontrolle aufgenommen werden. Die Assoziation von erhöhter Liquorelastase und späterer Hörstörung läßt eine pathophysiologische Bedeutung der lokalen Granulozytenaktivierung für die Entstehung postmeningitischer Hörstörungen vermuten.

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