Klin Monbl Augenheilkd 1992; 201(8): 102-106
DOI: 10.1055/s-2008-1045875
© 1992 F. Enke Verlag Stuttgart

Farbige Lichtreize im ERG zur Differentialdiagnose von Zapfendystrophien

Electroretinography With Color Stimuli to Separate Cone DystrophiesU. Kellner, M. H. Foerster
  • FU Berlin, Klinikum Steglitz, Augenklinik und Poliklinik (Direktor: Professor Dr. M. H. Foerster)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 5.6.91

in der vorhiegenden Form angenommen am 25.4.92

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Elektroretinogramme (ERG) mit weißen und farbigen Reizlichtern wurden bei Normalpersonen und vier Patienten mit Zapfendystrophien abgeleitet. Dazu wurden fünf verschiedene Kodak-Wratten-Filter zur Erzeugung von Farbreizen in Blau, Blaugrün, Grün, Gelb und Rot eingesetzt. ERG-Ableitungen wurden mit verschiedenen Reizintensitäten bei Dunkel- und Helladaptation, mit 30-Hz-Flimmerlichtreizung und spezieller Filterung für oszillatorische Potentiale mit allen Farbreizen durchgeführt. Selektive Blauzapfenantworten wurden mit starken blauen Lichtreizen bei gelber Umfeldbeleuchtung untersucht. Bei Patienten mit Zapfendystrophien fand sich im Farb-ERG bei Dunkeladaptation eine leichte bis mäßige Reduktion der Reizantworten auf Blau bis Gelb. Bei Rot war dagegen die Antwortamplitude stark reduziert und die B-Wellengipfelzeit deutlich verlängert. Die Amplituden bei Helladaptation, 30-Hz-Flimmerlicht und die oszillatorischen Potentiale waren bei allen Farbreizen reduziert. Das Ausmaß der Funktionsstörung der Rot- und Grünzapfen war jedoch bei Patienten mit Zapfendystrophie unterschiedlich. Während bei zwei Patienten die Antworten bei allen Farbreizen gleichermaßen reduziert waren, wies ein anderer Patient bei Reizung mit Rot nur niedrige Amplituden und keine oszillatorischen Potentiale auf. Dagegen waren die Reizantworten auf Grün wesentlich weniger reduziert. Ein Patient mit kombinierter Rot-Grünzapfen- und Stäbchendystrophie hatte eine Blauzapfenhypersensitivität mit hohen Reizantworten auf Blau und Blaugrün und sehr niedrigen Reizantworten bei allen anderen Farbreizen. Im Blauzapfen-ERG fand sich bei ihm eine sehr hohe Blauzapfenantwort. Das Farb-ERG ist daher eine geeignete Methode, um die retinalen Funktionsstörungen bei Patienten mit Zapfendystrophien genauer zu analysieren.

Summary

We recorded electroretinograms (ERG) with white and color stimuli in normal persons and four patients with cone dystrophies. Kodak Wratten-filters in blue, blue-green, green, yellow and red were used for the color flashes. ERGs to all color stimuli were recorded at dark and light adapted conditions with different stimulus intensities, to 30 Hz flicker stimulation and with special filtering for oscillatory potentials. Selective blue cone-responses were obtained using strong blue flashes at a yellow background. Patients with cone dystrophies showed slightly to moderately reduced responses at dark adaptation to blue, blue-green, green and yellow stimuli. Red stimuli elicited only small responses with a markedly delayed b-wave implicit time. The light adapted recordings, flicker responses and oscillatory potentials were reduced to all color stimuli. However, differences between patients with cone dystrophies could be detected concerning the responses to red and green. In two patients the responses were reduced to the same degree to all color stimuli. Another patient had very small responses and no oscillatory potentials to red, but his responses were only moderately reduced to green. A patient with combined red-green cone and rod dystrophy had a blue cone hypersensitivity. Responses to blue and blue-green were large at all stimulus conditions, but responses to all other stimuli were much smaller. The blue cone ERG showed a prominent blue cone response. ERG recording to colored stimuli allows a separation of retinal dysfunction in patients with cone dystrophies.

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