Z Orthop Unfall 2008; 146(6): 800
DOI: 10.1055/s-2008-1038893
Erwiderung auf den Leserbrief

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erwiderung auf den Leserbrief von G. Labek zur Arbeit von H.-J. Kock et al.: In-vitro-Untersuchung unterschiedlicher PMMA-Knochenzemente – ein erster Vergleich neuer Materialien für die Endoprothetik

Z Orthop Unfall 2008; 146: 799Reply to the Letter of G. Labek on the Article of H.-J. Kock et al.: In Vitro Studies on Various PMMA Bone Cements: A First Comparison of New Materials for ArthroplastyZ Orthop Unfall 2008; 146: 799H.-J. Kock1
  • 1Klinik für Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie, Hochtaunus-Kliniken gGmbH, Bad Homburg v. d. Höhe
Further Information

Publication History

Publication Date:
12 December 2008 (online)

Vielen Dank für die nochmalige Unterstreichung der Wichtigkeit der Frage nach den Ursprüngen der Antibiotikazugabe in die Zemente der Palacos-Familie, die seit Beginn der Knochenzement-Ära vor nahezu 40 Jahren mit der Hersteller-Firma Heraeus Kulzer in Wehrheim und den Vertriebsgesellschaften Merck in Darmstadt für Deutschland und Österreich sowie Schering-Plough für den „Rest der Welt“ verbunden war [1]. Durch die Firma Heraeus Kulzer erfolgte seither auch die Antibiotika-Einmischung in die Palacos-Zemente beider Vertriebsgesellschaften, bis – durch EU-rechtliche Vorschriften begründet – im Jahr 2005 der Eigenvertrieb dieser Palacos-Zemente von der Herstellerfirma Heraeus Medical in Wehrheim selbst übernommen wurde.

Dass es sich bei dem heutigen Zement Palacos R & G (Fa. Heraeus Medical) um den original Refobacin Palacos (Fa. Merck) bzw. Palacos with Gentamicin (Fa. Schering Plough) aus der Produktion von Heraeus Kulzer in Wehrheim handelt, kann durch eine Produktionsbesichtigung in Wehrheim mit vergleichendem Einblick in Herstellungsunterlagen darüber hinaus jederzeit veranschaulicht werden. Hingegen steht der völlig neuentwickelte und klinisch-wissenschaftlich bisher unerforschte Bone Knochenzement in der Tradition der Fa. Biomet, Warsaw, Indiana, die auch für die Fehlentwicklung des Boneloc-Zements verantwortlich war. Ebenso wie der Bone Zement (Fa. Biomet) wurde auch der SmartSet GHV Zement (Fa. Stryker Howmedica) erst kürzlich ohne ausreichende klinische Studiendaten in die breite klinische Anwendung in Deutschland genommen. Diese Form der Produkteinführung erinnert in fataler Weise an den ebenfalls ohne ausreichende klinische Studien in Skandinavien eingeführten Boneloc Zement (Fa. Biomet), der bereits früh zu zahlreichen Revisionsfällen führte, was in der Fachliteratur und im norwegischen Prothesenregister gut belegt ist [3].

Sämtliche von uns im Rahmen der aktuellen Arbeit untersuchten Zement-Chargen wurden 2005 in Deutschland frei käuflich erworben und stellen somit keineswegs historische Daten des Palacos-Zements aus der über 40-jährigen Produktgeschichte dar. Auch zeigt der Leserbrief ein weiteres Fehlverständnis der Einzelheiten unserer Arbeit, wenn irrtümlich von der Testung der PMMA-Grundsubstanz die Rede ist. Vielmehr handelt die vorliegende In-vitro-Arbeit unmissverständlich von der Testung der genannten Knochenzemente als Gesamtprodukte, wie dies allgemein üblich ist [2], [4], [5]. Ebenso sind die von uns angewendeten statistischen Testverfahren und Signifikanzen im Text aufgeführt und belegen die in vitro gemessenen Unterschiede zwischen den untersuchten Knochenzementen.

Allerdings kann aus den in vitro von uns erhobenen Daten in der Tat nicht auf die klinischen Langzeitresultate der Knochenzemente Bone und SmartSet GHV in der Endoprothetik geschlossen werden, da derzeit nur klinische Langzeitresultate für die Palacos-Zemente in der Hüft- und Knieendoprothetik verfügbar sind. Dies ist die eigentliche Kernaussage unserer Arbeit und diese Aussage wird bis zur Vorlage von reproduzierbaren klinischen Langzeitresultaten über die neuartigen Zemente ihre Gültigkeit behalten.

Literatur

  • 1 Wahlig H. Die Geschichte der Biomaterialien als Wirkstoffträger. Mainz; MPS 1986
  • 2 Kühn K-D. Knochenzemente für die Endoprothetik. Heidelberg; Springer 2001
  • 3 Furnes O, Havelin L, Espehaug B. Effect of type of bone cement and antibiotic prophylaxis on early revision of cemented total hip replacement. Walenkamp GH, Murray DW, eds. Bone cement and cementing technique. Heidelberg; Springer 2001
  • 4 Willert H-G, Buchhorn G, Hrsg. Knochenzement. Bern; Huber 1987
  • 5 Breusch S, Malchau H, eds. The well-cemented total hip arthroplasty – theory and practice. Heidelberg; Springer 2005

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Kock

Klinik für Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie
Hochtaunus-Kliniken gGmbH

Urseler Straße 33

61348 Bad Homburg v. d. Höhe

Phone: 0 61 72/14-31 01

Fax: 0 61 72/14-21 80

Email: hans-juergen.kock@hochtaunus-kliniken.de

    >