Klin Monbl Augenheilkd 1996; 209(8/09): 94-99
DOI: 10.1055/s-2008-1035285
© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Zur Akzeptanz von Gleitsichtgläsern*

Acceptance of Progressive LensesKunibert Krause
  • Augenklinik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. med. H. Busse)
* Nach einem Vortrag, gehalten auf dem „5e Sympodium International de la Presbytie: Les Enjeux du Future” Opio, France, 5–9 juin 1995.
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 27.12.1995

in der vorliegenden Form angenommen am 22.02.1996

Publication Date:
24 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Zwei Patientengruppen werden für das Tragen von Gleitsichtgläsern als problematisch angesehen: 1. nahezu emmetrope Menschen, die nur eine Nahbrille verwenden; 2. ametrope Patienten, die schon seit mehreren Jahren mit Bifokalbrillen korrigiert sind. Meistens wird diesen Presbyopen von Gleitsichtgläsern abgeraten. Beide Gruppen werden auf ihre Akzeptanz von Gleitsichtgläsern überprüft.

Methode Alle Probanden (n = 50) wurden refraktioniert und ihre Addition dem Hauptaufgabenbereich und dem Alter (44–72 Jahre) angepaßt. Eine Hälfte der Probanden trug zuerst Bifokalgläser, die andere Hälfte Gleitsichtgläser (Tel-arc bzw. Varilux Comfort von Essilor). Nach vier Wochen wurde auf den anderen Brillentyp gewechselt; weitere vier Wochen später mußte die erste Brille noch einmal eine Woche lang benutzt werden. Zum Schluß konnten sich alle Probanden für eine der Brillen entscheiden. Bei jedem Brillenwechsel wurden Gewöhnungsdauer, Beurteilung des Sehens, Gesamteindruck und Tragedauer registriert.

Ergebnisse Bei der Refraktionsbestimmung zeigte sich, dass für die optimale Verordnung von Gleitsichtgläsern den kleinen Astigmatismen erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden muß. Die Gleitsichtbrille wurde auch von der Gruppe der Bifokalbrillenträger gern getragen, wenn auch die Eingewöhnung wie bei den älteren Patienten bis zu zwei Wochen dauern konnte. War die Gleitsichtbrille erst einmal akzeptiert, wurde die Bifokalbrille zukünftig abgelehnt. Dies lag vor allem an der Eigenschaft der Gleitsichtbrille, ein scharfes Sehen auch in den Zwischenbereichen zu ermöglichen. In der Gruppe der Probanden, die zuvor nur eine Nahbrille benutzten, bereitete den meisten die Trennkante zwischen Fern- und Nahteil des Bifokalglases große Schwierigkeiten. Während Gleitsichtgläser ähnlich positiv wie in der Gruppe der vormaligen Bifokalbrillenträger aufgenommen wurden, lehnten rund 40% dieser Probanden Bifokalgläser ab.

Schlußfolgerung Insgesamt wurde die Gleitsichtbrille von 96% aller Beteiligten als gut oder sehr gut beurteilt. Alle Probanden waren sich einig, dass Gleitsichtgläser die elegantere kosmetische Lösung darstellen. Allerdings blieb für bestimmte Aufgabenbereiche neben der Gleitsichtbrille weiterhin die Bifokalbrille interessant. Patienten, die vorher nur an die Nahbrille gewöhnt waren, steigerten mit der Gleitsichtbrille die Tragedauer von 40% auf über 60% des Arbeitstages.

Summary

Background The wearing of progressive lenses poses a problem to two kinds of patients: those who are practically emmetropic and use reading glasses only, and ametropic patients whose eyes have been corrected for years with bifocals. The wearing of progressive lenses is generally not recommended for these presbyopes.

Methods A group of individuals (n = 50) underwent refraction, and their addition was adjusted to their work and their age (44–72 years). They were then divided into two groups, one of which (n = 25) was equipped with bifocals (Telarc, Essilor) and the other (n = 25) with progressive lenses (Varilux Comfort, Essilor). After four weeks, the types of glasses were exchanged. After a further four weeks, each group used the original pair of glasses for another week. At the end of this phase, each of the test subjects was asked his opinion in favour of one or the other types of glasses. At each change of glasses, factors such as duration of the adaptation period, assessment of sight, general impression and time of use were recorded.

Results At the determination of refraction much attention must be given to mildly astigmatic patients in order to optimise the prescription of progressive lenses. Progressive lenses were just as well tolerated by the group of convinced bifocal wearers, even though the familiarisation period took up to two weeks, especially for the older patients. Once the progressive lenses had been accepted, bifocals were generally abandoned for good. This is mainly due to the quality of the progressive lenses, which favour precise vision even in intermediate zones. For most of the individuals who were previously fitted with reading glasses only, the demarcation line between the distant and near parts of the bifocal lens pose major problems. Whereas progressive lenses were accepted as readily as in the group previously fitted with bifocals, about 40% of the total individuals tested refused bifocal lenses.

Conclusion In all, 96% of the participants considered progressive lenses good or very good. All recognised that progressive lenses represent the most aesthetic solution. However, in certain cases bifocal lenses together with progressive lenses remain interesting. For patients who were previously accustomed to reading glasses only, the duration of use of glasses with progressive lenses rose from 40% to 60% of the working day.

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