Klin Monbl Augenheilkd 1996; 208(1): 63-65
DOI: 10.1055/s-2008-1035170
Begutachtung

© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Überlegungen zur gutachterlichen Bewertung von Doppeltsehen und Kopfzwangshaltung

Assessment of Visual Impairment in Patients with Diplopia and Abnormal Compensatory Head PostureGerold H. Kolling
  • Universitäts-Augenklinik Heidelberg (Ärztl. Direktor: Prof. Dr. med. H. E. Völcker)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 10.07.1995

in der vorliegenden Form angenommen am 29.09.1995

Publication Date:
24 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) durch binokular bedingte Doppelbilder wird entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands von 1994 anhand des Schemas von Haase und Steinhorst beurteilt. Diese DOG-BVA-Empfehlungen sind die derzeit gültigen Richtlinien. In der vorliegenden Arbeit wird ein anderes Bewertungsschema vorgestellt, das eine adäquatere Beurteilung erlaubt, insbesondere bei Patienten mit halbseitigem Doppeltsehen. Die 25 Prozentpunkte der MdE sind innerhalb des Gebrauchsblickfeldes (30° nach rechts und links, 20° nach oben, 40° nach unten) so verteilt, dass Doppelbilder im zentralen und unteren Bereich höher bewertet werden. Bei halbseitigem Doppeltsehen auf der rechten oder linken Seite ergeben sich 13%, in der unteren Blickfeldhälfte 18% und in der oberen 10% MdE. Entsprechend den DOG-BVA-Empfehlungen kann der Gutachter Abzüge von der MdE vornehmen, wenn in weniger als der Hälfte des vorgegebenen Bereiches doppelt gesehen wird. In diesen Fällen kann das neue Bewertungsschema schon jetzt sinnvoll benutzt werden. Außerdem wird vorgeschlagen, eine gewohnheitsmäßig und beschwerdefrei eingenommene Kopfzwangshaltung als Ausgangsposition zu betrachten und das Feld binokularen Einfachsehens von dort aus zu bestimmen und zu bewerten.

Summary

Visual impairment in patients with diplopia can be assessed using a scoring method in front of a tangent screen. The primary position is the starting position for these measurements. For medicolegal judgement the scoring is based on a suggestion of Haase and Steinhorst, ranging from a disability of 0% to 25%. A new proposal for scoring the field of binocular single vision (BSV) is made here: A field between 30° right and left gaze, 20° upgaze and 40° downgaze is defined as used under every day conditions. It is divided such that diplopia in one lateral half field corresponds to 13% disability, in the upper half 10% and in the lower 18%. Patients suffering from a unilateral superior oblique palsy often show a slight torticollis. In these cases the habitually assumed head position should be taken as the starting posture for the tangent screen measurements.

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