Klin Padiatr 1984; 196(6): 378-381
DOI: 10.1055/s-2008-1034100
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Unterschiede in der Rötelndurchseuchung in Mali und Hamburg und ihre Konsequenzen

Differences in Rubella Immunity in Mali and Hamburg and their ConsequencesW.  Ehrengut , A.  AgRhaly , A.  Förster , B.  Koumaré , D.  Diallo
  • Institut für Impfwesen und Virologie, Hamburg und
    Institut National de Recherche en Santé Publique, Bamako/Mali
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

The rare occurrence of rubella embryopathy in Mali stimulated us to investigate the rubella immunity of the population. Sera from females from Hamburg (n = 97) between 16 and 42 years old were in 84,5% seropositive (hemolysinin-gel test) whilst a sample of Malien females (n = 99) were positive in 92,9%. Our investigations showed that the Malien children were significantly (p = < 0.001) earlier infected by rubella than in Hamburg (Mali: children under 8 years [n = 196] in 46.9%; Hamburg [n = 151] in 20.5%). In Mali 7-8 years old children were already in 87.5% seropositive (Hamburg: only in 46.7%).

The early immunity in childhood is due to the bigger African family in comparison with the smaller European family. The heighth of rubella serum titers was in grown-ups identical, but the relationship was vice versa in both studied newborn populations. Newborns from Mali showed lower rubella antibody titers than their mothers (newborns from Hamburg had a tendency to higher titers). Similar relationships were found already in the amount of neutralizing polioantibodies in newborns from both countries. A rubella immunisation in Mali seems not to be indicated.

Zusammenfassung

Das seltene Vorkommen von Rötelnembryopathien in Mali war Anlaß, den Röteln-Immunstatus der dortigen Bevölkerung zu überprüfen und mit den Verhältnissen in Hamburg zu vergleichen. Hamburgerinnen im Alter von 16 bis 42 Jahren (n = 97) waren im Hämolysin-in-Gel-Test in 84,5% seropositiv, während Malierinnen gleichen Alters (n = 99) in 92,9% Rötelnantikörper aufwiesen. In dem malischen Kollektiv waren bereits im frühen Kindesalter signifikant mehr Kinder (x2 = 20,884, p = < 0,001) mit Röteln durchseucht als in Hamburg (Mali: unter Achtjährige [n = 196] 46,9%; Hamburg [n = 151] 20,5%). Sieben- bis Achtjährige waren in Mali bereits in 87,5% seropositiv (gleichaltrige Hamburger Kinder in 46,7%).

Als Ursache der unterschiedlichen Durchseuchung wird die afrikanische Großfamilie im Gegensatz zur Kleinfamilie in Europa angesehen. Bei Vergleich der Serumtiter gegen Röteln war zwischen Müttern aus den überprüften Kollektiven kein Unterschied nachzuweisen, doch zeigten ihre Neugeborenen divergierende Titerhöhen: Malische Neugeborene hatten häufiger niedrigere Serumtiter gegen Röteln als ihre Mütter (Hamburger Neugeborene häufiger höhere Serumtiter). Gleichartige Verhältnisse hatten wir bereits bei Überprüfung der Polioantikörper aufzeigen können. Eine Rötelnschutzimpfung ist in Mali nach diesen Ergebnissen nicht indiziert.

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