Klin Padiatr 1985; 197(4): 263-267
DOI: 10.1055/s-2008-1033980
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Interferone - biologische Grundlagen und klinische Anwendungen

Interferons - Biologic Principles and Clinical ApplicationsH.  Jacobsen , H.  Kirchner
  • Institut für Virusforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

Interferons are components of the nonspecific defense system. Their most prominent biological roles are the antiviral, the antiproliferative, and the immunoregulatory activities. However, their primary functions within the organism remains to be determined. Three types of IFNs have been described so far (IFNα, IFNβ, IFNγ). They possess similar but not necessarily identical biological activity. Interferons resemble peptide hormones and growth factors in that they bind to receptors on the cell surface, exert their activity through a postulated ,,second messenger" and are effective at picomolar concentrations. Interferons have been used as therapeutic agents in viral and malignant diseases with encouraging results in some patients. However, in only few instances interferon may become the standard therapeutic regimen. Since novel therapeutic approaches for cancer and viral disease are urgently needed, additional clinical trials with interferons seem to be justified. These have become feasible because sufficient amounts of pure interferons are available by novel production techniques based on modern biotechnology.

Zusammenfassung

Interferone sind Bestandteile des Abwehrsystems des menschlichen Organismus. Ihre wesentlichsten biologischen in-vitro-Aktivitäten sind die antivirale, die antiproliferative und die immunoregulatorische Aktivität; ihre primäre Funktion im Gesamtorganismus muß noch bestimmt werden.

Die drei bislang beschriebenen Interferontypen IFN α, IFN β und IFN γ haben überschneidende, aber nicht notwendigerweise identische Wirkungsprofile. Hieraus folgt, daß die vereinigten Wirkungen verschiedener Interferone unterschiedlich von denen eines einzelnen Interferonsubtyps sein könnten. Interferone sind in einigen Hinsichten den Peptidhormonen und Wachstumsfaktoren ähnlich, was z.B. die Bindung an spezifischen Membranrezeptoren, die Wirkung durch postulierte ,,second messenger" oder die Wirksamkeit im pikomolaren Bereich betrifft.

Interferone sind im begrenzten Ausmaß in klinischen Versuchen bei Virusinfektionen und Tumorerkrankungen eingesetzt worden. Sie haben in einer Reihe kontrollierter Studien zu objektivierbaren Verbesserungen der Krankheit geführt und somit erscheinen weitere Untersuchungen als gerechtfertigt, besonders, da in beiden genannten Krankheitskomplexen neue Therapieansätze dringend gesucht werden. Interferone haben sich aber bis jetzt noch in keinem Fall als Standardtherapeutikum etablieren können. Die z.T. recht unterschiedlichen und auch widersprüchlichen Ergebnisse mit Interferonen in der Therapie dürften eine Reihe von Gründen haben, denn einerseits wurden Interferonpräparate unterschiedlicher Zusammensetzung und Reinheit eingesetzt, zum anderen waren Dosierung und Art der Verabreichung nicht einheitlich und schüeßlich war es nicht ausgeschlossen, daß individuelle Variationen den Ausgang einer Interferonbehandlung bestimmen.

Da durch neue Produktions- und Reinigungsmethoden jetzt ausreichende Mengen verschiedener Interferone zur Verfügung stehen, sollte es möglich sein, in absehbarer Zeit die offenen Fragen soweit zu beantworten, daß die klinischen Anwendungsmöglichkeiten von Interferon rational beurteilt werden können. Die Beantwortung der Frage nach der physiologischen Funktion der Interferone und den Mechanismen ihrer vielfältigen Wirkungen wird sicherlich noch sehr viel längere Zeit in Anspruch nehmen.

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