Laryngorhinootologie 1988; 67(8): 395-339
DOI: 10.1055/s-2007-998527
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gibt es arteriovenöse Anastomosen der Riechschleimhaut?

Eine licht- und transmissions-elektronenmikroskopische Untersuchung am KaninchenArteriovenous Anastomoses of the Olfactory Mucosa - Do They Really Exist?G. Grevers
  • HNO-Klinik und Poliklinik der Universität München (Direktor: Professor Dr. E. Kastenbauer)
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Arteriovenöse Anastomosen wurden erstmals vor 250 Jahren erwähnt. Seither wurden diese eigenartigen und morphologisch untereinander sehr stark differierenden, vaskulären Strukturen für fast jedes Organ oder Gewebe beschrieben. Soweit dies den Kopf-Hals-Bereich betrifft, wurden arteriovenöse Anastomosen bisher hauptsächlich in der respiratorischen Nasenschleimhaut des Menschen und verschiedener Tierspezies sowie im Kaninchenohr entdeckt. Letzteres bietet durch seine exponierte Lage hervorragende Bedingungen für in-vivo-Untersuchungen mittels der sogenannten „ear-chamber-technique”. Die Existenz arteriovenöser Anastomosen der Nasenschleimhaut wurde oftmals in Abrede gestellt. In der vorliegenden Arbeit wurde deshalb das endonasale Gefäßsystem des Kaninchens unter dieser Fragestellung licht- und transmissions-elektronenmikroskopisch untersucht. Während sich jedoch im respiratorischen Schleimhautanteil keinerlei arteriovenöse Anastomosen nachweisen ließen, konnten in den tieferen Schichten der olfaktorischen Mukosa zahlreiche Gefäße identifiziert werden, deren morphologisches Erscheinungsbild den arteriovenösen Anastomosen der Glomerula digitalia der Fingerspitzen täuschend ähnlich ist. Es muß daher davon ausgegangen werden, dass es sich bei diesen Strukturen tatsächlich um echte arteriovenöse Anastomosen handelt, deren funktionelle Bedeutung möglicherweise in einer Beeinflussung der endonasalen Thermoregulation liegen könnte.

Summary

Arteriovenous anastomoses were first mentioned more than 250 years ago. Since the original description, these peculiar vascular structures have been detected in almost every organ and tissue. In respect of the head and neck area, arteriovenous anastomoses have been mainly observed in the nasal mucosa of either humans or different animals and in the rabbit ear; the latter offers a unique chance for in-vivo studies using the ear chamber technique. Nevertheless, the existence of arteriovenous anastomoses in the nasal mucosa has often been denied. In the present study, we examined the endonasal vascular system of the rabbit by means of light- and transmission electron microscopy. No evidence for the existence of arteriovenous anastomoses could be found in the respiratory part of the nasal mucosa whereas in the deeper layers of the olfactory mucosa several vascular structures could be encountered that were similar to the glomerula digitalia of fingertips. It is emphasised that these vessels must be regarded as true arteriovenous anastomoses which might play a potential role in endonasal thermoregulation.

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