Fortschr Neurol Psychiatr 1995; 63(11): 441-450
DOI: 10.1055/s-2007-996645
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Humorale Aspekte des Schlafentzuges

Humoral Aspects of Sleep DeprivationD.  Ebert , W.  Kaschka
  • Psychiatrische Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Abt. Psychiatrie I der Universität Ulm
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Abstract

The effects of an antidepressant sleep deprivation on humoral systems and neurotransmitter systems are reviewed (cortisol, endorphins, thyroidea, growth hormone, prolactin, catecholamines, sexual hormones, melatonin, serotonin). The main results are: Depressed patients have a physiological response similar to controls with some differences between responders and nonresponders (responders are more similar to controls). TSH is more activated in responders than in nonresponders. The dopamine system is more activated in responders than in nonresponders and less activated in responders before sleep deprivation. The glucocorticoid-axis in more activated in responders after sleep deprivation. In conclusion, patients who profit from sleep deprivation can activate systems correlated with arousal or stress.

Zusammenfassung

Ein Überblick über alle bisherigen Studien zu endokrinologischen Effekten und Auswirkungen auf Neurotransmittersysteme (Kortisol, Endorphine, Wachstumshormon, Schilddrüsenachse, Prolaktin, Katecholamine, Sexualhormone, Melatonin, Serotonin) des antidepressiven Schlafentzuges wird dargestellt. Insgesamt erfolgt die humorale Antwort auf einen Schlafentzug bei depressiven Patienten nach einem physiologischen Muster genau wie bei Gesunden. Innerhalb dieser Bandbreite physiologischer Reaktionsmuster gibt es Unterschiede zwischen depressiven Respondern und Nonrespondern: Responder scheinen beim Schlafentzug die TSH-Sekretion stärker zu aktivieren und sich dadurch ähnlicher wie Gesunde zu verhalten als Nonresponder. Der Dopaminumsatz und die Dopaminfreisetzung und der periphere Noradrenalinumsatz werden bei Respondern vergleichsweise stärker erhöht oder sind voreinem Schlafentzug niedriger, und die Gleichgewichte innerhalb des katecholaminergen Systems werden unterschiedlich beeinflußt. Die Kortisolsekretion wird beim Schlafentzug bei Respondern möglicherweise stärker stimuliert als bei den Nonrespondern. Es wird gefolgert, daß genau die depressiven Patienten von einem Schlafentzug profitieren, die dadurch humorale Systeme oder Neurotransmittersysteme aktivieren, die mit ,,Arousal", Aktivierung und bestimmten Formen von ,,Streß" auf phänomenologischer Ebene verbunden sind.

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