Fortschr Neurol Psychiatr 1997; 65(4): 171-181
DOI: 10.1055/s-2007-996320
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mortalität von Patienten mit funktionellen psychischen Erkrankungen während des Zeitraums stationärer Behandlung

Mortality Among Inpatients with Functional Psychiatric DisorderW.  Hewer , W.  Rössler
  • Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

Data from 7 psychiatric hospitals with defined catchment areas were analysed. 8927 episodes of treatment in patients with functional psychiatric disorder were recorded within 30 months (mean age 43.4 ±16.6 years; 41.2% male patients). During their stay in hospital 51 patients died, 31 from natural causes and 20 by suicide, compared to 12 deaths expected from the mortality rates of the general population. Standardised mortality ratios (SMRs) were calculated for the different diagnostic and age groups. In the whole population mortality from all causes (SMR 4.27, p < 0.001), as well as from natural causes (SMR 2.6 < 0.01) were significantly raised. Risks were highest in patients with schizophrenia (SMR for all causes of death 6.6, p < 0.001). Mortality from natural causes was significantly elevated in schizophrenia and related disorders. Furthermore, a high level of excess mortality mainly due to suicide was established in patients aged under 45 years (SMR 12.2, p < 0.001). Cardiovascular disorders were the most frequent causes of natural death. Our data substantiate a significantly elevated mortality risk due to natural and unnatural death of patients hospitalised for acute mental illness. Although the causative factors have not yet been fully clarified, prophylactic measures with regard to medical care as well as suicide prevention should be intensified in psychiatric hospitals.

Zusammenfassung

Wir berichten über eine Erhebung in sieben psychiatrischen Kliniken in Baden-Württemberg mit Versorgungsauftrag für definierte Einzugsgebiete. Innerhalb von 2 œ Jahren wurden 8927 Behandlungsepisoden bei Patienten mit körperlich nicht begründbaren (funktionellen) psychischen Störungen erfaßt (Altersdurchschnitt 43.4 ± 16.6 Jahre; Anteil männlicher Patienten 41.2%). Während des stationären Aufenthalts verstarben 51 Patienten, 31 aufgrund natürlicher Todesursachen und 20 durch Suizid. Die Zahl der erwarteten Todesfälle, errechnet anhand der alters- und geschlechtsspezifischen Sterbeziffern der Allgemeinbevölkerung, betrug 11.94. In der Gesamtpopulation war nicht nur die Mortalität aufgrund aller Todesursachen (relatives Risiko 4.27; p< 0.001), sondern auch die Sterblichkeit durch natürliche Todesfälle (relatives Risiko 2.6; p < 0.01) signifikant erhöht. Die diagnosenbezogene Aufschlüsselung der Daten ergab bei Betrachtung aller Todesfälle eine erhöhte Mortalität in sämtlichen Krankheitsgruppen, die bei den an Schizophrenie Erkrankten am höchsten lag (relatives Risiko 6.6; p< 0.001). Eine signifikante Übersterblichkeit durch natürliche Ursachen war bei Patienten mit Schizophrenie und schizophrenieähnlichen Psychosen nachzuweisen. Besonders hoch war die Exzeßmortalität in der Altersgruppe der unter 45jährigen (relatives Risiko 12.2; p < 0.001), die in erster Linie durch eine Häufung von Suiziden bedingt war. Bei den natürlichen Todesursachen standen Herz- und Kreislauferkrankungen mit 45% im Vordergrund. Die Ergebnisse belegen, daß Patienten mit funktionellen psychiatrischen Erkrankungen während des Zeitraums stationärer Akutbehandlung unter einem deutlich erhöhten Sterblichkeitsrisiko stehen. Dies ist durch eine Häufung sowohl von natürlichen als auch unnatürlichen Todesfällen zu erklären. Auch wenn die ursächlichen Faktoren hierfür bislang nicht vollständig aufgeklärt sind, so sollte dennoch auf eine Intensivierung der Suizidprävention und eine Verbesserung der somatischen Krankenversorgung in den psychiatrischen Krankenhäusern hingearbeitet werden.

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