Fortschr Neurol Psychiatr 1999; 67(5): 218-224
DOI: 10.1055/s-2007-993998
ORIGINALARBEIT

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Häufigkeit immunologischer Auffälligkeiten bei akuten Schizophrenien

Frequencies of Immunological Aberrations in Acute SchizophreniaH.  Fabisch1 , K.  Fabisch1 , G.  Langs1 , U.  Demel2 , G.  Wieselmann1 , G. P. Tilz2 , H. G. Zapotoczky1
  • 1Universitätsklinik für Psychiatrie, Graz
  • 2Department für Klinische Immunologie
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Publication Date:
08 January 2008 (online)

Abstract

Immunological examinations in schizophrenic patients have shown that there are many alterations in both arms of the immune system, i. e. cellular and humoral activities. The results are quite heterogeneous, as not even all schizophrenics show these pathological changes. Immunological findings are assumed to be etiopathogenetically related to the disease process or to be an epiphenomenon. The present study supposes that immunological alterations as they can be found during the course of schizophrenia may be an indicator for somatic vulnerability or an epiphenomenon. 60 male inpatients, fulfilling DSM-IV criteria of schizophrenia where examined during their acute phases of psychosis and during their phases of clinical improvement, by means of a serological profile including cellular and humoral parameters. The control group consisted of 42 healthy male volunteers. It was the aim of this study to find out if there were (a) overall differences in the immune profiles between patients and control group and (b) differences between different categories of schizophrenic disorder. During the acute phase nearly half of the schizophrenic patients showed pathologic immunological parameters, whereas none of the controls did. During the phase of clinical improvement the number of patients with normal immunological findings predominated. Furthermore there was a difference between the Paranoid and the Disorganized Subtype, the latter showing more immunological abnormalities. The results of this study give further support to the hypothesis that immunological aberrations should not be seen as closely etiopathogenetically related to schizophrenic disorders, but rather as an epiphenomenon (e. g. as a stress marker) and/or as indicators for somatic vulnerability.

Zusammenfassung

Immunologische Untersuchungen bei schizophren Erkrankten liefern Hinweise für vielfältige Veränderungen im zellulären und humoralen Bereich. Die Ergebnisse sind aber heterogen, und nicht bei allen Schizophrenen werden immunologische Auffälligkeiten gefunden. Sowohl ätiopathogenetische als auch nur epiphänomenale Zusammenhänge zwischen vorliegender Immunpathologie und schizophrener Erkrankung werden diskutiert. Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit ist die Annahme, daß immunologische Auffälligkeiten im Verlauf schizophrener Erkrankungen somatische Vulnerabilitätsindikatoren und/oder Epiphänomene darstellen. 60 stationäre männliche nach DSM-IV schizophrene Patienten wurden in der akuten Psychose und ein zweites Mal im Stadium deutlicher klinischer Besserung mit einem serologischen zellulären und humoralen Screening-Profil untersucht. Die Kontrollgruppe bestand aus 42 männlichen gesunden Probanden. Häufigkeit und Art immunologischer Auffälligkeiten sollten aber nicht nur in der Orientierung auf eine globale Diagnose Schizophrenie erfaßt werden, sondern auch im Hinblick auf die kategorialen Typen schizophrener Erkrankungen. Während in der Kontrollgruppe keine immunologischen Auffälligkeiten erhoben wurden, wiesen in der Akutphase die Hälfte der schizophrenen Patienten immunologische Auffälligkeiten in verschiedenen Bereichen des Suchprofils auf, in der Phase klinischer Besserung überwog dann die Zahl der Patienten mit Normalbefunden. Weiters ließ sich ein Unterschied zwischen dem paranoiden und dem desorganisierten schizophrenen Prägnanztypus erheben: die Patienten vom Desorganisierten Typ boten häufiger immunologische Auffälligkeiten. Die vorliegende Untersuchung bestätigt die Annahme, daß die immunologischen Veränderungen nicht in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Auftreten schizophrener Erkrankungen zu bringen sind, sondern eher als epiphänomenales Geschehen (z.B. als Streß-Marker) und/oder als somatische Vulnerabilitätsindikatoren zu sehen sind.

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