Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(5): 283
DOI: 10.1055/s-2007-984432
psychoneuro für die Hausarztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Psychische Störungen bei Frauen - Geschlechtsspezifische Unterschiede beachten

Further Information

Publication History

Publication Date:
25 June 2007 (online)

Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur in einem, sondern in mehreren Punkten. Sie verfügen offenbar u.a. über verschiedene sensorische, visuelle und sprachliche Fähigkeiten. Sie fahren und orientieren sich nicht nur anders - Männer z.B. an Windrichtungen, Frauen häufiger an markanten Punkten, z.B. Schuhläden...-, sie benutzen auch unterschiedliche Strategien zu Problemlösungen. Die verschiedenen Areale im Gehirn weisen ebenfalls geschlechtsspezifische Merkmale auf. Wie sich Frauen und Männer aus der Sicht der Neuropsychologie unterscheiden, diskutiert Dr. Anne-Katharina Wietasch vom Universitätsklinikum Ulm in ihrem Beitrag. Nicht jeder Mann hat tatsächlich ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen, und nicht jede Frau ist sensitiver. Dennoch sind die bisherigen Unterschiede zwischen Männern und Frauen über die Jahrhunderte erstaunlich konserviert worden und Partnerschaften zwischen Männern und Frauen gelten nach wie vor als ein Erfolgsmodell der Evolution. Letztlich wäre ein Leben ohne Unterschiede ja ziemlich langweilig

Auch wenn die Unterschiede nur klein sind, erkranken Männer und Frauen außerdem anders und benötigen zum Teil sehr unterschiedliche Unterstützung. Deutlich wird dies besonders bei psychischen Erkrankungen. Mittlerweile wurde sogar ein Referat „Frauen- und geschlechtsspezifische Fragen in der Psychiatrie” von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) gegründet. Wie auch das von kurzem erschienene Handbuch „Geschlechtspezifische Psychiatrie und Psychotherapie” (Hrsg A. Rohde, A. Marneros) aufzeigt, weisen Männer und Frauen bei psychischen Erkrankungen unter Umständen sehr unterschiedliche klinische Bilder und Verläufe auf. So treten beispielsweise akute vorübergehende Psychosen oder auch Essstörungen vorwiegend bei Frauen auf.

Besondere Sorgfalt des behandelnden Arztes ist bei schwangeren Frauen erforderlich, vor allem, wenn diese während der Schwangerschaft zum ersten Mal psychisch erkranken. Zwischen den möglichen Risiken für die Mutter und denen des Kindes muss sorgfältig abgewogen werden. Prof. Anke Rohde von der Gynäkologischen Psychosomatik Bonn stellt das peripartale Management psychisch kranker Schwangerer und einen Geburtsplan für alle Betroffenen vor. Dabei geht sie auch auf die Frage Kaiserschnitt oder nicht sowie Postpartalzeit ein.

Dr. Katrin Wolf

Eitorf

    >