Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2007; 3(3): 52
DOI: 10.1055/s-2007-982763
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Kampfer (Campher)

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Publication History

Publication Date:
19 March 2008 (online)

Cinnamomum camphora, Cinnamomi camphorae aetheroleum Syn.: Kampferbaum, Kampferlorbeer Verwendete Pflanzenteile: Blatt und Holz Herkunft: Japan, Teile Ostasiens, Anbau u. a. in Sri Lanka, Ostafrika, Mittelmeerraum

Geschichte

Schon zu Zeiten Hildegard von Bingens im 12. Jahrhundert wurde Kampfer als stärkende und erhebende Arznei angepriesen.

Im Mittelalter wurde er gern gehandelt und als wertvoller Kriegstribut von besiegten Völkern verlangt, denn er war als Aphrodisiakum, Rauschmittel und wichtiges Heilmittel begehrt.

Bis Mitte des 20. Jh., heute obsolet, wurde „Campher” als zentrales Analeptikum (kreislaufanregendes Mittel) i. v. bei Kollaps und Ohnmachtzuständen verwendet. Die kreislauftonisierende und bronchospasmolytische Wirkung des Kampfers auf das Atem- und Vasomotorenzentrum ist bekannt, spielt aber aufgrund der Nähe von therapeutischer und toxischer Dosis in der Therapie keine Rolle mehr.

Botanischer Steckbrief

Der Kampferbaum gehört zur Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae). Er kann eine Höhe von 20 m und mehr, mit einem Stammumfang von bis zu 5 m erreichen. Die knorrige Rinde lässt sich leicht abschälen. Die wechselständigen Blätter sind ca. 11 cm lang und dreinervig, an der Oberseite glänzend, unterseitig blau-grün (gefärbt). Die grünlich-gelben Blüten sind in langgestielten Rispen angeordnet und entwickeln sich zu schwarzen, einsamigen Früchten.

Anbau

Die Pflanze ist sehr empfindlich, liebt warme Temperaturen (mind. 15 °C) und benötigt einen feuchten, gut drainierten Boden, idealerweise gemischten Sand- und Lehmboden, sonnig oder halbschattig.

Ernte

Der campherreichste Teil des Baumes ist der untere Stammabschnitt, weshalb vorwiegend alte Kampferbäume ab 50 Jahren aus Wildbeständen zur Camphergewinnung dienen. Als „Campher” wird der Wirkstoff des Kampferbaumes bezeichnet. Nach dem Fällen wird der Baum zerkleinert und dann der Wasserdampfdestillation unterzogen.

Inhaltstoffe

Campher (D+ -Campher) mit Spuren Cineol, Borneol und Eugenol. Beim allgemein erhältlichen ätherischen Öl handelt es sich um die erste und leichteste Fraktion, den „weißen Campher”. Aus weiteren Fraktionen entstehen brauner und gelber Campher mit jeweils etwa 10-20 % des stark hepatotoxischen Oxid-Ethers Safrol. Hinweis: Campher gilt als Antidot homöopathischer Arzneimittel.

Wirkungen

Bei äußerer Anwendung hyperämisierend und leicht lokalanästhetisch, im oberen Gastrointestinaltrakt carminativ, an den Bronchien sekretolytisch und spasmolytisch, auf Atmung und Kreislauf stimulierend; antiseptisch, aquaretisch; psychisch: belebend, stärkend.

Bewährte Indikationen

Hypotone Kreislaufregulationsstörungen, Erkältungskrankheiten, Muskelrheumatismus, stumpfe Traumata.

Kommission E: Äußere Anwendung: Muskelrheumatismus, Herzbeschwerden. Innere Anwendung: hypotone Kreislaufregulationsstörungen. Innere und äußere Anwendung: Katarrhe der Luftwege.

Nebenwirkungen

Da Campher eines der toxischsten ätherischen Öle ist, darf es bei Babys und Kleinkindern, Schwangeren und Epileptikern nicht angewendet werden. Bei innerlicher Überdosierung können Übelkeit und zentralnervöse Störungen bis hin zu klonischen Krampfanfällen auftreten, bei Kindern auch durch resorptive Vergiftungen bei Einreibungen auf die Haut. Bei äußerlicher Anwendung sind Kontaktekzeme möglich. Daher sollte das Öl äußerlich in höchstens 10-20-prozentiger Verdünnung, z. B. in Form von Salben oder Ölmischungen, verwendet werden.

Abb. 1 Kampferbaum (Cinnamomum camphora). Foto: © Eliane Zimmermann

Präparate

Korodin® Tr., Camphora Oligoplex®, Santa Flora®, Cor-Vel® Truw Herzsalbe, Grippe-Gastreu® S R6

Bewährte Rezepturen

Kampfer-Spiritus (Spiritus camphoratus) nach DAB 10 mit 9,5-10,5 % Campher zur Einreibung bei Verstauchungen und Verspannungen (mehrmals tgl.).

Salben mit 10-20 % Campher: Bei Muskelrheumatismus mehrmals tgl. eine kleine Menge in die Muskulatur einreiben. Bei Beklemmungsgefühl in der Herzgegend: einen 1-2 cm langen Salbenstrang Cor-Vel® Truw Salbe 2-3 × tgl. über dem Herzen einmassieren. Bei ausstrahlenden Schmerzen: auf die Unterseite des linken Oberarms.

Zur Inhalation bei Erkältungskrankheiten 2-3 Tr. äth. Öl in heißes Wasser geben, 1-2 × tgl. 5-10 Min. inhalieren. Trockene Inhalation nach Ursel Bühring:

1-2 Tr. Campheröl auf ein Taschentuch geben und einatmen lassen.

Kampfer wird aus Sicherheitsgründen zur innerlichen Anwendung nur als Fertigpräparat verordnet.

HP Martina Houben

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