Gesundheitsökonomie & Qualitätsmanagement 2007; 12(2): 113-120
DOI: 10.1055/s-2007-962996
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Informationsbedarf und Informationsquellen bei der Wahl eines Krankenhauses

Information Needs and Information Sources in Search of a HospitalR. Streuf1 , S. Maciejek2 , A. Kleinfeld2 , G. Blumenstock1 , M. Reiland2 , H. K. Selbmann1
  • 1Institut für Medizinische Informationsverarbeitung der Universität Tübingen
  • 2BARMER Ersatzkasse, Wuppertal
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Publication History

Publication Date:
12 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage „Wie finde ich das für mich, meine Angehörigen oder meine Patienten richtige Krankenhaus?” haben Bürger, Patienten und einweisende Ärzte einen großen Bedarf an Informationen. Um für diesen Informationsbedarf das richtige Informationsangebot bereitzustellen, müssen die Bedürfnisse ermittelt werden. Bei rund 9 Millionen Versicherten in Deutschland, die in den letzten 6 Monaten im Krankenhaus waren oder in absehbarer Zeit einen solchen Krankenhausaufenthalt planen, ist der Informationsbedarf über die Krankenhausqualität groß und die Entstehung von neuen Informationsmärkten nachvollziehbar. Zudem ermutigt der Gesetzgeber u. a. die Krankenkassen, ihre Versicherten über Krankenhäuser zu informieren und Empfehlungen auszusprechen (vgl. § 137 SGB V). Im Rahmen der regelmäßigen telefonischen Befragung von mehr als 2000 Versicherten der BARMER Ersatzkasse wurden Ende 2005 die Informationsquellen, deren Wichtigkeit, Kriterien für die Auswahl eines geeigneten Krankenhauses und die bevorzugte Form eines Informationsmediums über Krankenhäuser erfragt. Durchschnittlich mehr als 3 Informationsquellen benutzen Versicherte, die jüngeren mehr als die älteren. In Abhängigkeit von Alter, Bildungsstand und Gesundheitszustand bevorzugen sie unterschiedliche Quellen. Wie erwartet wird der Hausarzt (93 %) als Informationsquelle am häufigsten in Anspruch genommen und seiner Empfehlung wird auch die stärkste Bedeutung (60 %) beigemessen. An zweiter Stelle der Inanspruchnahme liegen Zeitungen, Zeitschriften und das Internet (70 %). Auf der Bedeutungsrangliste liegt das Internet jedoch mit 8 % weit hinter dem Arzt und den Freunden und Bekannten (39 %) auf dem dritten Platz. An der Spitze der Auswahlkriterien liegt der gute Ruf (62 % sehr wichtig), die gute Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und niedergelassenem Arzt (57 %) und die Fallzahl (55 %). Gute Hotel- und Serviceleistungen (24 %) und die Existenz von Krankenhauszertifikaten (20 %) bilden das untere Ende der sehr wichtigen Auswahlkriterien. Zwei Drittel der Versicherten würden einem gedruckten Krankenhausführer den Vorzug geben. 40 % der unter 56-Jährigen im Vergleich zu 19 % der über 56-Jährigen favorisieren dagegen einen Internetführer. Männer bevorzugen ihn doppelt so häufig wie Frauen.

Abstract

In search of an answer to the question: How do I find a suitable hospital for me, my relatives or my patients? citizens, patients and referring doctors have a vast need of information. In order to supply the appropriate information offer for this information demand, the needs have to be determined. Considering the approximately 9 million insurants in Germany who, in the last 6 months, stayed in a hospital or plan such a stay in the near future, the information demand on the quality of a hospital is considerable and the development of new information markets is understandable. Moreover, the legislator does encourage, among others, the social health insurance funds to inform their insurants about hospitals and to give recommendations (comp. § 137 SGB V). In the context of the regular telephone survey of more than 2000 insurants of the BARMER social health insurance fund, late in 2005 the information sources, their importance, criteria for the choice of a suitable hospital and the preferred form of an information medium on hospitals were questioned. On an average, insurants use more than 3 sources of information, younger insurants more than older ones. Dependent on age, educational background and state of health they prefer different sources. As expected, the family doctor (93 %) is used most frequently as an information source and his recommendation is also attributed the highest importance (60 %). The second place of utilization is occupied by newspapers, journals and the internet (70 %). On the ranking list of importance, however, the internet, with 8 %, lies on the third place, far behind the doctor and friends and relatives (39 %). The top of the selection criteria holds the good reputation (62 % very important) followed by the good cooperation between hospital and resident doctor (57 %) and the case volume (55 %). Good hotel and service offers (24 %) and the existence of hospital certificates (20 %) mark the lower end of the very important selection criteria. Two thirds of the insurants would prefer a printed hospital guide. 40 % of the under 56 years of age, in comparison to 19 % of the over 56 years of age, favour, however, an internet guide. Men prefer it twice as often as women.

Literatur

  • 1 Böcken J, Schnee M. Bevölkerung fordert mehr Transparenz über die Qualität der Versorgung.  Die Ersatzkasse. 2005;  3 110-112
  • 2 Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (SVR) .Gutachten 2000/2001. Bd. I, Kapitel 3
  • 3 Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen (SVR) .Gutachten 2003. Bd. I Kurzfassung, Kapitel 3
  • 4 Statistisches Bundesamt .Statistisches Jahrbuch. 2005
  • 5 Blumenstock G, Streuf R, Selbmann H K. Wichtigkeit von Aspekten der Krankenhausbehandlung aus Patientensicht - Erfahrungen aus einer systematischen Befragung, Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP). 2004 GG 171
  • 6 Blumenstock G, Selbmann H K. Die stationäre Versorgung aus der Nutzerperspektive: Kritische Rezeption von Patientenbefragungen und Gesundheitsumfragen.  Das Krankenhaus. 2006;  98 (9) 742-747
  • 7 Geraedts M, Schwartze D. Brauchbarkeit von Indikatoren vergleichender Qualitätsberichterstattung aus Patientensicht. 2005 http://www.uni-duesseldorf.de/publichealth/qberichtqi.pdf

Roland Streuf M. Sc., Arzt

Westbahnhofstr. 55

72070 Tübingen

Email: roland.streuf@med.uni-tuebingen.de

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