Frauenheilkunde up2date 2007; 1(1): 7-8
DOI: 10.1055/s-2007-960595
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York 2007

Alternative Entbindungspositionen: Bett, Stuhl oder Wanne

V. Geissbühler
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Publication Date:
26 February 2007 (online)

Die ersten „Stürme” wegen alternativer Entbindungspositionen, insbesondere wegen der Wassergeburt, sind heute verflogen. In vielen Krankenhäusern gehören Wassergeburten zur Routine. Die Dissertationsarbeit von Chiffelle [1] zur Situation der Wassergeburt in der Schweiz zeigt eindrücklich, dass innerhalb von weniger als 10 Jahren in über 50 % der schweizerischen Frauenkliniken die Wassergeburt eingeführt wurde. Als „Anerkennung” wurden die alternativen Entbindungspositionen in die ASF-Statistik aufgenommen (Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Frauenkliniken). In den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Geburtshilfe durch Einführung von Überwachungsmethoden wie Kardiotokographie, Ultraschall und Mikroblutanalyse so sicher wie noch nie. Kindliche und mütterliche Morbidität und Mortalität sanken auf Tiefstwerte. Die Geburt im Krankenhaus wurde zur Selbstverständlichkeit und die Hausgeburt zum Randphänomen. Die Gegenbewegung ließ nicht lange auf sich warten. Bücher wie „Geburt ohne Gewalt” (Leboyer), „Natürliche Geburt” (Sheila Kitzinger) und „Erfahrungen mit der sanften Geburt” (Michel Odent) zeigten, dass Gebärende nebst der Sicherheit noch weitere Anliegen hatten: Die Geburt soll ein schönes Erlebnis sein und in guter und menschlicher Atmosphäre stattfinden. Gleichzeitig wurden in der Schulmedizin kritische Stimmen laut, welche den Nutzen weit verbreiteter geburtshilflicher Verordnungen und Eingriffe bezweifelten (Enkin M et al. A guide to effective care in pregnancy and childbirth. Oxford Universitiy press, third edition).

Wie hat die Frauenklinik Frauenfeld den Wandel der Geburtshilfe erlebt? Ende der 80er-Jahre gerieten die Geburtskliniken im Kanton Thurgau ganz unverhofft in eine politische Diskussion. Dies rüttelte uns aus dem „Dornröschenschlaf” auf. Anlass war eine Volksinitiative im Kanton Thurgau gegen die von der Regierung beschlossene Abschaffung eines so genannten Wartegeldes für frei berufliche Hebammen, die Hausgeburten betreuten. Im Abstimmungskampf wurde vor allem das Feindbild „Klinikgeburtshilfe” aus der Taufe gehoben. Alternative Entbindungspositionen - wie Stuhl oder Wanne - wurden gefordert. An unserer Frauenklinik reagierten wir rasch auf diese Wünsche. Wir entwickelten ein Geburtskonzept, bei dem alternative Entbindungspositionen in die Geburtsmedizin integriert wurden [2]: Breitbett, Maiahocker, Wasser. Weniger häufig benutzt: Romarad, Seil, stehend, Vierfüßlerstellung, Hocke ([Abb. 1]).

Abb. 1 Seil, Maiahocker und Geburtswanne.

Literatur

  • 1 Chiffelle Huber C. Die Wassergeburt in der Schweiz. Inaugural-Dissertation. Universität Zürich, 2001
  • 2 Geissbühler V, Eberhard J. Waterbirths: A comparative study.  Fetal Diagn Ther. 2000;  15 291-300
  • 3 Eberhard J, Geissbühler V. Influence of alternative birth methods on traditional birth management.  Fetal Diagn Ther. 2000;  15 283-290
  • Weitere Literatur bei der Verfasserin

Dr. med. V. Geissbühler

Kantonsspital · Spital Thurgau AG

CH-8501 Frauenfeld

Email: verena.geissbuehler@stgag.ch

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