Klin Padiatr 1992; 204(5): 323-327
DOI: 10.1055/s-2007-1025366
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das akzidentelle Herzgeräusch

Untersuchung zur klinischen Diagnosesicherheit und möglichen UrsachenThe Innocent Heart MurmurAn Examination about Certainty of Clinical Diagnosis and Possible CausesU.  Mellies , F.  Hentrich , B.  Hofelich , U.  Neudorf , A. A. Schmaltz
  • Abteilung für pädiatrische Kardiologie
    Zentrum für Kinder- u. Jugendmedizin, Universitäts-GHS - Essen
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Publication Date:
13 March 2008 (online)

Abstract

The diagnosis "innocent murmur" is made when there is no evidence for a heart disease either by history nor by examination, auscultation, electrocardiogram or echocardiography. The purpose of the present study was to determine the usefulness of echocardiography for diagnosing of an innocent heart murmur and further to compare the findings of ultrasound with those of the clinical examination. Children were accepted for the study after clinical examination and evaluation of the electrocardiogram (but before echocardiography) only when two independent pediatricians did not realize any symptoms of a heart disease. A total number of 200 children were examined; 121 were male and 79 female. 194 children (97%) had an innocent murmur, six children (3%) a heart disease [atrial septum defect (3), bicuspid aortic valve (1), aortic stenosis (1) or pulmonary stenosis]. The sensitivity and positive predictive value of clinical examination and auscultation ranged from 92% to 99%, the specificy from 50% to 60%. In six cases the initial diagnosis had to be changed after echocardiography. Three times an innocent murmur was diagnosed as a heart disease and another three times a pathological murmur was regarded as innocent. Left ventricular bands were seen in 53 (26,5%) children and they significantly correlated with the musical heart murmur (77%). If there was no false tendon, the murmur was mostly an uncharacteristic one (74% (< 0,001). The echocardiographic findings were not different of those children without a murmur or heart disease. The average peak velocity in the ascending aorta was 143,1±23,6 cm/s (87-215 cm/s), the shortening fraction 36,2±6,3%. We could not find a correlation between velocity, shortening fraction and aortic diameter.

Zusammenfassung

Das akzidentelle Herzgeräusch ist einer der häufigsten Befunde in der kinderkardiologischen Praxis. Die Diagnose wird anhand der unauffälligen Anamnese, der körperlichen Untersuchung, EKG und Auskultation, sowie des Fehlens pathologischer Befunde in der Echokardiographie gestellt. Es wurden 200 Kinder mit einem systolischen Herzgeräusch untersucht, bei denen nach der unabhängigen klinischen Untersuchung durch zwei Ärzte und nach der Auswertung des EKG, jedoch unabhängig vom Auskultationsbefund, keine Symptome eines Vitiums festgestellt werden konnten. Anschließend wurde eine Echokardiographie (M-mode, 2-D und Doppler) durchgeführt. Die abschließende Diagnose nach Echokardiographie lautete in 194 Fällen ,,akzidentelles Herzgeräusch". Morphologische Veränderungen wurden sechsmal (drei Septum secundum Defekte, eine bikuspide Aortenklappe, eine Aortenstenose, eine Pulmonalstenose) beobachtet. Sensitivität und positiver Vorhersagewert der klinischen Untersuchung betrug 92% bis 99%, die Spezifität 50% bis 66%. Sechsmal (3%) mußte nach der Echokardiographie die Diagnose geändert werden. Dreimal wurde ein akzidentelles Geräusch für ein Vitium gehalten und ebenfalls dreimal ein Vitium als akzidentelles Geräusch diagnostiziert. Wenn die klinische Untersuchung von einem erfahrenen Arzt durchgeführt wird, ist sie zur Beurteilung des akzidentellen Geräusches ein sensitives, jedoch wenig spezifisches diagnostisches Verfahren. Sehnenfäden im linken Ventrikel wurden bei 53 (26,5%) Kindern gefunden. Sie traten signifikant häufiger zusammen mit einem musikalischen Geräusch (77%), als mit einem uncharakteristischen Geräusch (23%) auf (p< 0,001). Ließen sich keine Sehnenfäden darstellen, so wurden in 74% uncharakteristische und in 26% musikalische Geräusche auskultiert. Die im M-mode meßbaren Diameter des Herzens lagen im Normbereich. Die maximale Flußgeschwindigkeit in der ascendierenden Aorta betrug im Mittel 143,1 ±23,6 cm/s (87-215 cm/s), die Verkürzungsfraktion 36,2±6,3%. Ein Zusammenhang zwischen der Flußgeschwindigkeit und der Kontraktilität oder dem Aortendurchmesser konnte nicht festgestellt werden.

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