Geburtshilfe Frauenheilkd 1997; 57(12): 663-669
DOI: 10.1055/s-2007-1023156
Geburtshilfe: Management

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Vierkanaltokographie in der ungestörten Schwangerschaft

Eine Longitudinalstudie mit Erst- und MehrgebärendenFour-Channel Tocography in Uneventful PregnancyA Longitudinal Study with Primi- and MultiparasF. Fallenstein, A. Hasenburg, J. Steffens, L. Spätling, K. Quakernack
  • Universitäts-Frauenklinik Bochum - Marienhospital Herne (Direktor: Prof. Dr. med. K. Quakernack)
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Publication Date:
17 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Die Vierkanaltokographie (simultane externe Wehendruckaufzeichnung an vier Stellen über dem Uterus) liefert neue Parameter zur Dynamik der uterinen Aktivität. Messungen sub partu und bei vorzeitiger Wehentätigkeit haben gezeigt, daß zervixwirksame Wehentätigkeit mit bestimmten Ausprägungen der Vierkanalparameter einhergeht, z.B. mit vermehrter Beteiligung und erhöhter Kontraktionsintensität des oberen rechten Uterussegments. Umgekehrt sollte mit dieser Studie nun untersucht werden, wie sich die unkoordinierte, physiologische Uterusaktivität bei komplikationslosen Schwangerschaften mit der Vierkanaltokographie darstellt. Material und Methode: 41 gesunde Frauen mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf nahmen teil (20 Erst- und 21 Mehrgebärende). Die zweistündigen Messungen wurden mit 23 SSW begonnen und alle vier Wochen bis zum Termin wiederholt. Die elektronisch gespeicherten Signaldaten wurden mit einem Computerprogramm zur automatischen Erkennung und Ausmessung der Kontraktionen weiterverarbeitet. Ergebnisse: Mehrgebärende hatten im Mittel 6,7 und Erstgebärende 10,5 Kontraktionen/h (p < 0,001). Diese Frequenzen zeigten keine ausgeprägte Abhängigkeit vom Gestationsalter. Der Anteil der Kontraktionen, die sich über größere Teile des Uterus ausbreiteten (in mindestens drei Kanälen registrierbar), war insgesamt gering (≤ 28%), aber bei den Nulliparae fast immer höher. Beide Gruppen zeigten kurz vor Schwangerschaftsende einen deutlichen Aktivitätsanstieg im rechtsfundalen Uterusquadranten durch höhere Beteiligung, häufigeren Ursprung und gesteigerte Intensität der Kontraktionen. Schlußfolgerung: Die Uterusaktivität beginnt bereits früh mit zunächst schwachen, aber häufigen Kontraktionen, die mit fortschreitender Schwangerschaft nicht wesentlich zahlreicher werden. Deshalb sollte die oft geübte Praktik, Frühgeburtsrisiken nur anhand von Kontraktionsfrequenzen im Routine-CTG zu beurteilen, neu überdacht werden. Zudem entwickelt sich die Uterusaktivität bei Erst- und Mehrgebärenden unterschiedlich, was bisher in der Literatur nicht belegt ist. Die Vierkanaltokographie könnte dazu beitragen, diese Phänomene weiter zu erforschen, um künftig pathologische von physiologischer Wehentätigkeit besser unterscheiden und damit insbesondere unnötige oder unnötig hoch dosierte Tokolysen vermeiden zu können.

Abstract

Abstract: The simultaneous recording of external uterine pressure at four sites of the abdominal wall - known as four-channel tocography - offers new parameters to describe the dynamics of uterine activity. Measurements during delivery and preterm labour have shown that cervical change in labour is correlated to certain patterns of the four-channel parameters (e.g. more frequent and more intensive activity of the upper right uterine segment). Now the question of this study was whether uncoordinated physiological uterine activity in uncomplicated pregnancies could also be characterised by four-channel tocography. 41 healthy women (20 primiparas, 21 multiparas) with normal pregnancy outcome were examined. The two-hour-measurements started at 23 weeks of gestation and were repeated every four weeks until term. The electronically stored tocometric signals were automatically processed by special computer software for recognition and quantification of the contraction patterns. Multiparas had 6.7, primiparas had 10.5 contractions per hour (p < 0,001). These frequencies showed no clear correlation to the gestational age. The rate of global contractions developing simultaneously in at least three uterine segments was rather low (≤ 28%), but generally higher in the Primiparae. Both groups had an increase in activity of the upper right area of the uterus shortly before delivery as seen in increased participation, more frequent onset and higher intensity of contractions. Obviously, uterine contractions set in early during pregnancy with weak and local but frequent contractions which do not become significantly more frequent in the course of pregnancy. For this reason, the commonly practised method of judging the risk of preterm birth just by counting contractions in a routine CTG should be critically reconsidered. Furthermore, uterine activities seem to develop in different ways in primi- and multiparas which until now has not been described in literature. Certainly, four-channel tocography can contribute to further research on these phenomena in order to differentiate more precisely between pathological and physiological contractions, thus avoiding tocolysis or at least tocolysis with unnecessary high dosages.

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