Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1981; 16(6): 350-352
DOI: 10.1055/s-2007-1005399
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Versuch der unterlassenen Hilfeleistung am untauglichen Objekt? - Zum Tatbestandsmerkmal „Erforderlichkeit” ärztlicher Hilfe unter Berücksichtigung des Todeszeitpunktes -

”Withholding Succour” and the ”Obligation to Give Medical Assistance” with Special Reference to the Time of DeathM. Kleiber
  • Institut für Rechtsmedizin der Universität Hamburg (Direktor: Prof. Dr. med. W. Janssen)
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Der Tatbestand „unterlassene Hilfeleistung” ist im deutschen Strafgesetzbuch dem Wortlaut nach und in seiner historischen Entwicklung auf alle Bürger anwendbar. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß diese Strafvorschrift in zunehmendem Maße auf ärztliches Handeln Anwendung findet und damit zum ärztespezifischen Tatbestand zu werden droht. Die Gründe dafür und unterschiedliche Rechtsauslegungen werden kurz erörtert.

Ausgehend von einer Fallschilderung wird insbesondere auf den Teilaspekt der „Erforderlichkeit” (ärztlicher) Hilfeleistung eingegangen. Es verdient besondere Beachtung, daß der - im Minutenbereich liegende - Zeitraum zwischen Herzstillstand und Hirntod auch bei plötzlichem unerwarteten Todeseintritt für die strafrechtliche Inanspruchnahme eines Arztes durchaus relevant werden kann.

Summary

”Withholding succour” is, according to German law, an offence. Although this law applies to all citizens there is evidence that it is being increasingly applied to medical activities which are thus liable to become a tort. The reasons for this view and the different interpretations of this law are discussed. Based on a case history the ”obligation to give medical assistance” is reviewed. Special attention should be paid to the fact that the interval between cardiac arrest and brain death (a matter of minutes) may become relevant in the indictment of a doctor for a criminal offence even in cases of sudden unexpected death.

    >