Fortschr Neurol Psychiatr 1995; 63: S28-S32
DOI: 10.1055/s-2007-1002294
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Medikamentöse Behandlung von Zwangsstörungen - eine vergleichende Betrachtung der Wirksamkeit von Clomipramin und Fluoxetin

S.  Volk
  • Abteilung für Klinische Psychiatrie II der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt
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Publication Date:
10 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Die Pharmakotherapie der Zwangsstörung stellt eine wesentliche Grundlage der Behandlung dar, wobei eine begleitende verhaltenstherapeutische Behandlung generell anzustreben ist und so der Anteil von Therapierespondern, Synergieeffekte nutzend, erhöht werden kann. Mit den beiden in Deutschland zugelassenen Serotoninwiederaufhahmehemmern Clomipramin und Fluoxetin stehen zwei effektive Substanzen zur Behandlung zwangskranker Patienten zur Verfügung. In ihrer klinischen Wirksamkeit unterscheiden sie sich, dem derzeitigen Stand der Untersuchungen zufolge, nicht. Eine Behandlung mit einer der beiden Substanzen sollte immer einschleichend erfolgen: mit 25 mg Clomipramin bzw. 20 mg Fluoxetin. Nachdem mittlerweile Fluoxetin in flüssiger Darreichungsform zur Verfügung steht, kann bei magenempfindlichen Patienten auch mit einer Tagesdosis von 10 mg begonnen werden. Eine schrittweise Dosissteigerung bis zu Maximaldosierungen von 300 mg Anafranil bzw. 60 mg Fluoxetin sollte erfolgen. Zur Beurteilung eines positiven Ansprechens auf die Behandlung bedarf es Geduld. Frühestens 10-12 Wochen nach Therapiebeginn sollte der Wechsel im Falle eines ungenügenden Ansprechens von der einen auf die andere Substanz erwogen werden. Ein erfolgreiches Ansprechen auf einen Serotoninwiederaufhahmehemmer bedeutet in der Regel eine langfristige Behandlungsindikation, wobei eine Dosisreduktion in kleinen Schritten nach Monaten einer Stabilisierung angestrebt werden kann. Ein Absetzen sollte, wenn erforderlich oder vom Patienten erwünscht, ebenfalls nur in kleinen Schritten über längere Zeit durchgeführt werden. Die Rückfallgefährdung nach Beendigung einer medikamentösen Behandlung ist sehr groß.

Ein wesentlicher Vorteil von Fluoxetin besteht in der allgemein besseren Verträglichkeit der Substanz, welche seltener zum Abbruch einer medikamentösen Behandlung führt.

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