Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2006; 1(6): 30-32
DOI: 10.1055/s-2006-961779
DHZ | praxis

© Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Naturheilkundliche Erstversorgung bei Traumata - ein kleines Praxis-Lexikon von A bis Z

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Publication Date:
22 February 2007 (online)

Die Therapie von Bagatellverletzungen und Begleitung bei Unfalltraumata spielt in vielen Heilpraktikerpraxen eine eher untergeordnete Rolle. Doch auch hier bieten sich für uns gute Möglichkeiten, mit wesentlichen Symptomverbesserungen innerhalb kurzer Zeit zu helfen. Die Naturheilkunde hält sowohl zur Erstversorgung als auch zur längerfristigen Therapie einen Fundus an bewährten Mitteln bereit, die Sie von A-Z im folgenden „Kleinen Praxis-Lexikon” nach häufigen Indikationen sortiert aufgelistet finden, allerdings ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.

Voraussetzung für die Behandlung von Bagatellverletzungen oder zur Folgebehandlung von Unfalltraumata ist jeweils die Kenntnis der sachgemäßen Erstversorgung, darunter einschlägige Richtlinien wie die PECH-Regel (Pause-Eis-Compression-Hochlagern) bei geschlossenen Verletzungen, das obligatorische Kühlen von Brandwunden mit Wasser oder die hygienisch korrekte Wundversorgung. Im Folgenden wird besonders auf die homöopathische Therapie eingegangen, denn diese ist oft am unkompliziertesten und schnellsten anzuwenden. Auch Nicht-Homöopathen mit völlig anderen Therapieschwerpunkten vertrauen auf Reisen, im Akutfall oder wenn der Patient am Telefon um Soforthilfe bittet, gerne auf die bewährten „drei Globuli”. Bei der Auswahl der homöopathischen Potenzen wurde bei der Therapie von Kindern eine C 30 zugrunde gelegt. Bei der Behandlung von Erwachsenen sind mitunter höhere Potenzen erforderlich. Die anderen aufgeführten Medikamente bewähren sich in jeder Haus- und Notfallapotheke.

Achtung! Die Behandlung von Notfallsituationen mit homöopathischen, phytotherapeutischen oder anderen naturheilkundlichen Arzneimitteln entbindet nicht von einem sachgemäßen Umgang mit der entsprechenden Situation. Erste Hilfe-Maßnahmen - von der Wunddesinfektion und dem Aufkleben eines Pflasters bis hin zum Überweisen an eine Unfallambulanz, Anfordern eines Notarztes oder Beginn lebensrettender Sofortmaßnahmen - müssen, wenn erforderlich, stets unverzüglich durchgeführt werden!

Abb. 1 Freizeitunfälle sind nach Unfällen im Haushalt die häufigste Ursache physischer Traumata. Foto: © PhotoDisc

Augenverletzung

Auge: nicht reiben, Tränenfluss erzeugen, Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung, notfalls Wasser, Nachbehandlung mit Calendula- Kompressen „Arnica fürs Auge”: Ruta C 30 1 x Verbinden beider Augen

Bluterguss

Arnica C 30 1 x („Je größer die Fallhöhe, desto höher die Potenz.”), bei grünlich-schwarzer oder blauroter Färbung Ledum C 30, Hauptunterscheidungskriterium zu Arnika ist: „Kältegefühl” äußerlich Arnikatinktur-Auflagen: 2 EL auf eine Tasse Wasser S. 49 Symphytum Nr. 34 Synergon® Kattwiga alle 3 Stunden 10 Tr.

Abb. 2 Calendula officinalis (Ringelblume). Foto: © Klosterfrau

Blutungen

Arnica C 30 jede 1/4 bis œ Stunde; DD: Phosphorus bei hellen, frischen Blutungen S. 50-51 äußerlich Calendula-Essenz 1:10 mit Wasser mischen, je nach Stärke der Blutung auch bis zu einem Verhältnis von 1:1 mischen Trillium S 58 Nestmann D, akut 40 Tr. einnehmen Styptik N (Soluna Nr. 21) 2-6 x 10-15 Tr. (auch bei Hypermenorrhoe)

Eiterungen

wenn der Eiter abfließen kann: Hepar sulf. C 30 das „homöopathische Messer”: Myristica C 30 bei starkem Geruch: Mercurius solubilis C 30 68 Hepar sulfur F Nestmann D 3 x 2/6 x 1 Tbl. Hepar sulfuris Synergon Nr. 111 Kattwiga 4-6 x tgl. 1 Tbl.

Abb. 3 Apis mellifica (Honigbiene). Foto: © Deutsche Homöopathie-Union, Karlsruhe

Entzündungen, allgemeine Therapie

Regazym® plus D, 3 x 2 Tbl. v.d.E., ggf. auch höher dosieren; alternativ Wobenzym® N als Stoßtherapie: 3x10 Drg. Zusätzlich 69 Aqua silicata K (Nestmann), 5 x 10-15 Tr. und NemaBas® Tbl. 3 x 3 Lymphdiaral®-Salbe (Pascoe) in der entsprechenden Lymphknotenregion

Gehirnerschütterung

Arnica C 30 und Hypericum C 30 (3 x je 1 Gabe alle 5 Minuten im Wechsel), bis hin zu wesentlich höheren Potenzen (z.B. C 200, auch höher, ggf. in Wasser aufgelöst) bei Schädel-Hirn-Trauma S. 50-51

Schmerzen

allgemein: Chamomilla C 30 jede Stunde 3 Glob. Nervenschmerzen, Steißbeinprellung: Hypericum C 30 Gelsemium N Synergon Nr. 100 Kattwiga 3-4 x tgl. 15-20 Tr.

Schock, psychisch:

Aconitum C 30 1 x tgl., bis zu einer Woche möglich Bachblüten: Alle Blüten können pur oder in Wasser verdünnt eingenommen und als Wickel/Auflagen angewendet werden. Erste-Hilfe-Tropfen (Rescue-Tropfen, Five-Flower-Remedy) im allgemeinen Schreck- und Schockzustand, auch als Creme zum Auftragen auf z.B. stumpfes Trauma oder „wenn nichts anderes da ist” auf Insektenstich, Prellung, Zerrung, geringgradige Verbrennung, Sonnenbrand, Pickel, gesäuberte Schürfwunde, Bänderriss; ein gutes „Reisemittel” Rock Rose bei Panik-, Angst- und Terrorgefühlen Crab Apple bei Verletzung des Scham- und Ehrgefühls oder dem Gefühl von Verletzung der persönlichen Integrität Star oft Bethlehem als „Verarbeitungs- und Posttrauma-Blüte” Aura-Soma-Öl, Pomander Nr. 1, mehrmals auf und um gesamten Körper streichen „Seelenbalsam” nach Trauma und bei Verlust von Lebenskraft und Hoffnung: Sanguisol (Soluna Nr. 17), 5-10 Tr. morgens und mittags über längeren Zeitraum

Insektenstiche und -bisse

Bienenstich, auch bei Wespen- oder Hornissenstichen: Apis mellifica C 30, eine halbe Zwiebel auf die Stichstelle drücken, Rescue-Creme auftragen. Cave: Anaphylaxie! Zeckenbiss: Ledum C 30. Cave: bei Borreliose Antibiose unbedingt erforderlich!

Knochenbruch

akut: zur Entkrampfung und gegen Weichteilschmerz Arnica C 30, gegen Knochenschmerz Symphytum C 30 Symphytum Nr. 34 Synergon® Kattwiga alle 3 Stunden 10 Tr. Anregung der Kallusbildung: Symphytum D 6, 3 x 5 Glob. über einen längeren Zeitraum Eigenblutinjektion (aufsteigend 0,5 bis 2 ml, ggf. Mischinjektion mit z.B. Ultima ratio oder Symphytum comp./Wala) möglichst in die Nähe des Bruches

Kollaps/vago-vasale Synkope

Veratrum album C 200 akut 3 Glob. Camphora C 30 bei Eiseskälte des Körpers (Antidot von Homöopathika) Korodin Tr. alle 15 Min. 5-10 Tr. auf Zucker Rescue-Tropfen. Cave: DD wichtig! Bei Notfall entsprechendes Management S. 34-36

Nasenbluten

Arnica C 30 1 x, bei Kindern häufig auch Ferrum phosphoricum C 30 1 x Trillium S 58 Nestmann D, akut 40 Tr. einnehmen/ gleichzeitig 10 Tr. auf Watte als Nasentamponade äußerlich

Nervenverletzungen

Hypericum C 30 alle 4 Stunden Aconit Schmerzöl Wala® äußerlich

Sonnenstich

bei Schwitzen mit rotem Kopf: Belladonna C 30 1 x mit Pulsieren, bei Verwirrung, hochrotem Gesicht, Hitzewallung: Glonoinum C 30 1 x roter Kopf und trockenes Gesicht: Aconitum C 30 1 x mit Kollapsneigung: Veratrum album C 30 1 x

Verbrennungen

ohne Blasenbildung: Causticum C 30 1 x mit Blasenbildung: Cantharis C 30 1 x äußerlich bei kleinflächigen Verbrennungen: Rescue-Creme oder Combudoron® Gel (Weleda) oder reines, fettes Sanddornöl

Abb. 4 Veratrum album (Brechwurz). Foto © Klosterfrau

Verstauchungen

Arnica C 30 1 x, nach einer Stunde Rhus toxicodendron C 30; ohne Schwellung: Ruta C 30; bei anhaltenden Beschwerden: Bellis perennis D 6 äußerlich: Arnikatinktur-Auflagen: 2 EL/1 Tasse Wasser, 30 Min. liegen lassen, tgl. mehrmals, Anwendungshäufigkeit je nach Schwere Bad mit Kartoffelschalenwasser: Schalen von 5-12 Kartoffeln (je Größe des betroffenen Gelenks) mit kochendem Wasser übergießen, so heiß wie möglich Gelenk darin baden (Cave: Verbrennung!); die Kartoffelschalen können dabei im Wasser bleiben. Einreibungen mit Kytta-Salbe® mehrmals tgl. Symphytum Nr. 34 Synergon® Kattwiga alle 3 Stunden 10 Tr. Spenglersan® Kolloid G regelmäßig auf die Haut sprühen

Abb. 5 Staphisagria (Rittersporn). Foto: Thieme Verlagsgruppe

Wunden

Quetschwunden mit Hämatom: Arnica C 30 der Muskeln: Arnica C 30 jede œ Stunde der Nerven: Hypericum C 30 jede œ Stunde der Knochen: Symphytum C 30 jede œ Stunde der Sehnen: Calendula C 30 jede œ Stunde Platzwunden: Calendula C 30 1 x, Klammerpflaster, Calendula-Kompressen Schürfwunden, bei starken Schmerzen: Chamomilla C 30 1 x Schnitt- und Risswunden: Staphisagria C 30 3x1 Gabe am 1. Tag Stich- und Bisswunden: Ledum C 30 alle 4 Stunden

Wundreinigung: nach sorgfältiger Reinigung und Wunddesinfektion folgt Auswaschen mit lauwarmem Calendulawasser: 5-7 Tr. Calendulaessenz auf eine Tasse Wasser

Abb. 6 Causticum (Ätzkalk) Foto © Deutsche Homöopathie-Union, Karlsruhe

Zahnschmerzen

Zahnschmerzen, akut: Xanthoxylon fraxineum americanum LM 30 nach Extraktion: Arnica C 30 S. 50-51, bei Reizbarkeit Calendula C 30 nach Wurzelbehandlung: Hypericum C 30, auch Aconitum C 30

Homöopathischer Erste-Hilfe-Kasten

Apis mellifica C 30 (Honigbiene)

Aconitum C 30 (Eisenhut)

Arnica C 30 (Bergwohlverleih)

Belladonna C 30 (Tollkirsche)

Calendula C 30 (Ringelblume)

Camphora C 30 (Kampfer)

Cantharis C 30 (Span. Fliege)

Causticum C 30 (Ätzkalk)

Chamomilla C 30 (Echte Kamille)

Ferrum phosphoricum C 30 (Eisenphosphat)

Glonoinum C 30 (Nitroglycerin)

Hepar sulfuris C 30 (Kalkschwefelleber)

Hypericum C 30 (Johanniskraut)

Ledum C 30 (Sumpfporst)

Mercurius solubilis C 30 (Quecksilbergemisch)

Myristica sebifera C 30 (Talgmuskatnussbaum)

Phosphorus C 30 (Gelber Phosphor)

Rhus toxicodendron C 30 (Giftsumach)

Ruta C 30 (Weinraute)

Staphisagria C 30 (Rittersporn)

Symphytum C 30/D 6 (Beinwell)

Veratrum album C 30 (Brechwurz)

Weiterführende Literatur

  • 1 Bühren V, Trentz O. Checkliste Traumatologie. Stuttgart: Thieme 2005
  • 2 Möller S. Memorix Notfallmedizin. 7. Aufl. Stuttgart: Thieme. Kompaktes, übersichtliches Notfallkompendium für medizinisches Fachpersonal 2005
  • 3 Wiesenauer M, Elies M. Praxis der Homöopathie. Stuttgart: Hippokrates 2004
  • 4 Ziegenfuß T. Checkliste Notfallmedizin. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme. Nachschlagewerk für medizinisches Fachpersonal 2004

HP Elvira Bierbach

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