Sprache · Stimme · Gehör 2006; 30(4): 143
DOI: 10.1055/s-2006-951749
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das etwas andere Editorial zum 30. Geburtstag von SSG - eine heimliche Liebeserklärung

Wer braucht schon ein Quarterly?A Somewhat Different Editorial for the 30th Birthday of SSG - A Secret Declaration of LoveWho Needs a Quarterly?M. Ptok
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Publication History

Publication Date:
30 November 2006 (online)

Nein, ein Quarterly ist keinesfalls das, was jetzt vielleicht einige denken. Es ist auch keine neue asiatische Entspannungskunst, der man einen amerikanischen Namen gegeben hat. Und auch kein Viertel Wein zu Zeiten einer internationalen Messe in Stuttgart.

Quartely ist schlicht eine Bezeichnung für eine Zeitschrift (pardon: Journal), die nur ein Mal im Quartal, also alle drei Monate erscheint. Wie eben Sprache-Stimme-Gehör, die Sie gerade in den Händen halten. Warum sich diese Bezeichnung auch in Deutschland etabliert hat, mögen vielleicht die Marketing-Professionals wissen. Ich vermute, dass sie damit den Zeitschriften, die tatsächlich entgegen dem Mainstream der monatlichen Erscheinungsweise nur alle drei Monate in Haus kommen, ein modernes Mäntelchen geben wollten. Und seien wir ehrlich: alle drei Monate ? - das ist doch wirklich antiquiert und stammt aus einer Zeit, als man noch annahm, die Leserschaft würde sich tatsächlich drei Monate lang mit dem gleichen Heft beschäftigen, ohne schon nach einer Woche es für völlig überholt und für altpapierreif halten. Als man noch glaubte, neue Nachrichten könnten gar nicht so neu und aufregend sein, dass man sie nicht auch drei Monate später publizieren könne.

Aber diese Zeiten sind wirklich vorbei. Wer heute etwas schnell wissen will, googled es einfach aus. Und Übersichten finden sich auch schon, in teilweise beachtlicher Qualität, bei Wikipedia.de. Und wenn einen wirklich einmal der ganze Artikel interessiert - was eigentlich zu viel Zeit kostet, die Autoren verwenden einen wesentlichen Teil ihrer Aufmerksamkeit darauf, das Abstract wirklich aussagefähig zu machen, eben damit ihr Artikel schnell zitiert wird - dann sucht man einfach bei Medline oder ähnlichen Datenbanken, fast immer kostenlos, und schreibt dann dem Autor eine Email, dass er einem doch bitte einen pdf-file zurückmailt. Zeit gespart, Geld gespart, Altpapier gespart.

In der Tat: ein Quarterly braucht heute niemand mehr (sorry, Thieme-Verlag). Es sei denn...

Tja, es sei denn, man ist wirklich noch ein bisschen altmodisch und steht dazu: dass man es einfach mag, wenn ein neues Heft im Briefkasten liegt. Wenn man es herausnimmt, auf den Tisch legt und denkt: oh Gott, heute nicht, der Tag war so anstrengend! Wenn man sich dann doch von dem frischen, noch völlig eselohrenfreien Druckerzeugnis verführen lässt, nur mal eben einen Blick hineinzuwerfen. Zum Beispiel neugierig ist, was Herr Eich wieder für ein Bild für die Rubrik Kunst und Kommunikation aufgetrieben hat. Wenn man das Inhaltsverzeichnis überfliegt und einen Artikel sieht, von dem man denkt: oh ja, das müsste ich eigentlich auch wieder mal lesen...

Wenn man dazu steht, dass man auf irgendeinem Tisch dann nach mehreren Wochen ein vielleicht schon recht benutzt aussehendes Heft hat, wo man unbedingt noch einmal die Fragen zur Selbstkontrolle durchgehen oder einen Fortbildungstermin nachschlagen will.

Dann, ja dann ist es doch ganz gut, dass man sein Heft hat, in das man schauen kann, in das man seine Notizen und Eselsohren machen kann und wo man einen Artikel ohne lange download-Zeiten oder Interrupt verfügbar hat (auch wenn manchmal die Upload Zeit zum Gehirn länger dauert - aber das passiert auch beim Internet lesen...).

Für solche Zwecke ist es dann doch ganz gut, dass es die Quartelies gibt. Und wenn Sie der Meinung sind, dass Sie unser Quarterly auch weiterhin brauchen, würden wir uns sehr freuen und wir werden uns wie bisher ganz viel Mühe geben, dass wir Autoren bzw. Beiträge finden, die Ihnen die drei Monate Wartezeit bis auf das neue Heft wie im Fluge vergehen lassen.

Prof. Dr. med. Martin Ptok

Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie

Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neubergstr. 1

30625 Hannover

Email: Ptok.Martin@MH-Hannover.de

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