Allgemeine Homöopathische Zeitung 1967; 212(4): 153-163
DOI: 10.1055/s-2006-935381
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG, Stuttgart

Sinn und Unsinn der Ähnlichkeitsregel in historischer Sicht

N. Grieser
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Publication Date:
13 April 2007 (online)

Zusammenfassung

Betrachten wir, rückblickend auf über zweitausend Jahre Medizingeschichte, das Schicksal der Ähnlichkeitsregel, so sehen wir, daß sie immer wieder in den Händen erfahrener Ärzte ein wirksames Instrument ärztlichen Handelns war. Trotzdem blieb ihre Rolle offensichtlich zweitrangig, weil die Anwendung gezielter therapeutischer Reize niemals schematisch erfolgen kann, sondern sich dem Einzelfall mit seinen ständig wechselnden Verhältnissen anpassen muß, also große Erfahrung erfordert und besondere Mühe verursacht. Das wird sehr deutlich am Beispiel der Digitalis, die neben vielen anderen Medikamenten und Heilverfahren, die hier nicht genannt werden konnten, ein Beispiel für unbewußte Anwendung der Ähnlichkeitsregel ist. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß hier wie anderswo auch Irrwege gegangen wurden und Fehlentwicklungen zu verzeichnen waren. Das ist im Interesse unserer Kranken sehr bedauerlich, denn eine Therapie, die sich bewußt der körpereigenen Abwehr bedient, hat von vornherein einen besonderen Anwendungsbereich, stellt also eine wesentliche Erweiterung unserer therapeutischen Möglichkeiten dar. Jedoch ist zu hoffen, daß wir mit fortschreitender Zunahme unseres Wissens über biologische Vorgänge, mit wachsenden Einsichten in das Zusammenspiel organismischer Abläufe die historisch gewachsenen Vorurteile überwinden und die genannten Schwierigkeiten beherrschen werden.

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