Rehabilitation (Stuttg) 2006; 45(6): 369-376
DOI: 10.1055/s-2006-932614
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte therapiezielorientierter kognitiv-verhaltenstherapeutischer Nachsorgemaßnahmen auf den Therapietransfer im Anschluss an eine stationäre psychosomatische Rehabilitationsbehandlung

Effects of Therapy Goal Oriented Cognitive Behavioural Aftercare Measures on Therapy Transfer Following Inpatient Psychosomatic RehabilitationS.  Gönner1 , C.  Bischoff1 , M.  Ehrhardt1 , K.  Limbacher1
  • 1Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim
Further Information

Publication History

Publication Date:
22 November 2006 (online)

Zusammenfassung

Ziel der Studie: Patienten, die sich einer stationären Verhaltenstherapie unterziehen, haben nach ihrer Entlassung häufig Schwierigkeiten, das in der Klinik Erlernte zu Hause auch umsetzen zu können. Mittels gezielter ambulanter Nachsorgemaßnahmen bis zu acht Wochen nach dem stationären Aufenthalt wurde versucht, den Therapietransfer zu verbessern und dadurch die Effektivität der Behandlung zu steigern. Methodik: Das Modellprojekt wurde in einem Feldexperiment evaluiert. Die Randomisierung erfolgte innerhalb von nach den Merkmalen Alter, Geschlecht, Diagnosegruppe und laufendes Rentenverfahren parallelisierten Paaren. Eine Experimentalgruppe, die im Anschluss an die stationäre Rehabilitation Nachsorgemaßnahmen erhalten hat, wurde in therapieerfolgsrelevanten Variablen mit einer Kontrollgruppe über die Messzeitpunkte „stationäre Entlassung” und „12 Wochen nach stationärer Entlassung” verglichen. Ergebnisse: Patienten, die an den Nachsorgemaßnahmen teilgenommen haben, zeigen 12 Wochen nach ihrer Entlassung im Vergleich zu Patienten der Regelversorgung einen günstigeren Verlauf hinsichtlich psychischer und körperlicher Beschwerden und sind in höherem Maße dazu in der Lage, psychosoziale Anforderungen in ihrem Lebensalltag zu bewältigen. Sie erleben eine höhere Kontrolle über ihre Symptomatik und erreichen eher Ziele, die sie sich für die Zeit nach der stationären Therapie gesteckt haben. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die Durchführung spezifischer Nachsorgemaßnahmen im Sinne des Modellprojektes die Effektivität psychosomatischer Rehabilitation verbessert. Auch von den Ergebnissen unserer Studie beeinflusst, stellen Reha-Nachsorgeprogramme mittlerweile einen selbstverständlichen Bestandteil stationärer psychosomatischer Rehabilitation in Deutschland dar.

Abstract

Objective: After discharge from inpatient psychosomatic rehabilitation patients often face problems to transfer and stabilize the modifications they have achieved in the clinic. Using targeted outpatient aftercare interventions up to eight weeks after discharge from the inpatient programme we tried to support this transfer, thus enhancing treatment effectiveness. Method: The evaluation was carried out as a field experiment. Patients were matched into pairs and then allocated randomly to either a control or an experimental condition. The experimental group, which had participated in specific aftercare measures after inpatient therapy, was compared to the control group at „discharge from clinic” and „twelve weeks post-discharge” relative to a number of variables relevant in therapy outcome. Results: Twelve weeks post-discharge patients who had participated in aftercare measures show significantly better progress relative to their physical and psychological complaints than patients in the control group. Also, they are more capable of coping with psychosocial demands of their everyday life. They experience better control of their symptoms and they are more successful in attaining the goals they have set for themselves for the time after discharge. Conclusions: The findings show that supplementing psychosomatic inpatient rehabilitation with specific aftercare measures will lead to better transfer and to increased effectiveness of psychosomatic rehabilitation. Also on account of our results, outpatient rehab aftercare programmes have in the meantime become a regular component of inpatient psychosomatic rehabilitation in Germany.

Literatur

  • 1 Harfst T, Koch U, Schulz H. Nachsorgeempfehlungen in der psychosomatischen Rehabilitation - Empirische Analysen auf der Basis des einheitlichen Entlassungsberichts der Rentenversicherungsträger.  Die Rehabilitation. 2002;  41 407-414
  • 2 Kobelt A, Schmidt-Ott G, Künsebeck H W, Grosch E V, Hentschel J, Malewski P, Lamprecht F. Bedingungen erfolgreicher ambulanter Nachsorge nach stationärer psychosomatischer Rehabilitation.  Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation. 2000;  52 16-23
  • 3 Kobelt A. Ambulante psychosomatische Nachsorge. Ein integratives Trainingsprogramm nach stationärer Rehabilitation. Stuttgart; Schattauer 2000
  • 4 Bischoff C, Gönner S, Ehrhardt M, Limbacher K, Husen E, Jäger R S. Ambulante prä- und poststationäre Maßnahmen. Ein Beitrag zur Flexibilisierung der stationären psychosomatischen Versorgung. Lengerich; Pabst 2003
  • 5 Bischoff C, Gönner S, Ehrhardt M, Husen E, Limbacher K. Akzeptanz ambulanter vor- und nachbereitender Angebote zur stationären psychosomatischen Rehabilitation.  Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation. 2003;  64 389-395
  • 6 Husen E, Gall U. ERZ - Verfahren zur Erfassung und Reflexion individueller therapierelevanter Ziele und Maßnahmen zur Zielerreichung. Bad Dürkheim; Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim in Vorbereitung
  • 7 Gönner S, Zielke M, Husen E. Der Fragebogen zur Erfassung psychosozialer Fähigkeiten (FpF). Bad Dürkheim; Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim in Vorbereitung
  • 8 Lohaus A, Schmitt G M. Fragebogen zur Erhebung von Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit (KKG). Göttingen; Hogrefe 1990
  • 9 Klauer T, Filipp S H. Selbstwirksamkeitsskala (SWS). Konstruktionsgrundlagen und Untersuchungen zu Reliabilität und Validität (unveröffentl. Forschungsbericht). Trier; Universität 1989
  • 10 Fahrenberg J. Die Freiburger Beschwerdeliste (FBL). Form FBL-G und revidierte Form FBL-R. Göttingen; Hogrefe 1994
  • 11 Franke G. Die Symptom-Check-Liste von Derogatis (SCL-90-R). Göttingen; Beltz 1995
  • 12 Margraf J, Ehlers A. Das Beck-Angstinventar (BAI). Göttingen; Hogrefe 2002
  • 13 Hautzinger M, Bailer M, Worall H, Keller F. Das Beck-Depressions-Inventar (BDI). Bern; Huber 1992
  • 14 Husen E, Bischoff C. Fragebogen zu Therapieeinstellungen. Bad Dürkheim; Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim in Vorbereitung
  • 15 Bortz J, Döring N. Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin; Springer 2002

1 Ein Projekt des Rehabilitationswissenschaftlichen Forschungsverbundes Freiburg/Bad Säckingen; gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Rentenversicherung, Förderkennzeichen: 01GD9803/7.

Sascha Gönner

Psychosomatische Fachklinik Bad Dürkheim

Kurbrunnenstraße 12

67098 Bad Dürkheim

Email: sgoenner@ahg.de

    >