intensiv 2006; 14(6): 296-297
DOI: 10.1055/s-2006-927308
intensiv-online

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

- net-MARVIN
- Edheads virtual surgery

Hanno H. Endres1 , Holger Beuse1
  • 1zwai.media, Münster
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Publication History

Publication Date:
06 December 2006 (online)

In der Rubrik „intensiv-online” werden Webseiten vorgestellt, die in irgendeiner Form für die Pflegenden aus den Bereichen Anästhesie- und Intensivpflege von Interesse sind. Neben Internetauftritten mit originär pflegerischen Inhalten werden sich hier aufgrund der engen Verbindung der Anästhesie- und Intensivpflege mit Medizin und Technik auch Besprechungen ärztlicher Publikationen finden.

- http://marvin.die-narkose.de

Üben, üben und üben sind bekanntlich die drei Säulen der praktischen Ausbildung. Am Universitätsklinikum Marburg hat man dazu MARVIN engagiert - den MARburger Vollsimulator für Intensiv- und Notfallmedizin.

Der Termin für den Simulatorkurs muss sich dort aber erst verdient werden: mit net-MARVIN, einem webbasierten Lehrgang, der die Studierenden in vier Übungen auf den praktischen Einsatz am Simulator vorbereiten soll.

Das Schöne daran: Auch wenn man sich nicht gerade Medizinstudent am Marburger Klinikum ist, kann man an dem Online-Kurs teilnehmen und sich kostenlos registrieren.

Nach der Anmeldung warten zunächst 30 Fragen zum anästhesiologischen Basiswissen, wie z. B. Tubusgrößen, Standarddosierungen und Beatmungsformen. Die Antworten haben auf den weiteren Verlauf der Übungen jedoch sowohl für interne als auch für externe Teilnehmer keinen Einfluss, lediglich soll der persönliche Lernfortschritt dokumentiert werden.

So darf man auch getrost die Angabe der Matrikelnummer verweigern, um die Einwahldaten für die erste Übung per Mail zugeschickt zu bekommen. Dass die eigenen Studierenden ohne Anästhesie- oder Rettungsdiensterfahrung genauso unbefangen in den Kurs gehen sollen, demonstriert der Hinweis der Projektleitung: „Wählen Sie bei Aufgaben, bei denen Sie sich nicht sicher sind, die Lösung, die Ihnen am plausibelsten erscheint.”

Sobald der Fragebogen absolviert ist, legt sich MARVIN auch schon als „Herr M.”, dem eine Schulterrekonstruktion bevorsteht, auf den OP-Tisch, auf das die Allgemeinanästhesie eingeleitet werden möge.

Auf dem übersichtlichen Bildschirm erfährt man zunächst etwas über die simulierte Anamnese, den Hausstandard für die Narkoseeinleitung und natürlich auch den Namen der zuständigen Pflegekraft.

In diesem ersten Fall konnte „Schwester Marianne” bedauerlicherweise eben erst aus dem Nachbarsaal zu Herrn M. kommen, sodass die Vorbereitung des Patienten nun ganz in den Händen des Online-Teilnehmers liegt. Aus vier Optionen ist in jeder Stufe der Übung zu wählen, was als Nächstes zu tun ist - in diesem Fall muss man sich zunächst zwischen „venösem Zugang”, „Präoxygenieren”, „Monitoring anschließen” und „Tubusgröße ausmessen” entscheiden.

Der ganze Kurs wird durch viele Fotos anschaulich illustriert: Entscheidet man sich, MARVIN zunächst mit einem adäquaten Monitoring auszustatten, sieht man im nächsten Bild tatsächlich die Blutdruckmanschette am Oberarm mit den gemessenen Parametern.

Und so hangelt man sich nun Schritt für Schritt durch die Narkoseeinleitung: Welcher Tubus darf’s sein? Wie präoxygenieren? In welcher Reihenfolge werden die Medikamente in welcher Dosierung appliziert? Wie soll der Tubus fixiert werden? Nach 31 Fragen ist die erste Übung schließlich erfolgreich beendet und man darf sich der nächsten Aufgabe widmen: Bei Frau R. soll eine laparoskopische Cholezystektomie durchgeführt werden …

Net-MARVIN ist technisch vergleichsweise einfach produziert. Außer einigen Fotos, die auf den Bildschirm fliegen, gibt es keine Spielereien: keine animierten EKG-Ableitungen, keine laufenden Infusionen, keine Intubationsvideos. Aber auch in seiner Schlichtheit ist net-MARVIN ein gelungenes und dazu auch einzigartiges Training, um sich die Abläufe der Narkoseeinleitung anzueignen.

Auch wenn von dem einzig feststellbaren Schönheitsfehler nur Lümmel profitieren, die es darauf anlegen, sich durch die Übungen zu mogeln, soll er nicht unerwähnt bleiben: Fährt man mit der Maus über die vier Antwortmöglichkeiten, verrät bereits die Statuszeile des Browsers, ob die Auswahl eine gute Idee ist oder eher nicht. Da aber davon auszugehen ist, dass es sich bei Marburger Medizinstudenten um grundehrliche Menschen handelt, ist dieses kleine Manko mehr als verzeihlich.

http://www.edheads.org/activities/knee/

Wo sich MARVIN jetzt schon perfekt narkotisiert auf dem OP-Tisch befindet, bietet sich es sich förmlich an, der Anästhesie auch eine Operation folgen zu lassen - und das geht bei edheads.org. Die Mission der englischsprachigen Seite ist genauso selbstbewusst wie ehrgeizig: „Edheads will create unique, educational Web experiences designed to make hard-to-teach concepts understandable using the power and interactivity of the Internet.”

Und so stehen derzeit zwei virtuell durchführbare Operationen auf dem Plan: Knie- und Hüftgelenkersatz - und das mit der versprochenen, maximalen Interaktivität: Der komplette OP-Ablauf ist sehr schön animiert und der virtuelle Hobby-Operateur wird von Anfang an aktiv eingebunden.

Unter dem ständigen Kommentar des Edheads-Chirurgen kann man nach Herzenslust lagern, abdecken, desinfizieren, schneiden und sägen, bis das neue Knie- bzw. Hüftgelenk dort ist, wo es hingehört. Unterbrochen wird der OP-Ablauf nur durch gelegentliche Zwischenfragen.

In jedem Fall ein interessanter Spaß für ganze Familie, der sich mit einigermaßen soliden Englischkenntnissen problemlos meistern lässt.

Hinweis: Alle Screenshots wurden mit Mozilla Firefox Version 1.5.0.4 hergestellt.

Abb. 1 Eine gute Idee: net-MARVIN.

Abb. 2 Die häufigste, präoperative Frage stellt sich auch dem Edheads-Chirurgen: Welche Seite soll überhaupt operiert werden?

Abb. 3 Es kommt der Tag, da will die Säge sägen: Bei edheads bringt sie die Patella in Form.

Hanno H. Endres/Holger Beuse

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