intensiv 2006; 14(2): 94-96
DOI: 10.1055/s-2006-926699
intensiv-online

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

- medimorph.de
- die-gesundheitsreform.de

Hanno H. Endres1 , Tilmann Müller-Wolff1
  • 1zwai.media, Münster
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Publication History

Publication Date:
06 April 2006 (online)

In der Rubrik „intensiv-online” werden Webseiten vorgestellt, die in irgendeiner Form für die Pflegenden aus den Bereichen Anästhesie- und Intensivpflege von Interesse sind. Neben Internetauftritten mit originär pflegerischen Inhalten werden sich hier aufgrund der engen Verbindung der Anästhesie- und Intensivpflege mit Medizin und Technik auch Besprechungen ärztlicher Publikationen finden.

http://www.medimorph.de

Wem die Markennamen Wofacutan, Aubi und Leckermäulchen noch ein Begriff sind, wird auch mit medimorph, Spezivent und Praktiwarn etwas anfangen können. Bis Anfang Oktober des Jahres 1990 erfreuten sich nämlich diese Label im Osten Deutschlands reger Beliebtheit. Seitdem sieht man zwar hin und wieder noch einen Wartburg über die Straßen holpern und kann sich in zahlreichen Onlineshops mit Halberstädter Erbseneintopf und Pittiplatsch-Plüschtieren eindecken, um die Medizintechnik der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ist es jedoch ruhig geworden. Sehr ruhig (Abb. [1]).

Abb. 1 medimorph.de

Sogar „zu ruhig”, findet Tommy Dassler. Nur 15 Jahre nach der Wende, der Abwicklung fast aller Kombinate und der beinah vollständigen Vernichtung der Archive ist es kaum noch möglich, an Informationen zu den medizintechnischen Entwicklungen der DDR zu gelangen. Um diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat der 35-jährige Leipziger den ostdeutschen Errungenschaften deshalb mit medimorph.de eine eigene Onlinegedenkstätte errichtet und trotz aller Widrigkeiten eine stattliche Sammlung zusammengetragen.

Namensgeber ist dabei das „Medi-Inhalationsnarkosegerät MEDImorph 41019”, das in den 70er-Jahren vom VEB Medizintechnik Leipzig entwickelt wurde.

So kann man in der Rubrik „Narkose” beispielsweise erfahren, dass in der Medimorph-Baureihe zunächst das Narkosebeatmungsgerät Univent 100 zum Einsatz kam und mit dem Kreisteilsystem 41305 ausgestattet war. Die losen Steckverbindungen des Systems führten jedoch zu überdurchschnittlich hohen Leckagen und damit zur Entwicklung einer neuen Variante, dem Kreisteilsystem 41308. Später wurde das Zubehörangebot für den Medimorph sogar um Sicherheitseinrichtungen wie Sauerstoffausfallwarnung und Lachgassperre erweitert … (Abb. [2]).

Abb. 2 Die Geschichte der Beatmungstechnik bei medimorph.de.

Ebenso ausführlich ist die Geschichte der Beatmungstechnik dokumentiert. Angefangen mit dem volumengesteuerten Respirator NZ03 (im Volksmund als „Die Madonna” bekannt) über die Praktivent- und Varivent-Baureihen hat Tommy Dassler auch das mobile Beatmungsgerät Spezivent 221 in seiner Sammlung und stellt alle Geräte ausführlich mit ihren technischen Daten und mit vielen Fotos vor.

Viel Interessantes findet sich auch in den jeweiligen Unterrubriken „Geschichte”: Hier geht es zurück zu den ersten Entwicklungen von Beatmungskammern im 18. Jahrhundert und der 1931 von Eve entwickelten „Dänischen Wippe”, die dem Patienten durch abwechselnde Kopftief- und -hochlage das Atmen erleichtern sollte. Auch von dem Eisenmenger’schen Abdominal-Respirator aus dem Jahre 1903 dürfte kaum noch jemand etwas gehört haben (Abb. [3]).

Abb. 3 medimorph.de präsentiert den Praktivent 320.

Wenngleich die Rubriken „EKG” und „Röntgen” derzeit noch Baustellenstatus haben, gibt es so auf medimorph.de viele spannende und teils skurrile Gerätschaften zu entdecken - ein Ausflug in die Medizingeschichte, der wirklich Spaß macht und bei dem man auf jeder Seite die Liebhaberei und einen Funken Wehmut des Autors spüren kann.

Tommy Dassler ist übrigens weiterhin auf der Suche nach Gerätschaften und weiteren Informationen, wie zum Beispiel den damals zentral gemeldeten Schadensereignissen - zu den Preisen und den Vertriebsstrukturen. Wer sich angesprochen fühlt, kann über die Homepage Kontakt zu Tommy Dassler aufnehmen.

http://www.die-gesundheitsreform.de

Auf der Internetpräsenz des Bundesministeriums für Gesundheit zur Gesundheitsreform hat sich intensiv-online mit Clara, der interaktiven Erklärungsfee, zum Interview verabredet. Die drängendsten pflegerelevanten Fragen klärt Tilmann Müller-Wolff im Onlinedialog (Abb. [4]).

Abb. 4 die-gesundheitsreform.de: Clara empfängt den Ratsuchenden auf der Startseite.

intensiv-online: „Sehr geehrte Frau Clara, worin liegen denn Ihrer Meinung nach die Aufgaben für die Pflege in Deutschland?”

Clara: „Wesentliche Aufgabe der Pflegeversicherung ist es, Pflegebedürftige und Angehörige bei der ambulanten Pflege zu unterstützen. Beim Grad der Pflegebedürftigkeit unterscheidet man drei Pflegestufen: erheblich pflegebedürftig, schwer pflegebedürftig, schwerstpflegebedürftig.”

intensiv-online: „Sind wir demnach nur Dienstleister für die Versicherung?”

Clara: „Vielleicht interessieren Sie sich für die beitragsfreie Familienversicherung und möchten wissen, bis wann Ihre Kinder familienversichert sein können? Oder ob auch für Enkelkinder eine beitragsfreie Familienversicherung möglich ist? Ich kann Ihnen allerdings auch etwas über die Beitragsbemessungsgrenze und die Versicherungspflichtgrenze erzählen.”

intensiv-online: „Nein, danke. Wo genau ist denn der Punkt?”

Clara: „Nun gut. Gibt es vielleicht etwas anderes, was Sie mich fragen möchten?”

intensiv-online: „Ja: Wie stehen Sie zu beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten Pflegender.”

Clara: „Wie soll ich das verstehen? Würden Sie das bitte genauer erklären?”

intensiv-online: „Wohin geht die Krankenpflege im Gesundheitswesen?”

Clara: „Apropos „Krankenpflege”: Wenn durch häusliche Krankenpflege ein Krankenhausaufenthalt vermieden oder verkürzt werden kann, übernimmt Ihre Krankenkasse für einen Zeitraum von bis zu vier Wochen die Kosten, in begründeten Ausnahmefällen auch länger. Voraussetzung ist: In Ihrem Haushalt leben keine Personen, die Sie in dem erforderlichen Umfang pflegen können.”

intensiv-online: „Na gut, eine ehrliche Antwort, aber da sind wir ja wieder bei der Krankenkasse, oder?”

Clara: „Grundsätzlich ist der Leistungsumfang bei allen gesetzlichen Krankenkassen gleich. Allerdings sind Wettbewerbselemente eingeführt worden, die für Sie als Patientin oder Patient durchaus Bedeutung haben. Sie sollten bei der Wahl Ihrer Krankenkasse also nicht nur auf den Beitragssatz, sondern auch auf das Angebot achten” (Abb. [5]).

Abb. 5 Immer gute Laune: Clara vom Bundesgesundheitsministerium.

intensiv-online: „Also da kommen wir wohl nicht von weg - welche Programme sind denn dann für unsere Berufsgruppe zukunftsfähig?”

Clara: „Ich habe leider nicht verstanden, worum es geht. Daher würde ich Sie eigentlich gerne an das Bürgertelefon verweisen, aber dort ist im Moment keine Sprechzeit. Probieren Sie es bitte montags bis donnerstags zwischen 8:00 Uhr und 20:00 Uhr.”

intensiv-online: „Nein danke, ich würde das gerne hier klären. Also noch einmal: Wie sieht unser Beruf in der Zukunft aus?”

Clara: „Worauf wollen Sie hinaus?”

intensiv-online: „Na, auf die Zukunft der Krankenversorgung!”

Clara: „Auf die Behandlungsqualität von Ärztinnen und Ärzten müssen sich Patientinnen und Patienten verlassen können.”

intensiv-online: „Ja klar, aber wir möchten wissen, wie das in den Krankenhäusern funktioniert!”

Clara: „Möchten Sie vielleicht erfahren, in welchen Fällen Krankenhäuser auch ambulant behandeln können? Ich kann Ihnen auch darlegen, was Qualitätssicherung in Krankenhäusern meint, oder was man unter Fallpauschalen versteht.”

intensiv-online: „Gerne, aber wo steht die Pflege dabei in Ihren Konzepten?”

Clara: „Wenn Sie mehr hierzu erfahren möchten, kann ich Ihnen gerne eine Seite öffnen. Darf ich?”

intensiv-online: „Nein, bitte nicht jetzt, wir möchten uns doch nur als Berufsgruppe wahrgenommen fühlen…”

Clara: „Ich rufe Ihnen die Seite in einem neuen Fenster auf. Einen Augenblick bitte.

intensiv-online: „NEEEIIN… Bitte eine letzte Frage, Frau Clara: Wie genau stellen Sie sich Gesundheit und Krankheit vor?”

Clara: „Leider kenne ich mich nicht gut genug mit einzelnen Krankheiten und den verschiedenen Krankheitsbildern aus, um Ihnen wirklich weiterhelfen zu können. Aber vielleicht können Sie mir sagen, um welches Thema der Gesundheitsreform es bei Ihnen geht?”

intensiv-online: „grummelgrummel …???…”

intensiv-online: „Bitte Frau Clara: Warum sollten junge Menschen in Deutschland den Pflegeberuf ergreifen?”

Clara: „Die Spezies Mensch hat es nicht leicht, das sagt auch ein philippinisches Sprichwort: Leicht ist es, geboren zu werden, aber hart, ein Mensch zu werden.”

intensiv-online: „Danke für das freundliche Interview, Frau Clara!” (verzweifelt ab)

Hanno H. Endres/Tilmann Müller-Wolff

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