Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(11): 548-550
DOI: 10.1055/s-2005-925571
Notfallmanagement in der Arztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement bei Anaphylaxie

Teil 8Hubert Reichle, Ingo Wahlster
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Publication Date:
02 January 2006 (online)

Medizinische Grundlagen und Prinzipien des Vorgehens

Unter einer Anaphylaxie (anaphylaktoide Reaktion) versteht man eine sofort einsetzende Überempfindlichkeitsreaktion, welche eine generalisierte Antwort des Organismus auf ein bestimmtes Antigen darstellt. Hierbei kann es sich um die Reaktion eines Antigens mit einem IgE-Antikörper handeln, nachdem eine Sensibilisierung des Immunsystems gegenüber dem Antigen stattgefunden hat. Eine anaphylaktoide Reaktion kann aber auch ohne eine frühere Sensibilisierung gegenüber dem auslösenden Antigen erfolgen. Klinisch sind die beiden Reaktionstypen nicht zu unterscheiden.

Erscheinungsbild und Verlauf

Anaphylaktoide Reaktionen stellen hinsichtlich des Erscheinungsbildes und der Schwere des Verlaufs eine sehr heterogene Gruppe dar. Die Symptome reichen von leichten Hautveränderungen bis zum Kreislaufstillstand. Mit Einschränkungen kann man die Schwere der Reaktionen in mehrere Stadien einteilen, wobei die Übergänge fließend sind und einzelne Stadien auch ganz übersprungen werden können. Eine gängige Stadieneinteilung zeigt [Tabelle 1].

Einzelne Symptome können ganz fehlen oder umgekehrt die einzige Manifestation einer anaphylaktischen Reaktion darstellen. Das Stadium 3 wird auch als anaphylaktischer Schock bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen relativen Volumenmangelschock, weil infolge einer generalisierten Vasodilatation ein Missverhältnis zwischen der Kapazität des Gefäßsystems und dem zirkulierenden Volumen besteht. Die freigesetzten Mediatoren bewirken zusätzlich eine Kontraktur der glatten Muskulatur, welche unter anderem für die häufig beobachtete Bronchospastik verantwortlich ist.

Therapeutische Maßnahmen

Therapeutisch steht bei einer leichten anaphylaktischen Reaktion die intravenöse Gabe von Antihistaminika im Vordergrund. Bei ausgeprägteren Allgemeinreaktionen sind Sauerstoffgabe, Schocklagerung, inhalative Sympathomimetika, Kortison und eine Infusionstherapie die wichtigsten Maßnahmen. Der anaphylaktische Schock erfordert die zusätzliche Gabe von Adrenalin. Bewusstlosigkeit und Atem- beziehungsweise Kreislaufstillstand müssen gemäß den aktuellen Leitlinien zur Wiederbelebung behandelt werden.

Im Folgenden werden Handlungsempfehlungen für das praktische Vorgehen beim Auftritt einer Anaphylaxie in der Arztpraxis beschrieben.

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Hubert Reichle
Ingo Wahlster

IMS Institut für Medizinisches Sicherheits- und Notfallmanagement e.V.

Hirschgartenallee 48

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Fax: 089/17953444

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