Zeitschrift für Phytotherapie 2005; 26(6): 282-285
DOI: 10.1055/s-2005-925483
Praxis
Behandlungsprobleme
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Husten und Bronchitis

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Publication Date:
07 December 2006 (online)

Die akute Bronchitis ist eine akut-entzündliche Veränderung der Bronchialschleimhaut, die meistens im Rahmen einer Erkältungskrankheit auftritt. Sie wird in 90 % der Fälle durch Viren, wie z.B. Rhino-, Corona-, Adeno- oder Parainfluenzaviren hervorgerufen, seltener durch chemische, allergische oder thermische Noxen. Rhinoviren sind auch verantwortlich für Exazerbationen von Asthma bronchiale oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) im Erwachsenenalter. Einer akuten Bronchitis gehen in der Regel Rhinitis, Sinusitis, Pharyngitis, Laryngitis und/oder Tracheitis voraus, es können mehrere Schleimhautregionen gleichzeitig beteiligt sein. Charakteristisch ist die entzündliche Schleimhautschwellung mit vermehrter Bildung viskösen Schleims. Dadurch wird das Bronchiallumen eingeengt, die Atmung behindert und die Zilienschlagfrequenz des Bronchialepithels reduziert; häufig werden die Zilien sogar geschädigt. Das gestaute Sekret ist ein idealer Nährboden für Bakterien - dies kann zur bakteriellen Superinfektion führen.

Chronische Bronchitiden sind die Folge von Rauchen (häufigste Ursache), rezidivierenden Infektionen der Atemwege oder Luftverunreinigungen (insbesondere mit Stäuben und Reizgasen). Die WHO gibt an, dass eine chronische Bronchitis dann vorliegt, wenn diese in zwei aufeinanderfolgenden Jahren insgesamt mindestens drei Monate lang besteht. Im Laufe von Jahren kann die chronische Bronchitis in eine chronisch-obstruktive Bronchitis übergehen. Histologisch finden sich bei diesem Vorgang zunehmend eine Hyperplasie der Becherzellen, die den viskösen Schleim produzieren, Erweiterungen der Bronchioli und Rarefizierungen der Alveolen und entzündlichen Infiltraten der Bronchialwände mit mononukleären Zellen, die proteolytische Enzyme freisetzen und elastische Fasern in den Bronchiolen zerstören. Das Flimmerepithel ist in seiner Funktion gestört bzw. partiell durch Plattenepithel ersetzt.

Hauptsymptom der akuten Bronchitis ist der Husten, der initial in der Regel trocken und schmerzhaft ist. Später wird er produktiv, es tritt ein visköses, bei viralen Bronchitiden weißlich bis glasiges, gelegentlich mit Blut durchsetztes Sputum auf. Bei bakterieller Superinfektion wird das Sputum gelblich bis grünlich. Sonstige Symptome der akuten Bronchitis sind Fieber, retrosternale Schmerzen und Giemen, seltener Atemnot. Bei der chronischen Bronchitis ist der Husten unproduktiv oder nur gering produktiv. Ständige größere Auswurfmengen deuten auf das Vorliegen von Bronchiektasien hin.

Therapie

Eine akute Bronchitis erfordert überwiegende Bettruhe. Während der Fieberperiode sollte man viel trinken (heiße Hustentees und Gemüse- oder Hühnerbrühe); dadurch können u.a. die Expektoranzien ihre Wirkung voll entfalten. Sobald kein Fieber mehr besteht, ist Frischluftexposition ohne Unterkühlung sinnvoll, der Patient sollte sich leicht bewegen. Das Rauchen ist unbedingt einzustellen. Empirisch bewährte Hausmittel sind:

  • feuchtheiße Brustwickel (mit Thymianöl oder heißen Kartoffeln),

  • das Inhalieren ätherischer Öle durch Verdampfungen oder Einreibungen mit ätherischölhaltigen Zubereitungen,

  • Schwitzkuren,

  • physikalische Maßnahmen wie kneippscher Oberguss, ansteigende Bürstenbäder.

Die Phytotherapie richtet sich nach den vordergründigen Symptomen. Mit ihrer Anwendung sollte frühzeitig begonnen werden, um Komplikationen zu vermeiden. Therapieziele sind

  • Sekretolyse, Erleichterung des Abhustens,

  • Hustenreizreduktion und Entzündungshemmung,

  • Prävention von Bronchospasmen.

Reizhusten: Linderung durch Schleimdrogen

Im Gegensatz zu einem »produktiven Husten« (s. folgende Ausgabe der ZPT), bei dem das Abhusten unterstützt werden sollte, ist es ratsam, den trockenen, unproduktiven Reizhusten zu unterdrücken bzw. zu lindern. Hierfür eignen sich Schleimdrogen (Mucilaginosa), die hochmolekulare Kohlenhydrate enthalten, die in wässriger Lösung quellen und visköse Lösungen bilden. Sie wirken (husten)reizlindernd, indem sie sich wie ein Wundpflaster über die entzündete schmerzende Schleimhautoberfläche legen und die für Schmerz, Kälte und Hustenreiz verantwortlichen sensiblen Rezeptoren in der Rachenregion abdecken. Sie werden deshalb ständig erneut in kleinen Portionen eingenommen. Begleitend sollten warme Flüssigkeit, z.B. Wasser, dünne Tees, verdünnte Fruchtsäfte, Gemüse- oder Hühnerbrühe, getrunken werden (2-3 l pro Tag).

Achtung: Mucilaginosa sollten nicht zusammen mit Arzneimitteln geringer therapeutischer Breite eingenommen werden, da deren Resorption vermindert sein kann. Bei Vorliegen von Diabetes mellitus sollen keine gesüßten Zubereitungen eingenommen werden.

Den Hustenreiz stillt auch eine vermehrte Speichelsekretion, deshalb sind Hustenbonbons durchaus sinnvoll. Gleichermaßen lindert das schluckweise Trinken von gesüßtem Tee und Sirup trockenen Reizhusten, da durch den Süßreiz eine reflektorische Stimulation der Bronchialsekretion über den Parasympathikus eintritt. Wenn irgend möglich, sollte das Rauchen völlig eingestellt werden.

Alte Hausrezepte sind 1/2 TL Johannisöl mit 1-2 Tr. Sanddornöl in 1/2 TL Honig 3-mal tägl. oder tropfenweise reines Sanddornöl. Hierdurch sollen Regenerationsprozesse der Schleimhaut unterstützt werden. Bei gleichzeitiger Heiserkeit besteht Sprechverbot, allenfalls Flüstern ist zulässig. Hier haben sich als Hausmittel Gurgeln mit Odermennigkrauttee oder Fichtenspitzentee, das schluckweise Einnehmen schleimstoffhaltiger Tees (Mazerate aus Spitzwegerich, Huflattichblättern, Eibischwurzel und -blättern, Malvenblüten, Königskerze) und zimmerwarme Halswickel mit Quark, Zitrone oder Heilerde bewährt.

Husten und akute Bronchitis im Kindesalter

Bei akuter Bronchitis mit Reizhusten sind insbesondere Isländisch Moos und Spitzwegerichzubereitungen angezeigt. Der Einsatz von ätherischen Ölen im Bereich von Gesicht und Oberkörper ist bei Säuglingen kontraindiziert, da diese dadurch einen akuten Atemstillstand erleiden können. Bei Kleinkindern kann der massive Einsatz von ätherischen Ölen zu so starker Sekretbildung führen, dass das Abhusten nicht mehr bewältigt werden kann und infolgedessen Sekretverhaltungen mit bakterieller Superinfektion auftreten können.

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