Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(10): 492-496
DOI: 10.1055/s-2005-923460
Notfallmanagement in der Arztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement bei Schock

Teil 7Hubert Reichle1 , Ingo Wahlster1
  • 1IMS Institut für Medizinisches Sicherheits- und Notfallmanagement e.V.
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Publication Date:
30 November 2005 (online)

Medizinische Grundlagen und Prinzipien des Vorgehens

Unter einem Schock versteht man eine schwere Störung des Kreislaufs, welche durch ein niedriges Herzminutenvolumen (Ausnahme: hyperdyname Form des septischen Schocks) und meist auch durch einen niedrigen Blutdruck gekennzeichnet ist. Es kommt zu einer Minderdurchblutung lebenswichtiger Organe (Gehirn, Herz, Leber, Niere, Leber), woraus eine mangelhafte Versorgung mit Sauerstoff resultiert. Fällt im Anfangsstadium eines Schocks die Organperfusion unter einen kritischen Wert, so reagiert der Körper kompensatorisch mit einer erhöhten Katecholaminausschüttung. Durch die enstehende Tachykardie und periphere Vasokonstriktion kann eine ausreichende Durchblutung wichtiger innerer Organe noch eine zeitlang aufrechterhalten werden.

Schockformen und deren Ursachen

Ein Schock kann durch unterschiedliche Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst werden.

Der hypovolämische Schock entsteht nach größeren inneren oder äußeren Blutverlusten, sowie nach Elektrolyt- und Wasserverlusten bei Verbrennungen oder exzessiven Durchfällen.

Der kardiogene Schock wird durch ein Versagen der Herzfunktion verursacht und kann nach einem Myokardinfarkt, einer hämodynamisch wirksamen Herzrhythmusstörung, einer akuten Dekompensation einer chronischen Herzinsuffizienz oder einer Herzbeuteltamponade auftreten. Er kann aber auch die Folge extrakardialen Obstruktionen des Kreislaufs (Lungenembolie, Spannungspneumothorax) sein.

Der anaphylaktische Schock entsteht im Rahmen einer anaphylaktischen Reaktion durch Medikamente, Kontrastmittel, Nahrungsmittel oder Insektenstiche.

Der septische Schock ist die Folge einer schweren Entzündungsreaktion des gesamten Körpers, welche durch die Anwesenheit von Mikroorganismen (meist Bakterien) hervorgerufen wird.

Bei voller Ausprägung weisen alle Schockformen einen anhaltenden Abfall des systolischen Blutdrucks (unter 90 mmHg systolisch) auf, wobei jedoch normale Blutdruckwerte leichtere Schockzustände nicht ausschließen. Neben einem Blutdruckabfall bestehen noch weitere Schockzeichen, die entweder auf die verminderte Durchblutung oder den reflektorisch erhöhten Sympatikotonus hinweisen, zum Beispiel Tachykardie, Blässe, kalter Schweiß, Bewusstseinsstörung, verminderte Venenfüllung, Frieren oder Frösteln.

Therapieprinzipien bei Schockzuständen

Die Erstmaßnahmen nach Erkennen eines Schockzustandes in der Praxis bestehen in der Gabe von Sauerstoff, der richtigen Lagerung und dem Herstellen eines intravenösen Zugangs.

Die weitere Therapie hängt von der auslösenden Ursache ab. Beim hypovolämischen Schock steht die intravenöse Volumengabe im Vordergrund. Der kardiogene Schock erfordert die schnelle Verbesserung der Pumpfunktion, meist durch medikamentöse Maßnahmen. Die wichtigsten Therapieprinzipien des anaphylaktischen Schocks bestehen in der intravenösen Gabe von Volumenersatzmitteln und Katecholaminen. Auch beim septischen Schock stehen initial eine ausreichende Infusionstherapie und die Gabe von Vasopressoren im Vordergrund, bevor dann im Rahmen der klinischen Behandlung die weitere Therapie stattfindet.

Im Folgenden wird das praktische Management bei der Diagnostik und Therapie der häufigsten Schockformen in der Praxis des niedergelassenen Arztes bis zum Eintreffen des Notarztes dargestellt. Vorausgesetzt wird dabei, dass der Arzt mindestes über die in Teil 1 der Serie beschriebene Ausstattung an Geräten und Medikamenten verfügt.

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Hubert Reichle
Ingo Wahlster

IMS Institut für Medizinisches Sicherheits- und Notfallmanagement e.V.

Hirschgartenallee 48

80639 München

Phone: 089/1708471

Fax: 089/17953444

Email: info@ims-institut.com

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