ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2005; 114(10): 475-476
DOI: 10.1055/s-2005-922022
Fortbildung
Tagungsbericht
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Implantology meets politics

A. Steup, H.-J. Hartmann
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Publication Date:
11 November 2005 (online)

Zum 10. Mal trafen sich am Wochenende vom 24./25.6.2005 implantologieerfahrene Zahnärzte am schönen Starnberger See zum „Tutzinger Expertensymposium”

Dr. Hans-Jürgen Hartmann, der seit über 30 Jahren in Tutzing praktiziert, hatte die wissenschaftliche Leitung des Kongresses und lud zum 10. Jubiläum dieser Veranstaltung hochkarätige Referenten ein.

Traditionsgemäß hielt Prof. Dr. Klaus Benner, Leiter der Anatomie der LMU München, den Eröffnungsvortrag über histologische Unterschiede von transplantiertem Knochen bezogen auf die Entnahmeregion.

PD Dr. Murat Yildirim von der RWTH Aachen referierte über Knochenersatzmaterialien als Alternative zum eigenen (= autogenen) Knochen beim Kieferaufbau. Je nach Defektlage und -größe schienen beide Varianten, aber auch die Mischung aus eigenem Knochen- und Knochenersatzmaterial, sehr gute Ergebnisse zu zeigen.

Das Virchow-Klinikum in Berlin war vertreten durch Herrn Prof. Dr. Lange, Dr. Strietzel und Dr. Rothe präsentierten dazu Daten und Erfolgsstatistiken anhand einer umfangreichen Literaturrecherche zum Thema Sofortimplantation.

Mikroskopische Untersuchungen des Gewebes am Übergang von der natürlichen Zahnwurzel zur Krone im Vergleich zum Übergang an einer künstlichen Zahnwurzel zum Kronenaufbau war das Thema von Prof. Dr. Dr. Donath aus Hamburg.

Am Samstagvormittag startete Prof. Dr. Dr. Zöller aus Köln mit einem kieferchirurgischen Thema das wissenschaftliche Programm. Er zeigte die Techniken der so genannten „Nervlateralisation”. Dieses chirurgische Vorgehen kommt dann zum Einsatz, wenn der N. mandibularis chirurgisch verlagert werden muss.

Dr. Kirsch, Filderstadt, referierte über die ästhetischen Aspekte, die bei jeder Implantation, vor allem im Frontzahngebiet, zu berücksichtigen sind.

Dr. Strietzel aus der Arbeitsgruppe um Prof. Lange aus Berlin stellt erste Ergebnisse einer neuartigen Knochengewinnungsmethode dar. Die Firma Bio-Seed, Freiburg, züchtete aus Knochenhautzellen, die dem Patienten mittels eines kleinen Schnittes aus der Weisheitszahnregion entnommen wurden, plus etwas Blut aus seiner Armvene Knochenchips „im Reagenzglas”. Bisher liegen zu dieser Methode noch keine großen Langzeitstudien vor, die Ergebnisse der Literaturrecherche von Dr. Strietzel scheinen recht viel versprechend zu sein. Die Kosten für diese Knochenzüchtung sind jedoch nach wie vor recht hoch, und es muss ein exakter Zeitplan zwischen Blut-/Knochenhautentnahme und Implantation eingehalten werden.

Als Ausblick in die Zukunft der Knochenzüchtung wurde auch im Rahmen dieses Symposiums auf die embryonale Stammzellenforschung hingewiesen.

Herr Prof. Dr. Dr. Grätz aus Zürich zeigte klinische Bilder und Ergebnisse der Restauration großer Knochendefekte z. B. nach Tumoren. Hier werden oft Knochen- oder auch Muskelanteile aus dem Schädel zur Defektdeckung im Mund herangezogen.

Nach der Mittagspause im Hotel Residence in Feldafing hielt Prof. Dr. Dr. h. c. Rürup einen hochinteressanten Vortrag zur Zukunft des deutschen Gesundheitssystems. Im Anschluss fand eine spannende Diskussion zwischen den Zahnärzten und dem Politiker auf akademischer Ebene statt.

Der wissenschaftliche Teil des Nachmittagsprogramms wurde von einem „Dinosaurier der Implantologie” eingeleitet.

Dr. Ledermann aus der Schweiz entwickelte in den 70er-Jahren eines der ersten Implantatsysteme in Europa. Die so genannte „TPS-Schraube” (auch „Ledermann-Schraube” genannt) wurde später modifiziert, stellte aber die Basis vieler heutiger Implantatsysteme dar. Dr. Ledermann war darüber hinaus der „Vater der Sofortbelastung” von Zahnimplantaten im Unterkieferfrontzahnbereich zur Stabilisierung einer Prothese.

Prof. Dr. Ewers aus Zürich stellte in seinem Vortrag die Vorteile von Eigenknochen als Implantatlager dar und präsentierte die verschiedenen Techniken des Knochenaufbaus bzw. der Knochendehnung (= Distraktion).

Prof. Dr. Dr. Spiekermann von der RWTH Aachen beschäftigte sich mit der notwendigen Implantatanzahl zur sicheren und stabilen Verankerung von Zahnersatz.

Den Abschlussvortrag des 10. Tutzinger Expertensymposiums hielt traditionsgemäß der Veranstalter Dr. Hartmann selbst. Sein Thema galt dem „Weichgewebsmanagement um Implantate”. Parallel zum wissenschaftlichen Zahnärzteprogramm fand ein Seminar für Zahnarzthelferinnen zum Thema „Qualitätsmanagement in der Medizin” statt.

Auch das Jubiläumssymposium war wieder ein großer Erfolg, sodass das 11. Tutzinger Expertensymposium im nächsten Jahr mit Spannung erwartet wird.

Korrespondenzadresse

Dr. H-J. Hartmann
Dr. A. Steup

82327 Tutzing

Graf-Vieregg-Str. 2

Phone: 08158/99 63-0

Fax: 08158/99 63 24

Email: Hartmann.tutzing@t-online.de

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