Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(7/08): 323
DOI: 10.1055/s-2005-915221
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kompetente Betreuung - vor und nach der Reise

Gerd-D. Burchard1
  • 1Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg
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Publication Date:
15 August 2005 (online)

Es wird manchmal gesagt, die Deutschen seien „Weltmeister im Reisen”. Trotz kriegerischer Auseinandersetzungen, Terrordrohungen, Naturkatastrophen - die internationale Reisetätigkeit nimmt zu. 2004 haben die Deutschen insgesamt 79,9 Millionen Urlaubsreisen unternommen, davon 32 % in den europäischen Mittelmeerraum (inklusive Türkei und Nordafrika) und etwa 2,6 Millionen in subtropische und tropische Regionen. Etwa die Hälfte aller Fernreisenden klagt über Gesundheitsprobleme. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass einerseits eine kompetente Beratung vor der Reise, eventuell aber auch die Betreuung erkrankter Patienten nach einer Tropenreise für jeden praktisch tätigen Arzt von Bedeutung ist.

Durch reisemedizinische Beratungen und Vorsorgemaßnahmen sollten reise-assoziierte Risiken minimiert werden. Nach einer kürzlich durchgeführten Befragung erbringen 95 % der hausärztlichen Praxen reisemedizinische Leistungen. Eine ganz wesentliche Rolle spielt hierbei die Malariaprophylaxe. Es liegt auf der Hand, dass man auf diesem Gebiet immer auf dem Laufenden sein sollte. Herr Schönfeld ist Mitglied des Ausschusses Reisemedizin der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) und stellt in diesem Heft die aktuellen Empfehlungen vor.

Importierte Krankheiten, über die man möglicherweise nicht so gut Bescheid weiß, nehmen zu. Gesundheitsstörungen nach einer Reise erfordern oft die Überweisung zu einem Tropenmediziner, niedergelassene und Krankenhausärzte sollten aber trotzdem die häufigsten beziehungsweise gefährlichsten importierten Krankheiten kennen. Dabei ist die Diarrhoe das häufigste Symptom, das Patienten nach einer Reise zum Arzt führt. Herr Löscher, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München, erläutert das differentialdiagnostische Vorgehen bei diesen Patienten. Als Beispiel einer relativ häufig importierten, aber manchmal doch verkannten Importkrankheit stellen Herr Reisinger und Kollegen von der Abteilung für Tropenmedizin und Infektionskrankheiten der Universitätsklinik Rostock die Schistosomiasis vor. Die Diagnose ist hier besonders wichtig, da die Erkrankung lange Zeit asymptomatisch verlaufen kann, die Würmer leben aber viele Jahre und die abgelegten Eier können noch nach Jahren zu Organkomplikationen führen - wenn niemand mehr an den Tropenaufenthalt denkt.

Schließlich sollen in dem vorliegenden Heft auch einige Informationen für Notfallärzte gegeben werden, die wichtigste Information ist hierbei sicherlich der Hinweis, immer an die Malaria zu denken - dies kann Leben retten!

Zunehmend häufig werden auch in Deutschland Gifttiere gehalten. Andererseits kann insbesondere Abenteuerreisenden, die auf eigene Faust ein Land durchqueren, eine Gefahr durch Gifttiere drohen. Man sollte also als reisemedizinisch tätiger Arzt in der Lage sein, entsprechende Hinweise für Fernreisende zu geben. Herr Sudeck vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg wird eine Einführung in dieses Thema geben.

Also: Tropen- und Reisemedizin ist nicht nur hochinteressant, sondern auch wichtig.

Prof. Dr. med. Gerd-D. Burchard

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Hamburg

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