Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(5): 201
DOI: 10.1055/s-2005-871837
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herzinfarkt und Schlaganfall

Hans Martin Hoffmeister
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Publication Date:
24 June 2005 (online)

Die koronare Herzerkrankung und zerebro-vaskuläre Erkrankungen sind die führenden Todesursachen in den westlichen Ländern [1]. In den USA kommt es jährlich zu über 1000000 Herzinfarkten mit konsekutiv zirka einer halben Million Todesfällen. In Deutschland führt das akute Koronarsyndrom zu jährlich über 500000 notfallmäßigen Krankenhauseinweisungen wegen akutem Myokardinfarkt oder instabiler Angina pectoris, zusammen mit zerebro-vaskulären Erkrankungen handelt es sich hierbei um die größte, zur notfallmäßigen nicht-chirurgischen Krankenhauseinweisung führende Patientengruppe. Neben der nicht unerheblichen akuten Mortalität ergibt sich eine vom Umfang noch bedeutendere Folgemortalität und -morbidität. Gerade die in den letzten Jahren durch verbesserte Therapien erreichte Reduktion der Akutmortalität darf nicht verkennen lassen, dass die weiter bestehende Morbidität wie zum Beispiel Herzinsuffizienz, Paresen nach Hirninfarkten etc., insbesondere auch bei der älter werdenden Gesellschaft eine erhebliche medizinische und sozio-ökonomische Rolle spielt.

Im Jahr 2004 sind die Verbesserungen der Therapie des akuten Koronarsyndroms beziehungsweise des akuten Myokardinfarktes in Neufassungen sowohl der internationalen und nationalen Leitlinien eingeflossen [2] [3] [4]. Dies war der Anlass, mit einem Schwerpunktheft die neuen Aspekte bei der Betreuung der instabilen Angina pectoris, des nicht-ST-Strecken-Hebungsinfarktes (NSTEMI) und des klassischen ST-Strecken-Hebungsinfarktes (STEMI) in differenzialdiagnostischer Abgrenzung zu anderen akuten Thoraxschmerzen in ihren für den niedergelassenen Bereich wie auch den Bereich der Notfallmedizin wichtigen Aspekten kompakt darzustellen. Berücksichtigt wurden dabei die neuesten Definitionen und Versorgungsansätze. Wegen vieler Ähnlichkeiten sowie der ebenfalls bestehenden Notwendigkeit schnellen ärztlichen Handels wurde der Schwerpunkt Herzinfarkt noch um den Schwerpunkt Hirninfarkt ergänzt.

Für diese Krankheitsbilder kommt dem außerklinischen Bereich eine ganz zentrale Bedeutung zu. Durch Aufklärung besonders gefährdeter Patienten und ihrer Angehörigen, Öffentlichkeitsarbeit sowie schnellstes Handeln im Verdachtsfall kann der seit vielen Jahren immer noch wenig beeinflusste Zeitverlust zwischen Symptombeginn und Behandlungsbeginn verkürzt werden. Mit dem Patienten muss besprochen werden, dass bei Verdacht auf eines der genannten Krankheitsbilder nicht der zusätzliche Weg über die Sprechstunde, sondern nur die Alarmierung des Notarztwesens durch den Zeitgewinn Geweberettung und damit Prognoseverbesserung erbringen kann.

Dem Erstbehandler außerhalb des Krankenhauses kommt nach den neuen Leitlinien eine sehr viel zentralere und verantwortungsvollere Funktion zu. Er hat in Abhängigkeit von den örtlichen Versorgungsstrukturen die Entscheidung zu treffen, welche für den Patienten erforderliche Therapie (Akut-Katheteruntersuchung, Thrombolyse, etc.) innerhalb welcher leitliniendefinierter Zeitintervalle in seinem Versorgungsbereich für diesen individuellen Patienten realistisch ist oder ob zum Beispiel der Beginn mit einer Therapie vor Ort („prähospitale Thrombolyse”) für seinen Patienten die optimale Behandlungsstrategie darstellt. Auch für diese neuerdings schärfer formulierte, verantwortungsvolle Tätigkeit sollen die vorliegenden Artikel dieses Schwerpunktheftes eine Hilfestellung bieten. Wenn dadurch eine schnellere und leitliniengerechte Entscheidungsfindung und Therapie für immer mehr Patienten in Deutschland erreicht werden kann, dann wäre ein zentrales Anliegen in der Versorgung des wichtigsten internistischen Notfallkrankheitsbildes ein gutes Stück voran gekommen.

Literatur

  • 1 Balter M. AIDS now world's fourth biggest killer.  Science. 1999;  284 1101
  • 2 Antmann EM, Anbe DT, Amstrong PW, Bates ER, Green LA, Hand M, Hochman JS, Krumholz HM, Kushner FG, Lamas GA, Mullany CJ, Ornato JP, Pearle DL, Sloan MA, Smith Jr SC, Alpert JS, Anderson JL, Faxon DP, Fuster V, Gibbons RJ, Gregoratos G, Halperin JL, Hiratzka LF, Hunt SA, Jacobs AK. American College of Cardiology; American Heart Association Task Force on Practice Guidelines; Canadian Cardiovascular Society. . ACC/AHA guidelines for the management of patients with ST-elevation myocardial infarction: a report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Practice Guidelines (Committee to Revise the 1999 Guidelines of the Management of Patients with Acute Myokardial Infarction).  Circulation. 2004;  110 82-292
  • 3 Hamm CW, Arntz HR, Bode C, Giannitsis E, Katus H, Lebenson B, Nordt Th, Neumann FJ, Tebbe U, Zahn R. et al. . Leitlinien: Akutes Koronarsyndrom (ACS). Teil 1: ACS ohne persistierende ST-Hebung.  Z Kardiol. 2004;  93 72-90
  • 4 Hamm CW, Arntz HR, Bode C, Giannitsis E, Katus H, Lebenson B, Nordt Th, Neumann FJ, Tebbe U, Zahn R. et al. . Leitlinien: Akutes Koronarsyndrom (ACS). Teil 2: Akutes Koronarsyndrom mit ST-Hebung.  Z Kardiol. 2004;  93 324-341

Prof. Dr. med. Hans Martin Hoffmeister

Solingen

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