Antibiotikaanwendung in Deutschland im europäischen Vergleich

Die von den Autoren geäußerte Vermutung [1], dass der im Unterschied zu den ostdeutschen Bundesländern erhöhte Antibiotikaverbrauch in einigen westlichen Regionen Deutschlands im „Zusammenhang mit Problemen einer grenzüberschreitend vermehrten bakteriellen Resistenzentwicklung und entsprechend vermehrter Notwendigkeit von Zweit- bzw. Reservetherapien“ stehen könnte, finden wir sehr merkwürdig.

Wie ist dann der relativ hohe Verbrauch in den an die Niederlande (niedriger Antibiotikaverbrauch!) angrenzenden Regionen bzw. in Niedersachsen zu erklären?

Brandenburg und Sachsen (mit dem geringsten ambulanten Antibiotikaverbrauch in ganz Deutschland) grenzen ebenfalls an Länder mit hohem Verbrauch (Polen, Tschechien). Gibt es hier dieses grenzüberschreitende Problem nicht?

Den relativ niedrigen Antibiotikaverbrauch in der ambulanten Medizin in den ostdeutschen Bundesländern könnte man damit erklären, dass zumindest die älteren Ärzte gelernt hatten, mit nur wenigen Antibiotika auszukommen (infolge des chronischen Devisenmangels gab es in der DDR ein relativ kleines Spektrum verfügbarer Antibiotika).

Es ist aber durchaus auch denkbar, dass die ostdeutschen Ärzte auf diesem speziellen Gebiet der Medizin gut (bzw. besser) aus- und weitergebildet wurden.

Offensichtlich hielten die Autoren dies für völlig ausgeschlossen, denn sie haben diese Möglichkeit zur Deutung der beobachteten regionalen Unterschiede nicht einmal einer Erwähnung wert befunden. Stattdessen argumentieren sie in einer Weise, die dem Niveau der ansonsten anspruchsvollen Arbeit nicht ganz entspricht.

Literatur

• 1 de With K. et al . Antibiotikaanwendung in Deutschland im europäischen Vergleich.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  130 1987-1992