intensiv 2005; 13(5): 192-199
DOI: 10.1055/s-2005-858553
1. Platz intensiv-Pflegepreis 2004

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sterbebegleitung auf der Pädiatrischen Intensivstation

Stefanie Schmidt1
  • 1Mainz
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Publication Date:
29 September 2005 (online)

Einleitung

Die Sterbebegleitung von alten Menschen geschieht heutzutage weniger zu Hause im Familienkreis, sondern zumeist im Krankenhaus. 80 % der Menschen sterben derzeit an diesem für sie fremden und unvertrauten Ort [1]. Die Angehörigen können sich damit etwas trösten, dass diese Personen auf ein langes und vermutlich erfülltes Leben zurückschauen können. „Daß aber auch Kinder sterben, erscheint uns unnatürlich, unmenschlich, ein zu schwerer Schicksalsschlag” [2]. In dieser überaus herausfordernden Situation ist die Sterbebegleitung der kleinen Patienten sowie die Begleitung der Angehörigen durch das Pflegepersonal von fulminanter Bedeutung.

Ich arbeite seit sechs Jahren als examinierte Kinderkrankenschwester auf Kinderstationen, vier Jahre davon im Intensivbereich. In dieser Zeit sind einige Patienten auf der Station verstorben - drei darunter durfte ich in ihrer letzten Lebensphase begleiten. Dies war für mich eine große Herausforderung: Aufgrund der mangelnden Thematisierung in meiner Kinderkrankenpflegeausbildung war ich sehr unsicher, wie ich mich gegenüber dem Kind und seinen Eltern „richtig” verhalte. In anschließenden Gesprächen mit meinen Kolleginnen stellte ich fest, dass diese Unsicherheit bezüglich der Begleitung sterbender Kinder und ihrer Angehörigen bei vielen ebenso präsent ist. Dies weckte mein Interesse, mich mit diesem Thema näher zu beschäftigen und der Frage nachzugehen, wie die Unsicherheit von Pflegepersonen im Umgang mit sterbenden Kindern und ihren Eltern gemindert werden kann. Denn meiner Meinung nach ist ein adäquates Hintergrundwissen erforderlich, damit Kind und Eltern tatsächlich von der Sterbebegleitung profitieren können. Im Nachfolgenden beziehe ich mich hauptsächlich auf Klein- und Schulkinder, die sich bereits verbalisieren oder die Eltern als Sprachrohr hinzuziehen können, sowie auf die Eltern als direkte Bezugspersonen. Auf Geschwister und weitere Angehörige werde ich nicht beziehungsweise nur gering eingehen, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde - allerdings nicht von geringerer Bedeutung ist!

Zunächst sollen der Begriff „Sterbebegleitung” erläutert sowie die Ursachen der Kindersterblichkeit dargelegt werden. Anschließend werde ich die Bedeutung der Sterbebegleitung aus verschiedenen Sichtweisen - des Patienten, der Eltern und des Pflegepersonals - darlegen. Die Sterbephasen nach Kübler-Ross können helfen, das Verhalten des kranken Kindes und seiner Eltern besser zu verstehen. Um die Kinder altersentsprechend und nach ihrem Verständnisvermögen richtig betreuen zu können, ist es zudem hilfreich, das jeweilige Todeskonzept und das Erleben des Kindes zu kennen. Nach diesen theoretischen Aspekten gebe ich praktische Anregungen für die Pflege und die Umgebungsgestaltung des sterbenden Kindes sowie für den Umgang mit den Eltern. Ziel meiner Arbeit soll es sein, die Unsicherheit beim Pflegepersonal zu mindern und die Qualität der Sterbebegleitung zum Nutzen Aller zu erhöhen.

Literatur

  • 1 Hoehl M, Kullick P. Kinderkrankenpflege und Gesundheitsförderung. Stuttgart; Thieme 1998: 419
  • 2 Wagner M. Wenn Kinder sterben….  Kinderkrankenschwester. 2003;  22 (1) 26-33
  • 3 Rest F. Sterbebeistand, Sterbebegleitung, Sterbegeleit. Stuttgart; Kohlhammer 1989: 16-18
  • 4 Lieser A, Schleich U. Am Ende menschlichen Lebens. Stuttgart; Thieme 1998: 69
  • 5 Timm W. Sterbebegleitung auf der Intensivstation. Stuttgart; Kohlhammer 2000: 16
  • 6 Statistisches B undesamt Wiesbaden. Todesursachen und Sterbefälle 2003. Fachserie 12, Reihe 4,. Reutlingen; SFG Servicecenter Fachverlag
  • 7 Matzinger H. Sterbebegleitung auf der Kinderintensivstation. (http://www.beginn.at/pflegeserver/kinder/kisterbe.htm). Wien; Preyersches Kinderspital 2003
  • 8 Hohenschild B, Hohenschild S. Medizinische Pflege und sterbende Kinder.  Kinderkrankenschwester. 2001;  20 (3) 108-111
  • 9 Kübler-Ross E. Interviews mit Sterbenden. Stuttgart; Kreuz 1990: 16-26
  • 10 Pisarski W. Das Sterben ins Leben holen. Nürnberg; Bayerischer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen und Tagespflege für Kinder 1997: 35
  • 11 Holoch E, Gehrke U, Knigge-Demal B. et al .Lehrbuch Kinderkrankenpflege. Bern; Huber 1999: 599-602
  • 12 Maslow A H. Motivation und Persönlichkeit. Hamburg; Rowohlt 1989
  • 13 Gausling M. Förderliche Bedingungen im Umgang mit Trauer und Schmerz für Eltern, deren Kind verstorben ist.  Kinderkrankenschwester. 2003;  22 (5) 210-211
  • 14 Heddinga A. Sterbebegleitung bei Kindern und ihren Eltern.  Kinderkrankenschwester. 1997;  16 (8) 304-307
  • 15 Steemann J. Sterbebegleitung auf einer pädiatrischen Intensivstation.  Kinderkrankenschwester. 1998;  17 (1) 26-28
  • 16 Stüben B. Sterbebegleitung in der Kinderklinik.  Kinderkrankenschwester. 1998;  17 (10) 441-446
  • 17 Lindgren A. Ronja Räubertochter. Hamburg; Oetinger 1982: 120
  • 18 Student U, Student J C. Über den hilfreichen Umgang mit Eltern sterbender Kinder auf der Intensivstation.  Kinderkrankenschwester. 1998;  8 (6) 172-174

Stefanie Schmidt

Langenbeckstr. 1

55101 Mainz

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