intensiv 2005; 13(5): 200-203
DOI: 10.1055/s-2005-858414
Intensivpflege

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Der geriatrische Patient in der Intensivmedizin - Relevante Aspekte des Outcomes aus intensivpflegerischer Sicht

Hardy-Thorsten Panknin1
  • 1Berlin
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Publication Date:
29 September 2005 (online)

Problemstellung

Die demographische Entwicklung im 21. Jahrhundert wird durch eine nie da gewesene Zunahme des Anteils alter und hochbetagter Menschen an der Gesamtbevölkerung gekennzeichnet sein. Schon heute sind in Industrieländern wie beispielsweise den USA ca. 13 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre; dieser Anteil wird bis zum Jahr 2030 auf ca. 20 %, bis 2050 sogar auf ca. 25 % ansteigen.

Der Anteil hochbetagter Menschen (Alter > 85 J.), derzeit in den Industrienationen bei ca. 2 % liegend, wird bis zum Jahr 2050 auf etwa 5 % steigen. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Altersentwicklung die Gesundheitsressourcen der Industrienationen in dramatischer Weise beanspruchen und zu einschneidenden Veränderungen der Gesundheitssysteme führen wird. Eine der wichtigsten Fragen hierbei wird es sein, in welchem Umfang betagte und hochbetagte Personen im Falle von schweren Organfunktionsstörungen oder -ausfällen intensivmedizinisch behandelt werden sollen und welche besonderen Risiken und diagnostischen/therapeutischen Besonderheiten hierbei zu beachten sind.

Ramesh Nagappan und Mitarbeiter [1] von der Intensivabteilung des Monash Universitätsklinikums in Melbourne, Australien, haben jüngst eine Reihe von Studien ausgewertet, die sich mit intensivmedizinischen Fragestellungen bei alten und hochbetagten Patienten befassen.

Im Zentrum der Analyse stand die Frage des „Outcomes”, d. h., welche Therapieergebnisse sind im Hinblick auf Lebensqualität, körperliche Aktivität und Letalität nach einer intensivmedizinischen Behandlung höherer Altersgruppen zu erwarten. Eine Reihe von entsprechenden Studien ist in Tab. [2] und [3] zusammengestellt.

Erstaunlicherweise konnten die Autoren feststellen, dass das Alter per se in den meisten Studien kein Risikofaktor für eine höhere Letalität auf der Intensivstation, für die Gesamtletalität im Krankenhaus oder für die Leistungsfähigkeit im unmittelbar auf die Krankenhausentlassung folgenden Zeitraum war. Die Mehrzahl der betagten Patienten erlangte sogar ihr prästationäres Aktivitäts- und Leistungsniveau zurück. Daraus folgt, dass hohes Alter allein kein Argument sein kann, älteren und betagten Patienten eine intensivtherapeutische Behandlung zu versagen.

Literatur

  • 1 Nagappan R, Parkin G. Geriatric critical care.  Crit Care Clin. 2003;  19 253-270
  • 2 Stephan F, Cheffi A, Bonnet F. Nosocomial infections and outcome of critically ill elderly patients after surgery.  Anesthesiology. 2001;  94 407-414
  • 3 Somme D, Maillet J M, Gisselbrecht M. et al . Critically ill old and the oldest-old patients in intensive care: short- and long-term outcomes.  Intensive Care Med. 2003;  29 2137-2143
  • 4 Panknin H T, Schwemmle K. In dubio pro vita - Pro und Contra intensivmedizinischer Behandlung.  Wundforum. 2002;  4 19-22
  • 5 Kennedy, al-Mufti RH, Brewster RA, SF. et al . The acute surgical admission: is mortality predictable in the elderly?.  Ann R Coll Surg Engl. 1994;  76 342-345
  • 6 Ethics Committee of the Society of Critical Care Medicine . Consensus statement of the Society of Critical Care Medicine’s Ethics Committe regarding futile and other possibly inadvisable tretaments.  Crit Care Medicine. 1997;  25 887-891
  • 7 Abdulla W. Praxisbuch Interdisziplinäre Intensivmedizin. München, Jena; Urban & Fischer 2001

Hardy-Thorsten Panknin

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