Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2004; 30(12): B 559
DOI: 10.1055/s-2004-862760
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neues Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit

Ulrich Rendenbach
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Publication Date:
24 January 2005 (online)

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ist gegründet, gab der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bekannt. Die zuständige Ministerin meint, das Institut werde das Informationszentrum im Gesundheitswesen und wörtlich: „Hier bekommen die Patientinnen und Patienten objektive Informationen über den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse - und das in verständlicher Sprache. So haben sie die Möglichkeit, beispielsweise bei der Entscheidung zwischen verschiedenen Therapiealternativen kompetent mitzuentscheiden. Kurz gesagt: Die Kompetenz der Patientinnen und Patienten in eigener Sache wird gestärkt.” Auch „verlässliche Informationen” für Ärzte soll es geben, zum Beispiel die Bewertung von Leitlinien zur Qualitätssicherung.

Und der junge Arzt, endlich in eigener Praxis? Lehrbücher sind gelesen, Prüfungen bestanden, Assistentenjahre durchgestanden, Seminarweiterbildungen teuer eingekauft, Fortbildungspflicht und Punkte sammeln akzeptiert, und jetzt sollen - in eigener Praxis verantwortlich - Arzt-Patienten-Verhältnisse aufgebaut werden. Aber die Bevormundung bleibt, dem Hausarzt wird nicht mehr ge- oder vertraut. Gerade hat er sich an über 1000 Leitlinien gewöhnt, so hört er schon, diese seien, so der Chef des Instituts Prof. Sawicki im KASSENARZT, „nicht nur unter dem Einfluss der Pharmaindustrie, sondern auch unter dem der Fachverbände entstanden.” Das wussten die Hausärzte bereits, und sie wussten auch, dass diese gar nicht einzuhalten waren - aus Kostengründen. Schließlich zieht sich der Begriff „wirtschaftlich” wie ein rotes Band durch das SGB V, da nützen auch Hochrechnungen über Einsparmöglichkeiten durch DMP Diabetes nichts, wenn Insulin ins Budget fällt.

In verständlicher Sprache werden die Patienten informiert, so die Ministerin vollmundig, aber das Gesundheitssystem als Ganzes verstehen ja nicht einmal die Ärzte, denn eine Appendektomie ist heute einfacher, als die Rechnung nach DRG darüber zu schreiben.

Nur eines ist sicher, wenn ein solches Institut notwendig ist, dann hapert's an der Qualität. Das begreift der Patient - und wenn er schon kompetent mitentscheiden kann, durch die Aufklärung des Instituts, dann will er jedenfalls nichts Wirtschaftliches. Denn seine Gesundheit ist ihm schon etwas wert. Und diese Aufklärung, warum er zum Beispiel die teuren Medikamente wie Sortis®, die er jahrelang hatte, nun nicht mehr bekommt, das muss dann wohl der Hausarzt wieder machen. Und schließlich ist es wohl kaum fraglich, wer in der Ehe Qualität und Wirtschaftlichkeit die Oberhand gewinnt.

Dr. med. Ulrich Rendenbach

Duderstadt

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