Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(43): 2316-2319
DOI: 10.1055/s-2004-835262
Ethik in der Medizin

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Klonen mit therapeutischer Zielsetzung

Cloning with therapeutical purposesN. Knoepffler1
  • 1Lehrstuhl für Angewandte Ethik/Ethikzentrum, Jena
Further Information

Publication History

eingereicht: 3.5.2004

akzeptiert: 8.9.2004

Publication Date:
14 October 2004 (online)

Die amyotrophische Lateralsklerose gehört zu denjenigen Erkrankungen, für die es bis heute keine Therapien gibt, die den Krankheitsverlauf signifikant verändern würden. Im Endstadium kommt es zu einer vollständigen Lähmung der Muskeln von Lungen und Herz und damit zum Tod. Seit Jahren arbeiten Forscher der Johns Hopkins Universität in Baltimore daran, mittels embryonaler Stammzellen die Funktion der Nervenzellen und ihre ersten Erfolge im Mausmodell auch für den Menschen fruchtbar zu machen (vgl. die Forschungsprojekte unter: http://www.alscenter.org/research/projects.cfm).

Allerdings haben embryonale Stammzellen den Nachteil, dass sie Abstoßungsreaktionen hervorrufen. In dieser Hinsicht verspricht das Klonen mit therapeutischer Zielsetzung, also das Gewinnen von embryonalen Stammzellen aus frühen menschlichen Embryonen im Blastozystenstadium, die mittels somatischen Zellkerntransfers erzeugt wurden, Abhilfe. Diese Stammzellen wären im Idealfall mit der Spenderin der somatischen Zelle identisch, wenn diese zugleich die notwendige Eizelle dafür ebenfalls gespendet hätte. Das aus diesen embryonalen Stammzellen gezüchtete Gewebe würde dann im Idealfall nicht abgestoßen. Dies wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung von wirksamen Therapien für schwere Krankheiten wie die amyotrophische Lateralsklerose. Aber selbst wenn die somatische Zelle und die verwendete Eizelle nicht von demselben Spender kommen, lässt sich ein ähnlicher Effekt erhoffen.

Literatur

  • 1 Böckenförde E -W. Die Würde des Menschen war unantastbar.  Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2003;  204 (03.09.) 33
  • 2 Denker H -W. Totipotenz oder Pluripotenz? Embryonale Stammzellen, die Alleskönner.  Deutsches Ärzteblatt. 2003;  100 A2728-2730
  • 3 Hwang W. S. u. a. Evidence of a Pluripotent Human Embryonic Stem Cell Line Derived from a Cloned Blastocyst. (online publiziert am 12.02.2004 [Doi: 10.1126/science.1094515])
  • 4 Knoepffler N. Menschenwürde in der Bioethik. Berlin: Springer 2004
  • 5 Knoepffler N. Stem cell Research: An ethical Evaluation of Policy Options. .  Kennedy Institute of Ethics Journal . 2004;  14 (1) 55-74
  • 6 Maio G. Welchen Respekt schulden wir dem Embryo. Die embryonale Stammzellforschung in medizinethischer Perspektive.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 160-163
  • 7 Merkel R. Forschungsobjekt Embryo. Verfassungsrechtliche und ethische Grundlagen der Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen. München: dtv 2002
  • 8 Nüsslein-Volhard C. Das Werden des Lebens. Wie Gene die Entwicklung steuern. München: Beck 2004
  • 9 Rahner K. Zum Problem der genetischen Manipulation. Freiburg i. Br.: Benziger/Herder In: Ders. Verantwortung der Theologie. Im Dialog mit Naturwissenschaften und Gesellschaftsheorie (Sämtliche Werke 15) 2002: 498-524
  • 10 Winnacker E -L. Der Irrtum.  Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2004;  37 (13.02.) 33
  • 11 Walters L. Human Embryonic Stem Cell Research: an Intercultural Perspective.  Kennedy Institute of Ethics Journal. 2004;  14 (1) 3-38
  • 12 Wolbert W. Zum Vorwurf der Doppelmoral in der Diskussion um embryonale Stammzellforschung.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  128 453

Prof. Dr. Dr. Nikolaus Knoepffler

Lehrstuhl für Angewandte Ethik/Ethikzentrum

Zwätzengasse 12

07743 Jena

Phone: 03641/945800

Fax: 03641/945802

Email: Nikolaus.Knoepffler@uni-jena.de

    >