Dtsch Med Wochenschr 2004; 129(11): 552-556
DOI: 10.1055/s-2004-820543
Originalien
Medizinstudium
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Evaluation eines fallbasierten computergestützten Lernsystems (CASUS) im klinischen Studienabschnitt [1] [2]

Evaluation of a case-based computerized learning program (CASUS) for medical students during their clinical yearsA. B. Simonsohn1 , M. R. Fischer1
  • 1Arbeitsgruppe Instruct, Medizinische Kliniken Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München 2
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Publication History

eingereicht: 2.6.2003

akzeptiert: 4.12.2003

Publication Date:
02 March 2004 (online)

Hintergrund und Fragestellung: Die medizinische Ausbildung an der Ludwig-Maximilians-Universität München wird durch das Angebot von computergestützten Lernfällen ergänzt. Damit soll praxisrelevantes differentialdiagnostisches Handlungswissen gefördert und die Studierenden so besser auf die Situation am Krankenbett vorbereitet werden. Die vorliegende Studie geht der Frage nach, wie die Integration eines fallbasierten Lehr-Lern-Systems in der Inneren Medizin erfolgte und wie das Lernangebot aus der Sicht der Nutzer akzeptiert wurde. Insbesondere wurden Alters- und Geschlechtsunterschiede beleuchtet. Die gewonnenen Evaluationsergebnisse fließen in die kontinuierliche Verbesserung des Lernsystems und der angebotenen Inhalte (Lernfälle) ein.

Methodik: Mit Hilfe qualitativer und quantitativer Methoden wurden das Integrationskonzept, der subjektive Lernerfolg, die Motivierung und die Akzeptanz analysiert und im Zeitverlauf von 1999-2002 bewertet. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bewertungsfaktoren und Gründe für eine Nichtnutzung des Lernangebotes wurden aufgezeigt. Die Datenerhebung erfolgte durch Online- und Papierfragebögen sowie elektronische Benutzerprotokolle. Benutzer waren pro Semester ca. 380 Studierende des 3. und 4. klinischen Semesters im Alter von 20-34 Jahren. Der Anteil an weiblichen Studierenden im Matrikel lag im WS 01/02 bei 47 %, wobei der Anteil der weiblichen Studierenden an der Evaluation mittels Papierfragebogen 58 % betrug.

Ergebnisse: Es zeigte sich eine gute Akzeptanz und breite Nutzung der Lernfälle durch die Studierenden. Das fallbasierte computergestützte Lernen wirkt sich positiv auf die Studienmotivation aus. Die freiwilligen Bearbeitungen nahmen von 11 % im Jahr 1999 auf 31 % im Jahr 2002 zu. Männliche und ältere Studierende ließen sich durch das System besser motivieren als weibliche und jüngere Studierende. In Freitextkommentaren wurde die Praxisnähe der neuen Lernform sowie die Möglichkeit eines profitablen Lernens hervorgehoben.

Folgerungen: Das fallbasierte computergestützte Lernen in Abstimmung mit einer Vorlesung fördert das selbstgesteuerte Lernen. Dabei trägt das Integrationskonzept entscheidend zur Nutzung des Lernangebotes bei.

Background: Clinical undergraduate medical education at the Ludwig-Maximilians University in Munich (LMU) is supplemented by computerized case presentations. This educational strategy teaches problem-solving abilities and differential diagnostic reasoning, thus preparing the students for the management of actual clinical situations with real patients. This study describes the use of a case-based learning system and its acceptance in internal medicine from the students’ perspective. Effects of age and gender were taken into account. The results are used for continually improving the system and the offered contents (cases).

Methods: By means of qualitative and quantitative methods data on the integrated concept of the students’ perceived learning success, their motivation and acceptance were assessed during 1999 to 2002. Connections between the different factors were evaluated and the reasons for not using the learning program were given particular attention. Data were obtained from on-line and printed questionnaires as well as electronic protocols. Results were obtained from 380 fourth year medical students, aged between 20 and 34 years. 47% of all registered students during the academic year 2001/2 were female, but they were 58% of those completing the written questionnaire part of the study.

Results: The study showed a good acceptance rate and broad utilization of cases by the students. Case-based learning improved study motivation. Voluntary use of cases increased from 11 % in 1999 to 31 % in 2002. Male and older students were more motivated than female and younger students. In free comments the students pointed out the close link between this new learning method and real life and the chance of a useful learningexperience.

Conclusion: Case-based computerized learning programs adapted to concurrent lectures assists in the self-assisted learning. Thus theintegration concept contributes to the learning process.

1 Die Autoren trugen zu gleichen Teilen zur vorliegenden Arbeit bei

2 Diese Arbeit ist im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes CASEPORT (Förderkennzeichen 08NM 111A) entstanden. Der Beitrag war in Teilen Gegenstand eines Kongressvortrages im Rahmen des CBT-Workshops der GMDS in Würzburg (11).

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1 Die Autoren trugen zu gleichen Teilen zur vorliegenden Arbeit bei

2 Diese Arbeit ist im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes CASEPORT (Förderkennzeichen 08NM 111A) entstanden. Der Beitrag war in Teilen Gegenstand eines Kongressvortrages im Rahmen des CBT-Workshops der GMDS in Würzburg (11).

M. R. Fischer

Ludwig-Maximilians-Universität München, Arbeitsgruppe Instruct, Medizinische Kliniken Innenstadt

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