ZFA (Stuttgart) 2004; 80(10): 425-430
DOI: 10.1055/s-2004-820386
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ärztliche Patientenbetreuung im stationären Hospiz

Hausärztliche Erfahrungen und PräferenzenMedical Inpatients Hospice CareExperiences and Preferences of Family DoctorsM. Weber1 , M. Kuhlenbäumer2 , B. Mutschler3 , B. Schüler4
  • 1III. Medizinische Klinik der Universitätskliniken Mainz
  • 2Ehrenamtliche beratende Hospizärztin am Christophorus Hospiz Mainz-Drais
  • 3Pflegerische Leitung Christophorus Hospiz Mainz-Drais
  • 4Allgemeinärztliche Praxis Mainz-Drais
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Publication Date:
15 October 2004 (online)

Einleitung

Für die stationäre Betreuung unheilbar kranker Patienten stehen in Deutschland neben fachspezifischen Krankenhausabteilungen und den Einrichtungen der Altenpflege Palliativstationen und stationäre Hospize zur Verfügung. Im Gegensatz zur Struktur anderer Länder hat sich dabei ein duales System ausgebildet [1-3], das seinen Niederschlag auch in der ärztlichen Versorgung findet. Während Palliativstationen als Krankenhausabteilungen über einen ständig präsenten eigenen ärztlichen Dienst verfügen, ist dies nur bei einer Minderheit der stationären Hospize der Fall. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2001 gaben 7 von 64 Hospizen an, eigenes ärztliches Personal zu beschäftigen, während bei 54 Hospizen die ärztliche Versorgung durch Hausärzte gewährleistet wurde [4]. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2002 ergab, dass unter 95 Hospizen 9 durch einen eigenen Arzt, 53 überwiegend durch Hausärzte, 33 überwiegend durch einen Kooperationsarzt und 55 zusätzlich durch einen schmerztherapeutischen Konsiliararzt betreut wurden [1].

Im Jahr 2001 bewilligte die Deutsche Krebshilfe zur Vernetzung palliativmedizinischer Strukturen in Rheinland-Pfalz ein dreijähriges Modellprojekt mit einer halben Arztstelle. Zu den Aufgaben dieses palliativmedizinisch geschulten Arztes (M. W.) gehörte unter anderem die Beratung der Hausärzte, die die Patienten des im Januar 2002 eröffneten stationären Hospizes in Mainz betreuen. Der Träger des Hospizes stellte dabei dem beratenden Arzt ein Arbeitszimmer zur Verfügung, in dem dieser auch den übrigen Projektaufgaben nachging, so dass eine regelmäßige ärztliche Präsenz im Hospiz gegeben war. Die Vertretung wurde durch eine ehrenamtlich tätige schmerztherapeutisch erfahrene Anästhesistin im Ruhestand (M. K.) gewährleistet. Darüber hinaus wurde ein Qualitätszirkel „Hospizarbeit und Palliativmedizin” gegründet, in dem sich Hausärzte, beratender Arzt und seine Vertretung sowie Mitarbeiter des stationären und des ambulanten Hospizdienstes in 4-6-wöchentlichen Abständen trafen.

Die vorliegende Studie untersucht zum einen, welche Bedeutung die betreuenden Hausärzte im stationären Hospiz der Zusammenarbeit mit dem beratenden Palliativmediziner beimaßen und in welchen Bereichen sie dessen Unterstützung für besonders wichtig hielten. Zum anderen geht sie der Frage nach, welche Bedeutung die Tätigkeit im Hospiz für die betreuenden Ärzte selbst in fachlicher und in emotionaler Hinsicht hat.

Literatur

  • 1 Müller M, Kern M. Übereinstimmungen und Abgrenzungen: Palliativmedizin und Hospizarbeit im Vergleich.  Klinikarzt. 2002;  31 262-265
  • 2 v Oorschot B. Hospizbewegung und Palliativmedizin - ein Streit um Kaisers Bart?.  Die Hospiz-Zeitschrift. 2000;  2 3-6
  • 3 Prönneke R. Hospiz - Palliativ: Eine Standortbestimmung tut Not.  Hospiz-Zeitschrift. 2000;  2 7-8
  • 4 Sabatowski R, Radbruch L, Nauck F, Loick G, Meuser T, Lehmann K A. Entwicklung und Stand der stationären palliativmedizinischen Einrichtungen in Deutschland.  Schmerz. 2001;  15 312-319
  • 5 Vachon M L. The stress of professional caregivers. In: Doyle D, Hanks GWC, Cherny NI, Calman K (eds). Oxford textbook of palliative medicine. 3. Aufl. Oxford University Press, Oxford, New York, Tokyo 2004; 992-1004
  • 6 Husebö S. Die Rolle des Arztes. In: Husebö S, Klaschik E (Hrsg). Palliativmedizin. Praktische Einführung in Schmerztherapie, Symptomkontrolle, Ethik und Kommunikation. 2. Aufl. Springer, Berlin, Heidelberg 2000; 361-395
  • 7 Verres R. Vom Handlungsdruck zur Begleitung in die innere Ruhe.  Dt Ärztebl. 1995;  92 B-2580-B2583
  • 8 Kash K M, Holland J C, Breitbart W, Berenson S, Dougherty J, Ouellette-Kobasa S. et al . Stress and burnout in oncology.  Oncology (Huntingt). 2000;  14 1621-1633
  • 9 Mount B M. Dealing with our losses.  J Clin Oncol. 1986;  4 1127-1134
  • 10 Vachon M L. Staff stress in hospice/palliative care: a review.  Palliat Med. 1995;  9 91-122
  • 11 Müller-Busch H C, Andres I, Jehser T. Wie viele Palliativstationen und Hospize brauchen wir in Deutschland?.  Z Palliativmed. 2003;  2 16-19
  • 12 Nauck F. Symptomkontrolle in der Finalphase.  Schmerz. 2001;  15 362-369
  • 13 Klaschik E. Gegenwärtiger Stand der Palliativmedizin in Deutschland. Entwicklungsbedarf. Forum Deutsche Krebsgesellschaft 2000; 28-29

Dr. Martin Weber

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