Gesundheitswesen 2004; 66(5): 341-345
DOI: 10.1055/s-2004-813096
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aids-Prävention an österreichischen Schulen

Aufklärungsprojekte zu HIV und Aids in WienAIDS Prevention in Austrian SchoolsInformative Campaign Projects on HIV and AIDS in ViennaH. K. Hartl1 , M. Ahonen2 , U. Eidher2 , M. Kunze2
  • 1Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, Wien
  • 2Institut für Sozialmedizin der Universität Wien
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Publication Date:
13 May 2004 (online)

Zusammenfassung

In den industrialisierten Staaten haben Aufklärungskampagnen und neue Therapieformen sowohl zu einem Rückgang von Neuinfektionen als auch der Mortalitätsrate von HIV-infizierten Patienten geführt. Weltweit jedoch gehört Aids mit mehr als 3,1 Millionen Todesfällen im Jahr 2002 zu den 10 häufigsten Todesursachen, die Tendenz ist weltweit steigend. Es besteht mehr denn je der Bedarf nach Aufklärungs- und Informationskampagnen, wobei Gesundheitsförderungsprogramme bereits im frühen Kindesalter ansetzen sollten. Konsequenterweise sind jene Präventionsprogramme am effektivsten, die bereits in einer Altersstufe begonnen werden, in der normalerweise die Möglichkeit oder die Gefahr eines gefährdenden Verhaltens noch nicht besteht. Eines der Hauptergebnisse einer WHO-Untersuchung 1993 war, dass offensichtlich die Sexualerziehung meist erst nach bereits erfolgter sexueller Aktivität der Jugendlichen und somit unter Umständen zu spät erfolgt. Bei Personen, die bereits sexuell aktiv sind, führen Präventionsprogramme zu einer Reduktion der Anzahl von Sexualpartnern und einer vermehrten Anwendung von Verhütungsmitteln. Es gibt hingegen keine Hinweise darauf, dass Jugendliche zu risikoreichem Sexualverhalten ermutigt werden. In österreichischen Schulen arbeiten im Bereich „Sexualerziehung” zahlreiche Experten und Organisationen unterschiedlichster Art zusammen. Die Schüler werden mit der Materie konfrontiert, die Aufarbeitung zieht sich durch alle Schulstufen und wird unter Darstellung von neuen Aspekten - altersentsprechend - den Jugendlichen wiederholt nahe gebracht. Zunächst werden in dieser Arbeit allgemeine Methoden zur Vermeidung von HIV-Neuinfektionen dargelegt, anschließend folgt eine auf Österreich bezogene Darstellung der Krankheit und der Methoden zu ihrer Reduktion. Das österreichische Schulsystem ist überzeugt, durch gezielte Maßnahmen einen positiven Einfluss ausüben zu können. Dazu stellt der Grundsatzerlass über die Sexualerziehung in den Schulen eine gute Basis dar. Es sind darin klare Richtlinien zur zukünftigen Entwicklung von Programmen beinhaltet, es wird eingefordert, dass die Sexualerziehung in Zusammenarbeit mit dem gesamten Schulteam zu erfolgen hat. Ungeachtet dessen ist im Schulunterrichtsgesetz 1986 keine Sexualerziehung zwingend vorgeschrieben, es obliegt der Schule, sich für oder wider Sexualunterricht im Lehrplan zu entscheiden. Durch dieses Faktum werden Schüler hinsichtlich der Möglichkeit, entscheidende Informationen für ihr alltägliches Leben zu erhalten, ungleich behandelt.

Abstract

Prevention campaigns and new antiretroviral therapies caused a decline in HIV-infections as well as mortality from HIV/AIDS in industrialised countries. Despite this development AIDS is one of the ten mean causes of death worldwide, with 3,1 million deaths in 2002. Hence there is an urgent need for prevention and information campaigns, which ideally should start in early childhood or at school age. It is well known that preventive strategies start at a time when the risk or the possibility of a risky behaviour does not yet exist. A WHO-report in 1993 showed, that sex education often comes too late, as sexual activity of adolescents is already on its way. Persons who are already sexually active can be influenced to have fewer sexual partners and to increase safer sex methods. There is no evidence for causing a higher risk by sex education of adolescents. In Austrian schools numerous experts and organisations cooperate in the sphere of sex education and STD-prevention. School children in Vienna are confronted with this topic by the schools they attend according to the Sex Education-Act of 1970 on a voluntary basis. Various examples of effective teaching models prove intensive efforts and successful interdisciplinary cooperation. This study analyses common risk-reduction-methods and describes the Austrian way of HIV/AIDS/STD prevention in school children, altough there is no obligation for sex education in schools, according to the School Teaching-Act of 1986, which leads to better knowledge and subsequent risk behaviour of adolescents in the same geographical area.

Literatur

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  • 10 Aids Hilfe Wien: Tätigkeitsbericht 1998 und 1999. 
  • 11 Svenson G R. European Guidelines for Youth AIDS Peer Education. Lund University, Department of Community Medicine, Malmo University Hospital; 1998

Dr. Hubert K. Hartl

Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, Abteilung III/A/3

Radetzkystr. 2

1031 Wien

Email: hubert.hartl@bmgf.gv.at

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