NOTARZT 2004; 20(5): 175-180
DOI: 10.1055/s-2003-814958
Originalia
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erste Hilfe im Internet

Wie viel Erste Hilfe kann über das Internet geleistet werden?First Aid on the World Wide WebPotential and LimitsH.  Poschenrieder1 , M.  Nerlich2 , U.  Schächinger2 , J.  Swol-Ben3
  • 1Medizinische Fakultät, Universität Regensburg
  • 2Klinik für Unfallchirurgie der Universität Regensburg
  • 3Klinik und Poliklinik für Chirurgie der Universität Regensburg
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 October 2004 (online)

Zusammenfassung

Die Anzahl der Internetbenutzer hat in den letzten Jahren rapide zugenommen. Das Netz gehört mit anderen Medien zu den wichtigen Informationsquellen, auch im Bezug auf medizinische Informationen. Es wurde untersucht, wie sich der Zugang zu Informationen über Erste Hilfe im WWW gestaltet und wie die Webseiten strukturiert sind. Neben dem Informationsgehalt und seiner Qualität wurde auch die technische Umsetzung der WWW-Seiten beurteilt. Drei lebensbedrohliche Situationen, Kreislaufstillstand beim Erwachsenen, Fremdkörperaspiration beim Kind und starke Blutung nach einer Verletzung wurden als Stichworte in die Suchmaschinenfenster eingegeben. Die Suche über drei Suchdienste: Google, Excite und Lycos, ergab insgesamt 4842 Treffer. Zur Auswertung wurden pro Thema und Suchmaschine jeweils 50 Treffer herangezogen. Nach Aussortieren der mehrfachen Treffer verblieben für die Analyse 191 WWW-Adressen. Die Bewertung erfolgte nach Noten von 1 (inhaltlich richtig und für den Laien verständlich) bis 6 (falsche oder fehlende Information). Die gefundenen Informationen wurden inhaltlich mit den aktuellen Leitlinien der American Heart Association und des International Liaison Committee on Resusciation für Cardiopulmonale Reanimation durch Ersthelfer und mit den Empfehlungen des Deutschen Roten Kreuzes für „Erste Hilfe” verglichen. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass aufgrund der hohen Trefferanzahl zu den o. g. Themen, die Auswahl der „richtig” - informativen Seite dem Zufall überlassen bleibt. Viele Seiten bieten lediglich eingeschränkte bis mangelhafte Informationen, ein Teil der getesteten Seiten jedoch auch korrekte Information über die lebensbedrohlichen Notfälle, jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch diese können insgesamt nur als Ergänzung der Laienausbildung in der Ersten Hilfe angesehen werden. Die Internetinformationen erfüllen nur eine unterstützende Funktion und können eine praktische Übung der Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht ersetzen.

Abstract

The number of internet users has been increasing rapidly over the last few years. As in other sciences, the Web has become an important source of information in medicine. We have analyzed the accessibility of first-aid information on the WWW as well as the structure of the relevant sites. In addition to the material available and its quality, we have also discussed the technical dimension of the websites. The data of the survey has been gathered by searching three engines (www.google.de, www.excite.de, and www.lycos.de) for three exemplary life-threatening situations, using the keywords: „cardiac arrest in adults”, „foreign-body-aspiration in children”, and „severe bleedings after a trauma”. From the resulting 4842 hits, we chose 50 sites per keyword and search engine. After eliminating multiple hits, 191 sites has been left and, by using a set of criteria based on the guidelines of the American Heart Association and the International Liaison Committee on Resuscitation for CPR, and the standards of the German Red Cross for first-aid-education, were graded from 1 (accurate and clearly understandable) to 6 (non-satisfactory, incorrect or incomplete). The results of our study clearly reveal that, due to the large number of sites available on first-aid on the WWW, it remains a matter of chance if one hits a more or a less instructional site. The majority of the sites provided only poor or limited information, while a smaller number of sites put forward accurate - even if not necessarily fully comprehensive - instruction on how to behave in life-threatening emergency situations. We come to the conclusion that even the superior sites in our survey can not replace the practical training of non-professionals in first-aid procedures but merely serve as an additional source of information.

Literatur

  • 1 Bahr J, Panzer W, Klingler H. Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Ersthelfer - Einige Ergebnisse und Folgen aus dem Göttinger Pilotprojekt.  Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzthe. 2001;  36 (9) 573-579
  • 2 Internetrecherche: www.vi.com/home/EysenbachGunther/faq.htm
  • 3 Keggenhoff F. Das offizielle Erste-Hilfe-Buch. Deutsches Rotes Kreuz. München; Südwest-Verlag 2001
  • 4 Keggenhoff F. Das offizielle Erste-Hilfe-Buch für Notfallmaßnahmen bei Babys und Kindern. München; Südwest-Verlag 2001
  • 5 Dirks B. Leitlinien des European Resuscitation Council 2000 für lebensrettende Sofortmaßnahmen beim Erwachsenen.  Der Notarzt. 2002;  18 204-209

Dr. med. Justyna Swol-Ben

Klinik und Poliklinik für Chirurgie der Universität Regensburg

Franz-Josef-Strauß-Allee 11

93053 Regensburg

Phone: 0049/941/944-0

Fax: 0049/941/944-6802

Email: justyna.swol-ben@klinik.uni-regensburg.de

    >