Gesundheitswesen 2003; 65: 36-40
DOI: 10.1055/s-2003-38118
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Evaluation der Dienstunfähigkeit bei Beamtinnen und Beamten

Laufbahn und MorbiditätEvaluation of the Premature Unfitness for Work Among Civil Servants LareerGroups and MorbidityP. Lederer1 , D. Weltle2 , A. Weber3
  • 1Landratsamt Erlangen-Höchstadt, Gesundheitsamt (Leiter: Ltd. MD P. Lederer)
  • 2Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (Direktor: Prof. Dr. H. Drexler)
  • 3Consulting-Assessment-Evaluation, Erlangen
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Publication Date:
21 March 2003 (online)

Zusammenfassung

Das anlässlich einer prospektiv erhobenen Studie gewonnene Datenmaterial über 11 528 Begutachtungen zur Frage der vorzeitigen Dienstunfähigkeit von Beamtinnen und Beamten im Freistaat Bayern konnte in dieser Studie differenziert hinsichtlich der Morbidität in den unterschiedlichen Laufbahnarten und Laufbahngruppen ausgewertet werden.

Das Kollektiv dieser Studie umfasste insgesamt 6861 als dienstunfähig beurteilte Beamtinnen und Beamte (2723 Frauen entsprechend 39,7 % und 4128 Männer entsprechend 60,2 %). Im Lehrberuf tätig waren 4112, in der Verwaltung 1644, im technischen Dienst 386 und in Tätigkeit mit Sonderanforderung (z. B. Feuerwehr oder Justizvollzugsdienst) 483 Dienstunfähige. Den beamtenrechtlichen Laufbahngruppen einfacher Dienst konnten 266, dem mittleren Dienst etwa 29, dem gehobenen Dienst 2766 und dem höheren Dienst 2146 Beamtinnen und Beamte zugeordnet werden.

In allen Tätigkeitsbereichen und Laufbahngruppen zeigte sich die Diagnosegruppe „psychische Erkrankung” (ICD 10: F) mit einer Prävalenz zwischen 30,8 % im einfachen Dienst und 48,0 % im gehobenen Dienst als „Frühpensionierungsleiden Nr. 1!” In allen Tätigkeitsbereichen waren Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer (Unterschiede von 3,1 Prozentpunkten bis 18,1 Prozentpunkten mittlerer Dienst bzw. technischer Dienst).

Die insgesamt niedrigere Prävalenz von muskuloskelettalen Erkrankungen (ICD 10: I) zeigte eine Abhängigkeit von der Tätigkeitsanforderung und lag am höchsten im technischen Dienst und in der Laufbahn des einfachen Dienstes. Der Median des Eintrittsalters in den vorzeitigen Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen ergab eine Vorverlegung des Ruhestandseintritts im Vergleich zur Regelaltersgrenze zwischen 15 und 9 Jahren und stellte sich in den unterschiedlichen Laufbahngruppen jeweils unterschiedlich dar.

Diese Auswertung betrifft die Prävalenz von Erkrankungen von Ruhestandsbeamtinnen und -beamten, nicht Angaben zur gesundheitlichen Situation der gesamten Beamtenschaft.

Sie können allerdings Hinweise für die Schwerpunkte einer notwendigen Prävention geben.

Abstract

Out of the data obtained in a prospective study over 11,528 assessments concerning premature unfitness for work among civil servant over a period of four years the collective groups of those assessed unfit for work (n = 6,861, 2,723 women i. e. 39.7 % and 4,128 men i. e. 60.2 %) were included in this study. The median age was 54 years (women 52, men 55), 4,112 were teachers, in the administration 1,644, in the technical service 386 and in activities with special request (e. g. fire-brigade or law execution service) 483.

Career groups: official-legal groups of careers in lower service categories were 266, in medium categories about 29, in elevated service 2,766 and higher service 2,146 woman officials and male officials.

In all fields of activity and groups of careers psychic disorders (ICD 10: F) had a prevalence between 30.8 % in lower service and 48.0 % in the elevated service as “Premature Retirement Suffering No. 1”. Women in all fields of activity were clearly more frequently concerned than men (differences from 3.1 per cent points to 18.1 per cent points middle service or technical service, p < 0.01).

Second place was taken by muscular/skeletal diseases (ICD 10 group M) in 17.4 % of cases (n = 1,630), and third place by cardiovascular diseases (ICD 10 group I) in 10.4 % of cases (n = 972). The altogether lower prevalence of musculoskeletale illnesses (ICD 10: I) showed a dependency on the activity request and was highest in the technical services and in lower service categories.

The median of entrance into premature unfitness for health reasons was between 15 and 9 years earlier than the age limit by law and presented itself differently in the groups of careers. Although this analysis only shows the prevalence of illnesses causal for premature retirement and not the health situation of all civil servants, it can give however pointers to emphasis for a necessary prevention.

Literatur

  • 1 Lederer P, Weltle D, Weber A. Sozialmedizinische Evaluation der Begutachtungen zur vorzeitigen Dienstunfähigkeit von Beamtinnen und Beamten.  Gesundheitswesen. 2001;  63 509-513
  • 2 Verband der Deutschen Rentenversicherungsträger-VDR .VDR Statistik, Rentenzugang des Jahres 1999 einschließlich Rentenwegfall, Rentenänderung/Änderung des Teilrentenanteils. Frankfurt/Main; 2000 Band 113
  • 3 Weber A, Weltle D, Lederer P. Zur Problematik krankheitsbedingter Frühpensionierungen von Gymnasiallehrkräften.  Versicherungsmedizin. 2002;  54 75-83

Dr. P. Lederer

Schubertstr. 14

91052 Erlangen

Email: dr.lederer.@ga.erlangen-hoechstadt.de

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