PPH 2002; 8(4): 179
DOI: 10.1055/s-2002-33563
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Coaching für die Pflege?

Gerd  Krause
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Publication Date:
26 August 2002 (online)

Pflegephilosophie und Kultur sind nicht identisch mit schön formulierten Leitbildern, wie wir sie mancherorts in Hochglanzbroschüren vorfinden. Pflegekultur ist das, was sich zwischen Pflegepersonen und Patienten abspielt im Arbeitsfeld Krankenhaus. Beteiligt sind alle: Patienten, Kunden, Lieferanten, Angehörige, Behörden und Bedienstete. Die Kultur der Pflege reflektiert das, was Pflegende wissen und was sie können, um in der Beziehungsarbeit wirksam zu sein.

Aber nicht immer sind wir angemessen darauf vorbereitet, was von uns in der Beziehungsarbeit erwartet wird. Dies gilt für die Mitarbeiter am „Krankenbett” genauso wie für das „gehobene Klinikmanagement” am Schreibtisch. Auch in der Pflege neigen wir dazu, die Welt in richtig oder falsch, gut oder nicht so gut einzuordnen. Wir tun dies, um einen eigenen Standpunkt zu finden. Ob man darin etwas Positives oder Wünschenswertes feststellen mag, muss jeder für sich entscheiden. Nicht abfinden müssen wir uns jedoch mit der vielerorts beklagten Arbeitsrealität. Diese Realität muss verbessert werden, und ich glaube, in manchen Fällen sogar radikal.

„Wenn Manager lernen wollen, viele kleine weiße Bälle auf möglichst elegante Weise in ferne grüne Löcher zu versenken, geben sie eine Menge Geld aus für professionelle Trainer.” Und was gibt das Klinikmanagement für die Pflege aus, damit sie zielgerichteter und effizienter ihre Dienstleistungen anbieten kann? Nun, es muss geraten werden, wieviel es ist.

Die Deutsche Bahn macht ihre MitarbeiterInnen fit für gute Servicequalität und Erfolg im Wettbewerb. Mehr als 700 Millionen Mark inverstierte der DB-Konzern im Jahr 2001 für Aus-, Fort- und Weiterbildung für rund 220 000 Eisenbahner, so eine Pressemitteilung der Deutschen Bahn aus dem Jahre 2001. Und wie sieht es im Gesundheitswesen aus? Im Vergleich zur sogenannten „freien Wirtschaft” sind die finanziellen Mittel, die für Fort- und Weiterbildung in Kliniken und Heimbereichen zur Verfügung gestellt werden, eher bescheiden. Es liegt keineswegs an den mangelnden oder fehlenden Angeboten und es liegt auch nicht an fehlendem, mangelndem Interesse, sondern es liegt daran, dass die Fort- und Weiterbildung im pflegerischen Bereich des Gesundheitswesens sträflich vernachlässigt wird. Aber auch die Pflegenden selbst haben mancherorts die Einstellung, einmal im Beruf - immer im Beruf, und sie übersehen hierbei, dass sich eine solche Einstellung überholt hat und unbrauchbar ist. Gewiss, es gibt sie, die positiven Beispiele, die erkannt haben, dass es sich lohnt in Fort- und Weiterbildung, auch im Gesundheitswesen, zu investieren. Es gibt sie, die Kliniken und Heime, die z. B. ihren Mitarbeitern kostenfrei Fachzeitschriften zur Verfügung stellen, aber es sind die Ausnahmen.

Wenn die Prognosen stimmen, dass das Gesundheitswesen, als personenbezogener Dienstleistungssektor, der wirklich nennenswerte Wachstumsbereich der nächsten Jahre sein soll, dann kann das nicht mit den Berufsprofilen und Einstellungen des vergangenen Jahrhunderts geschehen. Wir benötigen dringend eine zukunftsorientierte Berufskonstruktion für die Pflege in Heimen und Kliniken. Allein die Tatsache, dass zunehmend mehr Fachhochschul- und Universitätsabsolventen die Aufgabe von Pflegemanagement in Gesundheitsbetrieben übernehmen, reicht nicht aus. Erfolgreich wird nur der sein, der sein Tun kontinuierlich trainiert. Diese Feststellung ist nicht neu, findet jedoch wenig Anwendung in der Pflege.

Es würde mich freuen, wenn auch die MitarbeiterInnen aus der Pflege sich diesbezüglich mehr positionieren. Positionieren heißt Stellung zu beziehen und Interessen zu vertreten bzw. einzufordern. Es ist unbestreitbar, wer über eine gute Qualifikation verfügt, genießt Ansehen auch in der Öffentlichkeit und hat es leichter Kunden zu gewinnen und diese zu behalten. Ein Gesundheitsunternehmen mit talentierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen übt eine nicht zu unterschätzende Anziehungskraft aus. Dies zu erkennen ist eine Seite, das Beste daraus zu machen eine andere.

Liebe LeserInnen, wann fordern Sie für die Pflege einen Coach an, damit Sie den vielen Patienten möglichst schnell auf eine zufriedenstellende Art aus dem Krankenhaus heraushelfen? Lassen Sie sich von den AutorInnen dieser Ausgabe inspirieren.

 





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