intensiv 2002; 10(4): 182-186
DOI: 10.1055/s-2002-32508
Psychologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Stress - eine Chance?

Brinja Schmidt
  • 1Göttingen
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Publication Date:
27 June 2002 (online)

Einleitung

Das Thema „Stress” ist zur Zeit in aller Munde. Jeder kennt Stress, jeder hat bisweilen Stress und der Begriff ist längst in unsere Alltagssprache eingedrungen. Wenn wir sagen: „Ich bin gestresst”, meinen wir zumeist, dass wir uns angestrengt und angespannt fühlen oder dass wir genervt sind. Doch der Begriff Stress birgt noch andere Bedeutungen, die sich kaum jemand traut zu äußern, nämlich: „Ich fühle mich überfordert” oder „Ich habe Angst.”

Wie selbstverständlich finden sich auf den Therapieplänen unserer Intensivpatienten Medikamente zur Prophylaxe von Stressulzera, aber selten fragt man sich dabei, was dieser Stress für die Patienten eigentlich bedeutet.

Die Popularität des Phänomens Stress spiegelt sich auch in Artikeln von allgemein beliebten Zeitschriften wider, die das Thema aufgreifen (z. B. Geo [1]). In diesem Artikel wird sich dem Begriff Stress in verstehbarer Weise genähert und die biochemischen Vorgänge, die ablaufen, wenn wir in Stress geraten, werden allgemeinverständlich zusammengefasst.

Aber den Fragen:Welche tiefere Bedeutung haben diese Reaktionen eigentlich für unsere Persönlichkeit?oder:Wie können wir lernen in geeigneter Weise mit Stress umzugehen?wird nur sehr oberflächlich Rechnung getragen.

In diesem Artikel möchte ich mich daher besonders mit diesen Fragestellungen auseinander setzen. Aus diesem Grunde wird der Fokus eher im psychologischen Bereich liegen, was zur Folge hat, dass die biochemischen Abläufe nur am Rande erwähnt werden. Diese Zusammenhänge können in detaillierter Weise in der angegebenen Literatur nachgelesen werden [2].

Zunächst werden verschiedene gängige Konzepte des Begriffes „Stress” vorgestellt. Beginnen werde ich hierbei mit der Konzeption von Lazarus, der erstmals die Bedeutung von subjektiven Situationsbewertungen in sein Modell einbezog [3]. Daraufhin wird das Modell von Antonovsky aufgegriffen, der sich vordergründig mit den Einflussfaktoren der Stressbewertung beschäftigte [4]. Das anschließend dargestellte Modell von Hüther [2] betrachtet „Stress” aus evolutionsgeschichtlicher Sicht und zeigt die Verbindung zwischen „Stress” und „Lernen” auf. Der Leser wird feststellen, dass gewisse Berührungspunkte zwischen diesen Modellen bestehen. Die persönlichen Reaktionen auf Stress in kognitiver, emotionaler und verhaltensbezogener Hinsicht werden im Anschluss hieran referiert.

Ein kurzer Exkurs soll die gesellschaftliche Funktion und Bewertung von „Stress” verdeutlichen.

Als Fazit versuche ich am Ende des Artikels auf verschiedene Formen der Stressbewältigung einzugehen.

  • 1 Possemeier I. Stress. Wie meistern wir die schöne neue Arbeitswelt?.  Geo. 2002;  3 142-169
  • 2 Hüther G. Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden. Sammlung Vandenhoeck & Ruprecht 2001
  • 3 Lazarus R. S., Folkmann S. Stress, appraisal, and coping. New York; Springer Press 1988
  • 4 Antonovsky A. Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Franke A Psychosomatische Gesundheit: Versuch einer Abkehr vom Pathogenese Konzept. Tübingen; dgvt Verlag 1997
  • 5 Kaluza G. Gelassen und sicher im Stress. Berlin, Heidelberg, New York; Springer Verlag 1996
  • 6 Schwarzer R. Gesundheitspsychologie. Göttingen; Hogrefe 1977
  • 7 Juli D, Schulz A. Stressverhalten ändern lernen. Vorbeugung und Hilfe bei psychosomatischen Störungen und Krankheiten. Reinbek; Rororo 1998

Brinja Schmidt

Krankenschwester/MA f. Pädagogik und Musikwissenschaften

Am Steinsgraben 28

37085 Göttingen

Email: brinja-schmidt@web.de

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