intensiv 2002; 10(4): 190-191
DOI: 10.1055/s-2002-32507
Recht
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Infektionsgefahr aus der Kanüle - Hepatitis-Anzeigen nehmen zu

Medizinisches Personal und Fernreisende besonders betroffenWerner Schell
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Publication Date:
27 June 2002 (online)

Die Zahl der Verdachtsmeldungen auf blutübertragbare Viruskrankheiten in Krankenhäusern und Arztpraxen steigt. Im Jahr 2000 wurden der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) mehr Fälle von Hepatitis B und C als im Vorjahr gemeldet. Auch Reisende in tropische Gebiete sind gefährdet. Die BGW informiert über Ansteckungswege, Prophylaxe und Sofortmaßnahmen im Notfall.

Im Jahr 2000 wurden der BGW 1233 Verdachtsanzeigen auf eine beruflich bedingte Infektionskrankheit gemeldet. Betroffen davon sind vor allem Ärzte und Krankenpflegekräfte. Das bedeutet einen Anstieg von acht Prozent gegenüber 1999. Dr. Frank Haamann, Arbeitsmediziner bei der BGW: „Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, C und D werden vor allem übertragen, wenn sich das medizinische Personal mit kontaminierten Kanülen, Lanzetten oder Skalpellen verletzt. Aber auch, wenn Blutspritzer von infizierten Patienten in Schleimhäute oder kleine Hautwunden eindringen.” Eine vorbeugende Impfung ist nur gegen Hepatitis B möglich; sie bietet gleichzeitig Schutz gegen den Hepatitis-D-Virus. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen, die Kosten übernimmt für medizinisches Personal der Arbeitgeber. Eine Auffrischung ist alle zehn Jahre notwendig. Einer Hepatitis-C-Infektion können Ärzte und Pfleger nur durch das konsequente Tragen von Schutzhandschuhen, -kleidung, -brille, Atemschutz und vorsichtigen Umgang mit scharfen und spitzen Instrumenten vorbeugen. Eine Impfung gegen den stark infektiösen B-Virus wird auch Reisenden dringend empfohlen, die in Risikogebiete fahren: Länder mit unzureichenden hygienischen Verhältnissen, v. a. die tropischen Regionen Südamerikas, Afrikas und Südostasiens. Schon kleinste Wunden oder Schleimhautkontakt genügt für eine Infektion. Es gibt die Möglichkeit der Hepatitis-A-B-Kombinationsimpfung, die auch gegen den relativ harmlosen A-Erreger schützt. Er wird durch den Mund, z. B. durch Trinkwasser und rohe Nahrungsmittel, übertragen. Die Symptome einer Hepatitis sind bei allen Arten etwa gleich und werden oft kaum bemerkt. Zunächst kommt es zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gelenkschmerzen und leichtem Fieber. Danach färben sich Haut, Schleimhäute und Augen gelb. Nach vier bis sechs Wochen tritt meist eine Besserung ein. Während Hepatitis A ausheilt, können B, C und D über Jahre unbemerkt weiterbestehen. Innerhalb von 15 bis 20 Jahren entwickelt sich in fünf bis zehn Prozent der Fälle eine Leberzirrhose, die zum Versagen der Leberfunktion und zu Leberkrebs führen kann. Während B und D nicht behandelbar sind, gibt es beim C-Virus eine viel versprechende Frühtherapie.

Sofortmaßnahmen im Notfall Auch Nicht-Mediziner können, zum Beispiel bei Erste-Hilfe-Maßnahmen, mit Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Daher ist es vor allem wichtig, Schutzhandschuhe anzulegen, die mittlerweile für jedes Erste-Hilfe-Set Vorschrift sind. Kommt es dennoch zu Verletzungen oder Hautkontakt, was ist dann zu tun? Bei Stich- und Schnittverletzungen - Blutung der Wunde anregen - Desinfizierung mit Alkohol und Jod Bei Spritzern in Mund, Nase, Augen - reichlich spülen mit Wasser, besser destilliertem Wasser oder einprozentiger Kochsalzlösung oder verdünnter (1 : 4) wässriger Jodlösung Bei Kontakt von Blut oder Körperflüssigkeit mit Haut - mit Wasser und Seife waschen - Desinfizierung der Haut mit Alkohol - bei leichten Hautverletzungen (z. B. Abschürfungen) Desinfizierung mit Alkohol und Jod

Die BGW hat speziell für medizinisches Personal eine Informationsmappe erstellt.

Nähere Informationen im Internet unter http://www.bgw-online.de/pressezentrum/presseinformationen/detail_ presse.jsp?lfdDokNr = 1036

(Quelle: Pressemitteilung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege vom 12.11.2001).

Werner Schell

Harffer Straße 59

41469 Neuss

Email: http://www.wernerschell.de

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