intensiv 2002; 10(3): 119-123
DOI: 10.1055/s-2002-30177
Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zur Einschätzung der Wahrnehmungssituation des Patienten - ärztliche Kriterien

Andreas Zieger
  • 1Ev. Krankenhaus Oldenburg, Abt. für Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte
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Publication Date:
17 May 2002 (online)

Zusammenfassung

Die Wahrnehmungssituation des Patienten auf einer Intensivstation ist ein Thema, mit dem sich meist die Pflegekräfte befassen, häufig intuitiv. Im folgenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Einschätzung der Wahrnehmungssituation des Patienten überhaupt ein Thema für den Arzt ist und, wenn ja, nach welchen Kriterien und mit welchen Methoden diese Einschätzung erfolgt. Vor dem Hintergrund einer gründlichen Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen eines bio- und beziehungsmedizinischen Verständnisses ergibt sich, dass die Einschätzung der Wahrnehmungssituation des Patienten ein wesentlicher Bestandteil ärztlicher und pflegerischer Arbeit auf der Intensivstation zu sein scheint, bei dem die Symptome des Patienten in einen bewussten Austauschprozess körperlicher Zeichen- und Sinngebung gebracht werden, die sich in den Begriffen „Biosemiologie” und „Körpersemantik” widerspiegeln. Konsequenzen für eine humane Medizin werden abschließend dargelegt.

Literatur

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Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Zieger

Ev. Krankenhaus Oldenburg, Abt. für Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte (Frührehabilitation)

Steinweg 13-17

26122 Oldenburg

Email: dr.andreas.zieger@evangelischeskrankenhaus.de

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